Stärke und Fruchtbarkeit – Rinder

Wenn man die Stadt Frankfurt am Main besucht, gilt neben den Museen auch der Frankfurter Börse das touristische Interesse. Vor dem Gebäude muss der Besucher jedoch zunächst an zwei in Bronze gegossenen Tieren vorbei, einem sich duckenden Bären und einen stolzen Bullen. Diese beiden Tiere repräsentieren den Aktienmarkt. Während der Bär mit seiner Pranke die Kurse nach unten drückt, reißt der Stier mit seinen Hörnern dieselben wieder nach oben. Diese Symbolik ist keineswegs eine hessische Besonderheit, sondern ist innerhalb des gesamten Finanzwesen bekannt[1].


Wenn auch die Legende davon erzählt, dass diese Erklärung mit dem Besuch eines spanischen Literaten an der Amsterdamer Börse im 16. Jahrhundert in Zusammenhang steht, der den Wertpapierhandel mit den Gepflogenheiten eine besonderen Form es Stierkampfes in Mexiko verglich,[2] so ist die Symbolik des starken, aufbrausenden Bullen doch einer weit älteren Tradition verhaftet, die sich über Kulturkreise hinweg auf verschiedenen Kontinenten ganz ähnlich widerspiegelt.

Neuere genetische Untersuchungen haben ergeben, dass sich im Zeitraum zwischen 850.000 und 610.000 Jahren vor der heutigen Zeit zwei Unterarten von Tieren entwickelten, die als Vorfahren der heute gehaltenen Bos taurus und Bos indicus gelten[3]. Sowohl in Europa, vor etwa 8000 Jahren, als auch in Asien, 4000 Jahre später, kam es unabhängig voneinander zu einer Domestizierung dieser Tiere[4].

Wenn sich auch nur die Gattung Bos in Afrika, Europa und Asien verbreitete, so war für den amerikanischen Kontinent ein weiteres Mitglied der Familie der Bovidae von spezieller Bedeutung – das amerikanische Bison (Bison bison). Paläontologische Funde zeigen auf, dass Bisons vor etwa 2,5 Mio Jahren in Asien das erste Mal erschienen. Von dort aus sind sie nach Europa und Amerika gewandert. Während das europäische Bison bereits in der Würm-Glazial (vor 115.000 – 10.000 Jahren) ausstarb[5], fand das amerikanische Bison Eingang in die Kultur der amerikanischen Ureinwohner und nahm augenscheinlich in seinem Bestand erst im 19. Jahrhundert ab[6].

Die bisher genannten domestizierten Mitglieder der Bovidae stammen von Arten des Auerochsen ab, eines der, wie es Rolf Neuhaus formuliert, „korpulentesten aller Tiere“ und „eines der gefährlichsten, wegen seiner Stärke und seiner Waffen“[7]. So ist es kein Wunder, dass diesem Tier innerhalb der europäischen Kulturgeschichte zwei unterschiedliche Funktionen zukommen. Die Domestizierung des Tiers war auf Grund seines Körperbaus eine logische Folge, um eine Ernährungsgrundlage zu haben, die Gefahr, die von ihm ausging, sorgte auf der anderen Seite für eine Symbolik der Stärke. Zeichnungen des Neolithikums zeigen, dass der frühe Mensch vom Auerochsen fasziniert war[8], eine Faszination, die sich in den frühen Hochkulturen wiederfand.

Das assyrische Gilgamesch-Epos etwa kennt den Himmelsstier, den die Göttin Ischtar von ihrem Vater fordert, damit „ich Gilgamisch an seinem (eigenem) Wohnsitz erschlage“[9]. Hier zeigt sich deutlich die Symbolik der Stärke. Von den zahlreichen Stierkulten der Alten Ägypter ist sicherlich der des Apisstiers in der Königsstadt Memphis der bekannteste. Er symbolisiert den Stadtgott Ptah, der auch die Menschen gemacht hatte. Ptah wurde auch als Fruchtbarkeitsgott verehrt, was auf eine  eine weitere in diese Richtung gehende Bedeutung des Stiers hindeuetet[10].

Die Mischung aus Stärke und Fruchtbarkeit findet sich allerdings besonders stark in der griechischen Mythologie wieder. Die Ursprungslegende Europas enthält diese Symbolik, wenn der Göttervater Zeus sich in einen Stier verwandelt, um die phönizische Prinzessin Europa zu entführen[11]. Von den Kinder, die er mit ihr zeugt, ist eines Minos. Dieser, selber verheiratet, wird von seiner Frau mit einem – diesmal echten – Stier betrogen. Aus dieser Verbindung entsteht der Minotaurus, ein schreckliches Monster, das in das Labyrinth des Daedalus gesperrt wird[12]

Auffällig daran ist vor allem, dass die bisher beschriebene Symbolik in erster Linie dem Stier, nicht aber der Kuh zukommt, diese lediglich am Rande und meistens im Plural „Rinder“ Erwähnung findet, wenn auch ihre Augen bei den Griechen als Schönheitsideal galten, wie das Beispiel der Göttin Hera verdeutlicht, die in der Ilias als die Kuhäugige (βοῶπις Ἧρα) bezeichnet wird[13].

Der symbolisch-literarische Wert des Rinds ergibt sich aus seiner Omnipräsenz innerhalb der antiken Welt, die auf die ökonomisch-existentielle Bedeutung des Rinds verweist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die römischen Landwirtschaftsautoren Varro und Colummella auf das Bos eingehen. Deutlich macht dies etwa Varro besonders, wenn er erklärt, dass das lateinische Wort für Geld pecunia von pecus, dem Wort für Vieh, abgeleitet wird[14]. Aber auch den Römern war der Stier  mehr Wert als die Kuh. Der ältere Plinus berichtet ausführlich über Zucht und Trächtigkeit der Kühe, weiß von den Zebus sachlich zu berichten[15], doch kommt es zum Stier, schwärmt er davon, dass dieser „in aspectu generositas“ sei, er „torva fronte, auribus saetosis“ und „cornibus in procinctu dimicationem poscentibus“[16] habe.

Auch in der außerrömischen Welt Europas kamen Rinder vor. Der römische Historiograph Tacitus (58-120 n, Chr.) schreibt über die Germanen, dass sie „satis ferax, frugiferarum arborum impatiens, pecorum fecunda, sed plerumque improcera. Ne armentis quidem suus honor aut gloria frontis: numero gaudent, eaeque solae et gratissimae opes sunt“[17].

In der Zeit der Völkerwanderungen wanderten auch Rinder mit, was sich vor allem auf den britischen Inseln zeigen läßt, da dort oftmals die Rinder aus der Heimat der Invasoren eingeführt wurden[18]. Das Mittelalter war in Bezug auf die Rinderzucht eine äußerst produktive Zeit. Da das Rind zu den Fleischlieferanten schlechthin gehörte[19], ist es nicht verwunderlich, dass die germanischen Rinder durch Nahrungsumstellung größer werden mussten. In Friesland wurde zudem mit Beginn des Spätmittelalters die Milchwirtschaft besonders gefördert, so dass Kühe dort mehr Milch gaben[20].

Diese wirtschaftliche Bedeutung des Rinds als Nahrungslieferant und als Arbeitstier nahm auch in der Frühen Neuzeit nicht ab. So konnte Hünniger aufzeigen, dass etwa eine Katastrophe wie die immer wieder ausbrechenden Rinderpesten des 18. Jahrhunderts zu Konflikten zwischen der Bevölkerung und der Obrigkeit führten, etwa in der Frage der Handelssperre und der Quarantänebestimmungen für ganze Dörfer und Gemeinden[21]. Aber auch die alte Symbolik des Stiers hatte sich in die Frühe Neuzeit gerettet. Vor allem in Spanien, wurde mit dem Ende der Reconquista der Stierkampf neu zelebriert. Mit dem 18. Jahrhundert wurde der Kampf sogar zum Symbol Spaniens selber stilisiert[22], was sich noch heute in dem bekannten Osbourne-Stier zeigt, der Spanien repräsentiert[23].

Statussymbole par excellence – Rinder in Afrika

Wurden bisher ganze Gesellschaften betrachtet, die ihr Verhalten durch Imitation änderten, kann dieser Aspekt der Idee der Mode auch bei einzelnen Menschen betrachtet werden. Interessanterweise sind es vor allem einzelne Europäer, bei denen sich eine gewisse Art der Imitation feststellen lässt. Auffällig am folgenden Beispiel ist dabei die Tatsache, dass hier eine Domänenverteilung vor Augen tritt, bei der nur vermeintlich zwischen zwei Kulturen ohne Probleme gewechselt wird. Diese Probleme erwachsen aus dem einfachen Umstand, dass die europäischen Siedler nach mehreren Jahrzehnten sich durchaus mit den Kulturen der indigenen Bevölkerung um sie herum auskennen. Reisende aus Europa griffen in ihren Berichten neben den eigenen Anschauungen auch auf dieses Wissen zurück. Ein Teil dieses Wissens, der den Europäern in Afrika recht schnell ins Auge gesprungen war, bezog sich auf die Stellung der Rinder in Süd- und auch Ostafrika. Nicht erst seit den kommerziellen Erfolgen[24] des Buches „Die weiße Massai“[25] und der gleichnamigen Verfilmung[26] ist bekannt, dass auf dem afrikanischen Kontinent eine ganz besondere Beziehung zwischen Rindern und Menschen besteht. Diese Tatsache wurde von der Ethnologie bereits seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts untersucht[27]. Entscheidend dabei war jedoch immer die Region Afrikas, in der man sich befand. Zwar konnte eine Studie Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zur Verteilung von Viehherden auf dem afrikanischen Kontinent aufzeigen, dass sich auch unmittelbar im arabisch-muslimisch geprägten Raum Rinderhaltung etabliert hatte, die den Massen im östlichen und südlichen Teil Afrikas in nichts nachstanden[28], doch schon Herskovitz bemerkte dazu, dass „while the Arabs of the Sudan have cattle, these do not play the same part in their lives as in that of the peoples inhabiting the eastern portion of Africa“[29].

Während sich die Bedeutung der Rinder im arabischen Kulturaum kaum von dem Europas unterschied, waren besonders die südlich der Sahara gehaltene Rinder im Verständnis ihrer Besitzer von ganz anderem Wert. Augenscheinlich ist dies etwa im Verhalten der Dinka im Südsudan. Keines deren Rinder wird umgebracht, um es zu schlachten. Nur Tiere die auf natürlichem Weg sterben, werden als Nahrung gebraucht[30]. Wie intensiv etwa der Umgang der bereits erwähnten Massai mit ihren Rindern ist, wird durch mehrere Einzelheiten deutlich. Ein gewählter Häuptling muss sich als Viehbesitzer ausweisen, die Kriege, die von den Massai geführt wurden, hatten zum Hauptziel die Eroberung von Rindern, alle Nahrung muss von den Rindern kommen, jede Art von Landwirtschaft, die mit Rinderhaltung nichts zu tun hat, wird als unwürdig abgelehnt, kurz: Für die Massai gibt es nichts, was mit ihren Rindern vergleichbar wäre[31]. Ähnliches Verhalten ist bei fast allen ostafrikanischen Volksstämmen zu beobachten, abgesehen von denjenigen, die gar keine Rinder halten, wie etwa die Wa-Yao im heutigen Malawi[32].

Der bereits erwähnte John Barrow ging 1787 einen Schritt weiter und übertrug sein angelerntes Wissen über die südafrikanischen Völker auch auf ein ganz anderes Volk, als er das Hinterland des Kaps bereiste und bis nach Namibia vordrang. In seiner Beschreibung ist Bedauern gegenüber den Damara spürbar. So erkennt er zwar an, dass „sie ein Künstlervolk und mit Metallbearbeitung bekannt sind“, sie jedoch „nach allen Berichten die ärmsten Menschen auf der Erde“ seien. Die Begründung hierfür folgt auf dem Fuße, denn „sie halten keine Art Vieh, ihr Land ist nämlich so gänzlich unfruchtbar und sandig, daß kein Vieh darin leben kann“[33].

Diese Bewertung und die angebotene Begründung sind interessant, denn die Tatsache, dass das Volk der Damara augenscheinlich im Kunsthandwerk geschickt ist, müsste in europäischen Augen im Normalfall eher dazu führen, sie als weniger unzivilisiert zu betrachten. Der Tatsache, dass sie bereits in der Lage sind Metall zu verarbeiten, wird hier hingegen wenig Beachtung geschenkt. Damit verschiebt sich der Fokus Barrows. Nicht mehr die europäische Kultur ist Ausgangspunkt seiner Beobachtungen, sondern vielmehr werden die Vorstellungen anderer süd- und ostafrikanischen Völker zum Ausgangspunkt von Barrows Kulturbegriff. Diese Vorstellung beschreibt Lichtenstein nur wenige Jahre später wie folgt:

Ihr Haupterwerb ist die Rindviehzucht. Sie halten ihr Vieh eben so sehr in Ehren wie die Koossa, doch sind sie reicher daran und Einzelne besitzen acht bis zehn unterschiedliche zahlreiche Heerden, eine jede von anderer Färbung und Zeichnung, Die Wartung des Viehs ist auch hier ausschliesslich das Geschäft der Männer; Milch, Molken und Käse sind die beliebteste Nahrung und auch bei diesem Volke herrschen gewisse Vorstellungen über die körperliche und sittliche Reinheit, die sich auf den Gebrauch dieser Nahrungsmittel und auf das Vieh selbst in gewissen Zuständen ausdehnen[34]“.

Mit den Augen einer solchen Kultur, deren Status einzig über Rinder definiert wird, müssen die wenigen Rinder und die recht schmutzige Arbeit der Metallverarbeitung tatsächlich ärmlich aussehen. Die von Barrow hier an den Tag gelegte Domänenverteilung ist erstaunlich. Er verlässt den eigenen Denkhorizont, imitiert das Denkmuster des Volkes der Massai oder der Xhosa, was interkulturelle Fähigkeiten voraussetzt, aber mit diesem Wissen leistet er sich eine Fehleinschätzung des geographisch zwar nahe aber kulturell ganz anders liegenden Volkes der Damara.

Rinder in Australien – Ein Abbild des Empires

Auch bei der Besiedlung Australiens kamen die Europäer nicht ohne Rinder aus, denn „black cattle will doubtless succeed as well, and it will be easy in future to secure them from straying“[35]. Dennoch war man sich bewusst, dass zunächst Vorbereitungen getroffen werden mussten, da „there was not a doubt that this colony would be in a situation to support itself entirely without assistance, in less than four years: and with very little in the intermediate time. Even two years would be more than sufficient for this purpose, could a proper supply of black cattle be sent“[36].

Bereits die erste Flotte hatte Rinder mitgebracht, die jedoch flohen, kaum dass sie in Australien angekommen waren, und erst 1795 wieder entdeckt wurden[37]. Die Rinder, die australischen Boden betraten, waren ein Abbild der Regionen, die das britische Empire umfasste. Neben Tieren europäischer Herkunft, wenn auch aus Südafrika stammend, wurden auch Tiere aus anderen Regionen Afrikas und auch aus Indien nach Australien geliefert[38]. All dies scheint ohne besonderen Einfluss auf die Ureinwohner Australiens geblieben zu sein, zu deren Reaktionen in den Reiseberichten nichts zu finden ist. Wie in Amerika waren diese Tiere jedoch vor allem für die europäischen Siedler gedacht. Anders als dort hatten aber sie keinen Einfluß auf die Aborigines.

Nutzvieh wird Prestigeobjekt – Rinder in Polynesien

Ähnliche europäische Vorstellungen finden sich in den Gebieten Polynesiens. Die klimatischen Bedingungen im Südpazifik sorgten nicht nur für optimale Lebensbedingungen bei den Tieren, sie bewirkten auch eine rasche Vermehrung. In Hawaii sind daher noch heute Abkömmlinge dort eingeführter Rinder anzutreffen[39]. Anderes gilt für Tahiti. Obwohl auch dort die Bedingungen nahezu perfekt waren, um Rinder zu züchten oder wenigstens auf natürliche Art gedeihen zu lassen, fand dies nicht statt. Diese Tiere galten als Geschenke von den Führern der Schiffe an die Führer der Stämme. Newell betont, dass „[t]he size and rarity of cattle meant they were clear and impressive statements of the connection between a gift giver and receiver“[40]. Damit war ein Prozess in Gang gesetzt, der für die Etablierung der Tiere von Vorteil hätte sein können. Die von den Europäern importierten Rinder wurden als besonderes Zeichen von Wertschätzung gesehen, so dass sie nur den Oberen der Insel vorbehalten waren[41].

Erneut wurde aufgrund des Verständnisses der Zeit davon ausgegangen, dass die Tahitianer in der Lage wären, bei den Tieren ein Potenzial zu entdecken, das von den Europäern bzw. den Vorläufern Europas einmal in ihnen entdeckt wurde. Diese Hoffnung aber sollte sich nicht erfüllen, was tatsächlich mit dem kurzweiligen Aufenthalt der Europäer zu tun hatte. Ohne ein nachzuahmendes Beispiel, konnten die Tiere nicht, wie von den Europäern vemutet, so genutzt werden, wie in Europa üblich. Stattdessen wurden die Tiere Prestigeobjekte, die von den Oberen als Mittel der Abgrenzung im Sinne Simmels genutzt wurden.

Neben den Engländern und den Franzosen waren auch spanische Entdecker an der Südsee interessiert. Dabei lieferten sie nicht bloß Hühner sondern auch Rinder. Domingo de Bonechea Andonaegui (1713 – 1775) brachte ein paar Rinder nach Tahiti, wie der Kapitän des zweitens Schiffs der Expedition José de Andía y Varela (1730 – nach 1774) notierte: „The animals that arrived alive were two bulls […]. Don Tomas Gayangos exchanged a cow that he had aboard the Frigate for one of the bulls, in the hope they might breed“[42]. Da die klimatischen Bedingungen gut waren, hätte einem praktischen Nutzen der Tiere nicht im Weg gestanden. In Tahiti aber kam es anders als in Hawaii zu einer Umdeutung der Tiere. Während die Europäer in den Tieren in erster Linie Zivilisationsbereiter sahen, nahmen die Tahitianer die Tiere als Prestigegeschenke auf, die dann bei den Angriffen auf Tahiti ein den Schafen ähnliches Schicksal erlitten.

Europäer übernehmen auch – Die Jagd auf Bisons

Neben dem Kulturwechsel findet sich auch in beiden Amerikas die Imitation durch Kulturmischung. Anders als beim Kulturwechsel sind in diesem Fall nicht nur die indigenen Völker des Doppelkontinents die imitierenden, auch bei den europäischen Siedlern kann man Nachahmung feststellen. Dennoch ist auch hier in erster Linie nicht das Prestige Ausgangspunkt für diesen Prozess, sondern auch bei den Europäern der praktische Nutzen. Deutlich wird das vor allem in solchen Situationen, in denen Imitation bestimmter kultureller Praktiken wichtig für das Überleben der imitierenden Gruppe ist. Als Paradebeispiel für einen solchen Fall muss die Pazifikexpedition der beiden Entdecker Merriwether Lewis und William Clark (1770 – 1838) gelten, die im Auftrag von Thomas Jefferson von St. Louis aus zum Pazifik aufbrechen sollten. Bei ihrer Expedition fiel der Gruppe um die beiden Anführer die Bisonherden auf, die in großer Zahl die Plains durchquerten. Da Lewis und Clark nicht nur mit US-Amerikanern sondern auch mit Mitgliedern indigener Stämme unterwegs waren, die ihnen den Weg wiesen, verwundert es kaum, dass auch sie die Jagd auf die Tiere in Verbindung mit den einheimischen Stämmen aufnahmen. So kann Joseph Whitehouse (1775 – nach 1817) für den 2. Dezember 1804 notieren, dass

„the Big white a Chief of the mandans Came to Our fort in the Morning to Inform Us that the Buffelow was Close to us a Comeing in Captn Lewis and 15 Men turnd. Out to Shoot them the[y] killd 10, And the Indians Killd. 50 the two Captains Lewis & Clark took it in turn day about with a party Each day to goe a hunting And had Great Success until the 15th Inst. that the Buffelow got neerly twenty miles off Captn Clark and his party Returned On the Morning of the 16t[43].

Die hier beschriebene Zusammenarbeit widerspricht der oft gehörten Meinung, die weißen Europäer hätten quasi im Alleingang die Bisons ausgerottet. Offensichtlich hatte auch die Urbevölkerung ihren Anteil daran[44]. Die Zusammenarbeit mit den europäischen Siedlern Amerikas verstärkte dieses nur, bis die Siedler schließlich auch ohne die Einheimischen jagten:   

„Thursday January 3d [1805:] This morning some Buffalo came near our fort, the officers sent out 9 Men to hunt them, they returned but had killed none, One of the hunters killed a beautiful white hare, which is common in this Country.[45]

Die Europäer imitierten in diesem Fall die Jagdkultur der Ureinwohner und lernten von ihnen, ohne freilich gleich Erfolg zu haben. Sie nutzten nun die Kultur der Ureinwohner, um zu überleben. Dabei verbanden sie die europäische Jagdtradition, die sich schon seit Jahrhunderten nicht mehr auf Rinder konzentrieren musste, da das letzte Exemplar des Auerochsen 1627 gestorben war[46], mit der Jagd auf die nordamerikanischen Bisons. Die Mischung der Kulturen zeigt sich im Fall der Bisonjagd im Jagdziel der indigenen Bevölkerung Nordamerikas in Verbindung mit der Jagdtradition der Europäer. Die hier von Lewis und Clark lediglich angedeuteten Imitation, formte sich im restlichen 19. Jahrhundert – zum Nachteil des Bisons – weiter aus. 

In Amerika waren zwar keine Rinder, aber dafür Büffel bekannt. Diese waren so wichtig, dass sie nicht nur in den praktischen Nutzen der einheimischen Völker Eingang fanden, sondern auch in deren Vorstellungswelt, wie der Büffelgesang der Schwarzfüße zeigt, in dem es heißt: „Büffel: sie steigen gewaltig hinauf und kommen gewaltig herunter“[47]. Diese Worte zeigen bereits, welche Naturgewalt mit den Tieren in der Vorstellung der Völker verbunden war. Diese Vorstellung jedoch wurde von den Europäern nur teilweise erkannt, zum Teil auch negiert. Dies zeigt sich am eindringlichsten am Beispiel der Franzosen, die die Büffel als Rinder halten wollten, wie Beverley es beschreibt. In diesem Fall war das Bezeichnete zwischen Franzosen und der einheimischen Bevölkerung ganz unterschiedlich anzusehen. Während die Amerikaner in ihnen Wildtiere sahen, von denen eine gewisse Ehrfurcht ausging, sahen die Franzosen in den Tieren noch nicht domestizierte Haustiere, die man nach europäischen Muster halten musste.

Dass jedoch auch bei den Amerikanern dieses ursprüngliche Muster hielt, zeigt die Veränderung der Jagdmethode nach Einführung des Pferdes, die eine Steigerung der Beute zur Folge hatte. Die Übernahme dieser indigenen Jagdvorstellungen durch die europäischen Siedler, die sich anpassten und so zu einer gemeinsamen Idee im Zeichen „Bison“ kamen, zeigen eine Auflösung des semiotischen Vierecks. Der Interpret wurde selber zum Bezeichnenden.

Die europäischen Vorstellungen, die sich mit dem Bison verbanden, wechselten je nach Zeitpunkt, wie die Aussagen von Pike und McDougall zeigen. Dieser Wechsel in der Vorstellung hatte nichts mit einem Kommunikationsprozess zu tun, der sich durch Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung entwickelt hatte. Vielmehr sind hierbei innergesellschaftliche Prozesse im Spiel, die vor allem auf Seiten der Europäer zu finden sind. Die einheimische Bevölkerung hatte an diesen Prozessen keinen Anteil.

Ein wirkliches Problem – Die Heiligkeit der Kuh

Wenn es jedoch um Tiere, Indien und interkulturelle Kommunikation geht, dann ist die Frage nach der heiligen Kuh unumgänglich, hat diese doch mittlerweile im europäischen Allgemeinwissen Fuß gefasst[48]. Ein erstes Zeugnis für diese für europäische Monotheisten seltsame Tradition soll hier Edward Terry liefern, der bei seiner Reise durch Indien Anfang des 17. Jahrhunderts bereits bei der Beschreibung der Ortschaft Siba bemerkte, dass es dort einen Stein gebe, der aussehen würde „like a Cow’s head, which of all sensible creatures they love best“[49]. Wesentlich genauer hält aber Thomas Roe die Situation fest, wenn sich auch bei ihm kein wirkliches Interesse zeigt, im Detail auf den Kuhkult einzugehen. Doch immerhin bemerkt er, dass „all liuing Cowes […] haue their synogoages and holy Men, Prophetts, Witches, sooth-sayers, and all others the Diuelles impostures“[50].

Die Ursprünge für diese Verehrung der Kuh liegen in derem praktischen Nutzen als Milchlieferant. Anders als in Europa entwickelte sich in Indien aus dieser Tätigkeit eine Parallele zur Figur der Mutter. Beide versorgen den Menschen mit Milch, demnach sind beide wichtig[51]. Die Bedeutung der Milch ging in die Schöpfungsgeschichte des Hinduismus ein, in der im Anfang ein Milchozean steht, der schließlich durch das Zusammenwirken der Götter und Dämonen verquirlt wird, so dass aus ihm Gestirne, Tiere und anderes hervortrat[52]. Bei dieser Bedeutung der Milch liegt auch die Heiligkeit der Kuh auf der Hand, in der sich Millionen von Gottheiten versammeln sollen[53]; ein Umstand der ihre Verehrung in Tempeln erklärt.

Dennoch sorgte die Heiligkeit der Kühe in Indien nicht dafür, dass Ausnahmen gemacht wurden, wenn Probleme auftraten. So stellt Roe heraus, dass die Wasserversorgung oftmals ein Problem darstellte. Die regulierende Gesetzgebung machte dabei auch nicht vor den Kühen halt, wie der britische Gesandte ausführt:

„At night I went toward the Court, but the King, vpon newes of a Lion that had killed some Horses, was gone to hunt ; so that I had leisure to seeke some water. For we were brought to a hill with a multitude of people (so great is the foresight, and so good the Policie) where was no water, that men and Cattle were like to perish. That little that was in Pooles some great men possessed, and kept by force. I could get none ; the poore forsooke the Citie, and by Proclamation many were commanded away, all Horses and Cattel forbid, and so those who were now in hope to rest were forced to seeke new Dwellings, who departed some two, three and foure Course off, to the extreame trouble of all men, and the terrible rising of prouisions“[54].

Die Tatsache, dass der muslimische Mogul sich über den Kuhkult hinwegsetzte, mag nach dem zuvor Gelesenem verwundern. Doch auch der größten interkulturellen Emphatie sind unter besonderen Umständen Grenzen gesetzt. Wasserknappheit ist sicherlich eine solche Grenze, so dass der Mogul sich an dieser Stelle gegen die Kuh entscheidet und vor allem auf die Versorgung seiner Untertanen setzt. Dieser Umstand zeigt, wie der Mogul zwischen den Domänen wechselt und ohne Probleme in der Lage ist, sich auf seinen eigenen kulturellen Kontext zu konzentrieren. Da in diesem dem Rind eben keine bewusste oder unbewusste eigene Vorstellung bezüglich der Kuh verwirklicht wurde, kann er sich gegen das Nutzvieh entscheiden.

Einen ähnlichen Hintergrund besitzen die Europäer. Da das Rind vor ihrem religiösen Hintergrund keine besondere Bedeutung hat, stoßen auch sie auf ein Problem in Indien, das allerdings gelöst werden kann. Während in der hinduistischen Religion die Schlachtung der heiligen Kuh aus der Unterart der Bos indicus ein Sakrileg wäre, ist es die Schlachtung von Bos taurus oder Mischformen aus beiden nicht[55]. Dieser Umstand führte dazu, dass in der Zeit der indischen Handelskompanien europäische Kühe als Schlachtvieh nach Indien verschifft wurden. Diesem Import widmete sich auch die Kunst der Zeit, etwa des Goldenen Zeitalters der Niederländer[56]. Das Gemälde Landung eines Dreimasters an einer südlichen Küste von Boneventura Peeters (1614 – 1652) aus dem Jahr 1633 ist dabei besonders aufschlussreich[57]. Das Bild zeigt die Entladung eines niederländischen Handelsschiffs. Während nahe am Schiff selber einige wenige Figuren dabei sind, Gegenstände in die Boote einzulassen, ist auf einem anderen Boot diese Arbeit bereits erledigt und es fährt auf die Küste zu. In diesem Boot befindet sich eine aufrecht stehende Kuh. Die außereuropäische Verortung der Landschaft wird neben den nur leicht bekleideten Einwohnern auch durch einen Elefanten bestätigt, der am Ufer wartet und auf dessen Schultern ein Reiter sitzt – ein Zeichen für die Regionen Indien und Indochina, in denen Elefanten einzig für diese Aufgaben dressiert wurden.

Die Heiligkeit der Kuh führte dazu, dass die Europäer ihre eigenen Kühe nach Indien brachten. Eine Übertragung der eigenen kulturellen Vorstellungen auf die indische Kuh war eine Unmöglichkeit. Die indische Bevölkerung ihrerseits unterließ eine Übertragung der Heiligkeit auf eine Kuh, die nicht zu ihrem natürlichen Raum gehörte. So findet sich hier erneut durch eine unterschiedliche Semantik eine Abgrenzung auf mentaler und dadurch beeinflusst auf praktischer Ebene, die das Miteinander beider Kulturen vereinfachte.

Eine japanische Delikatese – Ein Produkt der Europäer

Asien wiederum stellte sich anders dar. Die Heiligkeit der Kuh in Indien musste auf europäischer Seite Missverständisse verursachen. Erst die Differenzierung der Inder in die einheimische und die fremde Kuh, bei der das Gebot der Heiligkeit nicht galt, konnte dieses Problem lösen und die Kommunikation zwischen europäischem Interpreten und asiatischem Bezeichner lösen.

Ein anderes Beispiel aus Japan sei hier angeführt, wo eine Abneigung gegen den Verzehr von Rindfleisch existierte. In seiner Descriptio regni Japoniae et Siam hält Bernhardus Varenius (1612 – 1651) fest, dass

„[e]x animantium genre boves […] foedasque alias domi haudquaquam alunt nec mactant Iaponii (in quibusdam provinciis capitalis poena est, si quis bovem occiderit) etsi magna eorum fit copia: sed abhorrent ab eis carnibus, sicut nos ab equina“[58].

Dem heutigen Gourmet mögen diese Zeilen seltsam vorkommen, gilt doch das Fleisch des japanischen Kobe-Rinds als eines der besten der Welt. Es ist durchaus möglich, dass hier eine Imitation auf Seiten der Japaner stattfand, die durch die Europäer beeinflusst wurde. Jedoch wird dieser Einfluss erst für das ausgehende 19. Jahrhundert mit dem Ende der Abschottung Japans historisch fassbar[59], die Umstellung auf Rindfleisch als Nahrungsquelle sogar erst mit dem Ende des 2. Weltkriegs[60] und ist somit nicht Teil des hier zu betrachtenden Zeitraums.

Dennoch beginnt die Geschichte des Kobe-Rinds bereits früher. Die zunehmende Metallverarbeitung im 16. Jahrhundert in der Region Chugoku sorgte für die Zucht starker Bullen als Arbeitstiere, die heute gerne als Vorfahren des Rindes angesehen werden. So heißt es etwa auf der Homepage des amerikanischen Marktführers für Kobefleisch:

„From 1635 to 1868, the cowherd in Japan was officially closed by mandate of the Shogun. Except for a short period during the Meiji Restoration in the late 1800’s, the national herd has remained closed to this day“[61] 

Dass diese Abschottung keineswegs eine durchgehende war, ist bekannt. Die niederländische VOC war durchaus in der Lage, vereinzelt nach Japan zu gelangen und dort Handel zu treiben. Wie oben erwähnt, wurden Rinder nach Indien verschifft. Die Vermutung liegt nahe, dass der, der Rinder nach Indien bringen konnte, die gleichen Tiere auch nach Japan verschiffte, zumal wenn die Nachfrage in bestimmten Regionen stieg.

Aus systematischer Sicht weichen die Kobe-Rinder von der Aufstellung zur weltweiten Verteilung der Rinder ab. Im Gegensatz zum normalerweise in Südostasien verbreiteten Bos indicus handelt es sich beim Kobe-Rind um einen Bos taurus, wie er für Nordostasien typisch ist. Obwohl bereits vor 4000 bis 5000 Jahren domestiziert, wurden diese Tiere erst im ersten Jahrhundert n. Chr. über Korea nach Japan importiert[62].

Die Besonderheit dieses Rinds liegt vor allem in seiner genetischen Reinheit begründet, die sich durch die Abwesenheit europäischer Einflüsse auszeichnet, anders als dies bei den restlichen Rinderarten Asiens der Fall ist[63]. Auch in Japan wurden diese Kreuzungen mit der Öffnung des Landes nach 1880, mit dem Ziel, die aufkommende Nachfrage nach Fleisch und Milch durch größere Rinder und mehr Milchproduktion zu befriedigen, durchgeführt. Bereits Anfang des 20. Jahrhundert wurde jedoch bemerkt, dass die eingekreuzten europäischen Rinder einen größeren Futterverbrauch verursachten und die nachkommenden Rinder ihrer ursprünglichen Aufgabe als Zugtier nicht mehr im ausreichenden Maße nachkamen. Daraufhin wurde der Entschluss gefaßt, auf die europäischen Rinder zu verzichten und durch gezielte Züchtung ihren genetischen Einfluss wieder rückgängig zu machen[64].     

Interessanter Weise wurde aufgrund genetischer Untersuchungen herausgefunden, dass das japanische Rind dennoch viel näher mit dem europäischen Rind verwandt ist, als mit anderen Rindern der Familie[65]. Während die Genetiker davon ausgehen, dass diese Verwandtschaft entweder durch das Einkreuzen der europäischen Rinder ab 1880 zurückzuführen ist, was sie für unwahrscheinlich halten, oder aber auf Handelsbeziehungen während der Mongolenherrschaft im 13. Jahrhundert, deren Reich bis in den Nahen Osten reichte, zurückgeht[66], soll in dieser Arbeit ein anderes Szenario vorgeschlagen werden.

Ausgehend von der erhöhten Nachfrage der Japaner nach starken Zugtieren im 17. Jahrhundert und der stattgefundenen Verbreitung europäischer Rinder durch die VOC vor und in der Zeit der japanischen Abschottung, ist es durchaus möglich, dass der genetisch belegbare Einfluß europäischer Rinder vor allem in der frühneuzeitlichen Expansion stattgefunden hat. Das zeigte  sich auch durch die zugrunde liegenden Gensätze, die von Mannen genutzt wurden. Drei der Vergleichssätze stammen von den bekannten friesischen Rindern[67], die von den Niederländern  nachweislich nach Amerika verschifft wurden[68]. Eine Verbreitung nach Japan ist daher absolut möglich.

In dieser Zeit war ein gezieltes Zuchtprogramm für Rinder in Europa erst im Entstehen begriffen[69]. Daher waren die für die späteren japanischen Züchter inakzeptablen Begleiterscheinungen, die mit Züchtungen einhergehen können, auch noch nicht vorhanden bzw. in solch störender Weise ausgeprägt, dass eine mehr oder weniger zufällige Vermischung der vorhandenen japanischen Rinder mit importierten Rindern wahrscheinlich ist.

Aus kultureller Sicht ist der hier angedeutete und wahrscheinliche Handel eine Übereinkunft zwischen zwei gleichgestellten Verhandlungspartnern, an deren Ende der erfolgreiche Verkauf der europäischen Rinder auf Seiten der Niederländer zu vermelden war, auf der Seite der Japaner der erfolgreiche Ausbau ihrer Metallverarbeitung. Der hier wiedergegebene Kommunikationsprozess via Rind endete in einer gleichwertigen Vorstellung der Rinder, die sich zwischen Interpret und Bezeichnendem ergab.

Der Wert des Rindes – Da Gamas misslungener Kuhhandel

Die Rinderhaltung hatte in Afrika zu diesem Zeitpunkt bereits eine lange Tradition. Als vor 4000 Jahren asiatische Rinder der Art bos indicus in das nördliche Afrika einwanderten, war dort bereits die domestizierte Form des europäischen Rinds bos taurus heimisch[70]. Erst mit der arabischen Expansion jedoch kam es zu einer Verbreitung des Rindes südlich der Sahara. Um dieses möglich zu machen, wurden beide Arten miteinander gekreuzt, denn ähnlich dem Pferd war auch das Rind gegen die Tsetsefliege nicht immun; Kreuzungen aus beiden importierten Tieren jedoch waren widerstandsfähig[71]. Das aber bereits in Afrika vorgefundene europäische Rind war dort keineswegs ungenutzt geblieben, sondern hatte in den Kulturen Ostafrikas einen besonderen Platz eingenommen[72]. Diese Rinderhaltung in Ostafrika war bereits zu Beginn der europäischen Expansion aufgefallen. So machte Vasco da Gama (1469 – 1524) eine Erfahrung, die jenseits von Bezeichnungen auf dem Gebiet des Handels stattfand, jedoch zeigt, inwieweit Übertragungen von kulturellen Vorstellungen zu Problemen führen können. Bei der Umrundung Afrikas auf dem Seeweg nach Indien musste da Gama oftmals anlegen, um sich und seine Mannschaft versorgen zu können. Besonders die Rinder der ostafrikanischen Küste fielen den portugiesischen Seefahrern dabei auf, deren unauffällige Hörner und vor allem voluminöse Leibesfülle[73] einen Bericht Wert waren:

„Die Ochsen in diesem Land sind sehr groß, so wie die im Alemtejo[74] und so fett, daß man sich wundern muß, und dabei sind sie sehr zahm und sie sind kastriert, und manche von ihnen haben keine Hörner. Den Fetteren legen die Schwarzen hölzerne Saumsättel auf, so wie die in Kastilien, und ein Holzgerüst wie eine Sänfte oben auf den Sattel und reiten darauf, und denjenigen, die sie verkaufen wollen, stecken sie einen Zweig von Zistenröschen durch die Nase und führen sie daran an Ort und Stelle“[75].

Nicht nur die entbehrliche Seereise und der damit einhergehende Hunger dürfte das Verlangen auf diese Tiere geweckt haben, auch die Erinnerung an die portugiesische Heimat, die mit dem Anblick der Ochsen einherging, waren für diese schriftliche Ausführung wohl von Bedeutung. Dieser Kontext jedoch zeigt die Rinder vornehmlich mit den Augen der hungrigen Europäer. Ein eventueller Gegensatz zwischen europäischer Vorstellung und der Kultur der ostafrikanischen Völker konnte da Gama nicht bewusst gewesen sein. Für ihn galt in erster Linie, sich und seine Mannschaft sicher nach Indien zu bringen. Diesen Zweck erfüllend versuchten die Portugiesen mit dem afrikanischen Volk in Kontakt zu treten, um der durchaus korpulenten Rinder habhaft zu werden:

„Am Samstag kamen ungefähr 200 Schwarze, groß und klein durcheinander, und brachten zwölf Stück Vieh mit, Ochsen und Kühe, […], und wir gingen als wir sie kommen sahen sofort an Land […] und tauschten dort für drei Armbänder einen schwarzen Ochsen ein, den wir sonntags verzehrten; und er war sehr fett und sein Fleisch war schmackhaft wie portugiesisches Ochsenfleisch“[76].

Offensichtlich ist da Gama nicht auf die Massai gestoßen, die ihm kein Rind für die Armbänder verkauft hätten. Dennoch ist allein die Tatsache interessant, dass drei Armbänder für einen Ochsen abgegeben werden mussten, selbst wenn die Einwohner der Küstenregion wohl auf ein besseres Geschäft gehofft hatten, bedenkt man die Zahl der von ihnen mitgebrachten Rinder. Dieser Umstand macht den Wert der Tiere als Handelsobjekte deutlich. Untermauert wird diese Annahme durch eine Episode des nächsten Tages, an dem die Stimmung wechselt. Erneut wird von Seiten der Portugiesen versucht, einen Ochsen gegen Armspangen einzutauschen. Diesmal geschieht es jedoch, dass die Anwohner der Küste den Emissär Martin Affonso (Daten unb.) beiseite nehmen und „sowie sie die Armspangen hatten […] gingen [sie] hin und zeigten auf den Wasserplatz, als wollten sie sagen, warum wir ihnen das Wasser weggenommen hätten, und dann fingen sie an, die Ochsen in den Busch zu treiben“[77]. Aus dieser Situation entwickelt sich beinahe eine kämpferische Auseinandersetzung, die lediglich durch den Einsatz von Kanonen als Abschreckungsmittel abgewendet werden kann[78]. Deutlich wird jedoch, dass Rinder an der Ostküste Afrikas nicht ohne weiteres für wenig Schmuck zu bekommen sind.

Unterschiedliche Vorstellungen von Preis und Wert der Ware Rind, sorgten für einen Versorgungsengpass auf dem portugiesischen Schiff. Weil die Vorstellungen, die mit dem Rind verbunden wurden, andere waren, kam es zu einer gestörten Kommunikation zwischen Europäern und Ostafrikanern. Diese Diskrepanz der Vorstellungen liegt im beschriebenen Fall nicht einmal in vollkommen unterschiedlichen Ideen in Bezug auf Rinder. In beiden Fällen wurde das Tier als Handelsware und Schlachtvieh akzeptiert, so dass auch der Umgang mit den Tieren nahezu identisch war. Das aber führte auf europäischer Seite zu einem Problem. In der Annahme, die indigenen Völker seien sich des Wertes ihrer Rinder nicht bewusst, versuchte man billigen Tand gegen ein Rind einzutauschen. Da dem einzelnen Rind aber ein höherer Wert beigemessen wurde, als dies in Europa selber der Fall war, scheiterte die interkulturelle Kommunikation, was sich indirekt sogar lebensbedrohend hätte auswirken können.

In Afrika, besonders in Ost- und Südafrika, ist von einer Rinderkultur auszugehen, die selber über den europäischen Begriff der Stärke und Fruchtbarkeit hinausging. Die Kultur, die sich dort zeigte, ging trotz übereinstimmender Basis in ihrer Fremdheit weit über das europäisches Verständnis hinaus. So verwundert es nicht, dass da Gama, der im Rind zunächst nur eine Quelle der Nahrung sah, vom Bezeichner an der ostafrikanischen Küste darauf hingewiesen wurde, dass dieses Tier wesentlich mehr wert ist, als das, was da Gama bereit war, zu zahlen, so dass es zu einem Verständnisproblem kam, welches nicht gelöst werden konnte. Mehr als das bereits erworbene Rind, bekam da Gama nicht ohne Zuzahlung.

Der Antrieb der Zuckermühlen – Rinderhaltung in Chile

Der gravierendste Eingriff jedoch, der zu einem Kulturwechsel führte, war sicherlich die Einfuhr von europäischen Nutztieren nach Südamerika. Während der Calvinist Jean de Lery (1536 – 1613) in seiner präzisen Beschreibung Brasiliens kaum domestizierte Tiere ausmachen konnte[79], fallen dem Deutschen Caspar Schmalkalden (1616 – 1673), der im Dienst der Niederländer stand, rund neunzig Jahre später ab 1642, sehr wohl Rinder auf:

„Es gibt zweierlei Zuckermühlen, nämlich Wasser- und Ochsenmühlen: Die Wassermühlen sind am bequemsten, wenn nur Gelegenheit ist, dieselben zu bauen. Sie mahlen viel geschwinder und mehr Zuckerrohr als die Ochsenmühlen. Letztere hingegen kosten nicht viel und können überall hingebracht werden, es müssen aber allzeit etliche Ochsen dabei gehalten werden“[80].

Innerhalb des genannten Zeitraums hat sich die Lebensweise der Brasilianer, selbst wenn man beachtet, dass Schmalkalden hier nicht von den Tupinamba Lerys spricht, geändert. Der Einfluß der europäischen Siedler und Eroberer ist deutlich geworden. In diesem Zeitrahmen ist nicht nur das Rind erfolgreich nach Amerika übergesiedelt worden, auch wurde es von der indigenen Bevölkerung in die eigene Kultur integriert. Das ist besonders erstaunlich, da die Brasilianer der Provinz Paraiba die siedelnden Portugiesen, in den Worten Schmalkaldens, „über alle Maßen“[81] hassen und von diesen „wiederum gehasst“ werden „als treulose, undankbare und leichtfertige Leute“[82]. Das Verhältnis war wohl, selbst wenn Schmalkalden übertreibt, durchaus spannungsreich, was jedoch dennoch dazu führte, dass der Kulturträger Rind nach Brasilien eingeführt und als Arbeitstier in einem europäischen Sinne genutzt wurde.

Schmalkaldens Bericht lässt dabei an einer Stelle besonders aufhorchen. Obwohl die Ochsen zunächst angeschafft und im Anschluß daran gefüttert werden müssen, stellen die von ihnen betriebenen Mühlen die günstigere Variante dar. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass sowohl die Anschaffung der Rinder als auch deren Versorgung relativ preiswert ausfällt. Da die Nachfrage nach Zucker hoch war und die Möglichkeiten der Wassermühlen vom Standort abhing, musste daher eine hohe Nachfrage nach Mühlen und Ochsen bestanden haben. Es darf also vermutet werden, dass das Angebot von Ochsen und auch von Heu so reichhaltig war, dass „etliche Ochsen“[83] ohne finanzielle Probleme gehalten werden konnten[84]. Dieser Umstand hatte sowohl mit dem Klima als auch der Landschaft Brasiliens zu tun, die ideal für Viehhaltung geeignet ist.

Die Einwohner Brasiliens hatten erkannt, dass die Rinderhaltung für sie nützlich sein könnte, gerade auch im Umgang mit den für sie fremden Europäern. Wenn allerdings auch die Arbeitskraft der Tiere geschätzt wurde, als Nahrung dienten die Tiere nur wenigen Stämmen Brasiliens. Schmalkalden verzeichnet einzig, dass in der Provinz Rio Grande Rindfleisch verzehrt wurde[85], in anderen Gebieten jedoch Vieh zwar gehalten, nicht aber gegessen wurde. In Brasilien ernährten sich die Menschen nämlich von „allerhand Wildbret, Fischen, Krabben, wohl auch etlichen Schlangen“[86].

Diese rasante Entwicklung der Rinderhaltung kann Schmalkalden auch in Chile festmachen, wenn ihm auch vieles noch nicht bewusst ist. Dort nämlich wurden die niederländischen Seefahrer und Söldner von den Anführern der Stämme mit „etlichen Stück Vieh“[87] beschenkt. Das zeigt, dass auch hier bereits eine große Anzahl von Rindern existieren musste, die dennoch als Geschenke einen Wert hatten. Der natürliche Umgang mit diesen Tieren, freilich auch mit anderen importierten, führt für Schmalkalden zu einer paradoxen Situation. Dieses durch Imitation der Kultur Geschaffene wirkt für ihn so natürlich, dass er seine Beschreibung Chiles mit den Worten schließt:

„Es gibt auch allerhand zahmes Vieh darinnen wie in Europa, so Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, zweierlei Schafe, Hunde und Katzen. Anfangs, als die Spanier dieses Land eingenommen, sollen weder von solchen Früchten [gemeint sind europäische, die er vorher erwähnt] noch dergleichen Vieh darin gewesen sein, sondern alles ist von Zeiten zu Zeiten aus Spanien hineingebracht und dort fortgepflanzt worden“[88].         

Die Verwendung des Modalverbs „sollen“ deutet auf einen gewissen Unglauben Schmalkaldens hin. Da er dennoch im Indikativ schreibt, weiß er wohl um den Umstand des Imports, glauben mag er es aber kaum. Die Art der Imitation ist auch hier nicht vorrangig vom Prestigedenken gelenkt, sondern erneut durch einen praktischen Nutzen, der sich aus der Haltung der Rinder ergibt. Bei aller Gewalt, die gemeinhin mit den spanischen Eroberungszügen in Süd- und Mittelamerika in Verbindung gebracht wird, ist von einer gewaltsamen Auseinandersetzung bei der Einfuhr der Rinder nicht auszugehen. Vielmehr scheint es, dass hier der Kontakt und der Handel, der möglich war, zu einem Wechsel in der Kultur der südamerikansichen Bevölkerung geführt haben.

Die in Südamerika von Schmalkalden beschriebene Wandlung der Rinderhaltung zum Zweck des Betriebs von Zuckermühlen zeigt im Gegensatz dazu eine massive Veränderung im Kommunikationsprozess. Das hatte vor allem auch mit den Umweltbedigungen zu tun, die die Rinderhaltung optimieren. Jean-Francoise La Pérouse schreibt, die Landschaft sei „fruchtbarer als jeder andere auf der Welt“[89]. Die Produkte Amerikas waren in erster Linie nicht für die einheimische Bevölkerung gemacht, sondern dienten als Tausch- und Handelsobjekte der Europäer, wobei die Einheimischen eher störend wirkten. So erlebte Johann Gregor Altenburgk (Bericht 1628 publ.), deutscher Soldat in niederländischen Diensten, wie ein Tauschgeschäft nicht in den richtigen Bahnen verlief. Die Kompanie, der Altenburgk angehörte, nahm daraufhin den Handel selbst in die Hand, denn „[w]ir fielen mit Macht ans Land, brachten Ochsen auff die Schiff, setzten die Moren ans Land, lichteten die Ancker wider nach der Bahje zu segeln“[90].

Dass sich dabei als Nebenprodukt auch die Lebensumstände der Einheimischen änderten, wurde erst später erkannt, wie erneut Lapérouse vermerkt, denn „[s]o hat die Einführung europäischer Haustierrassen auf die Stämme zwischen Santiago und der Magellanstraße den nachhaltigsten Einfluß ausgeübt. Sie haben ihre alten Bräuche aufgeben [… und …] haben heute mehr Ähnlichkeit mit den Tataren […][91]“. 

Die einheimische Bevölkerung hatte sich in beiden Fällen stark verändert. Während demnach ein Teil seine Lebensumstände unabhängig von dem Einfluss der europäischen Kultur änderte, passte sich ein anderer Teil nach dem zitierten Bericht Schmalkaldens deutlich den europäischen Ideen an. Ausgangspunkt dafür war freilich die Ermangelung an Rindern. Die Einfuhr derselben brachte ein neues Zeichen, dem eine Bedeutung zugewiesen werden musste. Dabei wurde das Bezeichnete der europäischen Bezeichner übernommen. In diesem Fall wandelte sich das semiotische Viereck also erneut zu einem Dreieck.

Das Ritual der anderen – Westafrikanische Kühe

In den Jahrhunderten nach da Gama entwickelte sich reger Handel und Kulturtransfer zwischen Europa und Afrika. Die Kulturen gingen auf die jeweils andere ein und arrangierten sich bei der Versorgung von Lebensmitteln. Dieser Lernprozess verlief dabei keineswegs geradlinig und ohne Probleme. Die unterschiedlichen Projektionen, die die Tiere wiedergaben, wurden nicht immer erkannt. So ist etwa das Volk der Fulani im heutigen westafrikanischen Guinea als pastorale Gesellschaft bekannt, in der nur in größter Not die Rinder verkauft und einzig in rituellen Praxen verzehrt werden[92]. Mit diesem Wissen liest sich die Episode aus dem Reisebericht Michael Hemmersams (gestr. zw. 1645 und 1663), eines deutschen Soldaten in niederländischen Diensten, der von 1639 bis 1645 zwischen Brasilien und Guinea umher reiste, mit deutlichem Gewinn:

„Es giengen unser 50. Mann, sampt 3. Compagnien Mohren auß, ihne von dem Weg zu treiben; Als wir aber bey sie kamen, schlossen wir mit Mußqueten unter sie, daß sie sich gleich in die Büsch verlieffen, und wir zu ihnen nicht kommen konnten, musten also unverrichter Sach wider zuruck, nach unserem Castell gehen, doch wurde ein Accord getroffen, daß er ein Pfund Gold, und den Gefangenen unserem General schickte, dargegen gieng unser General in seine Behausung, solche zu besehen, nahm einen Ochsen mit, und verehrte ihm solchen, unser 6. musten ihn convoiren, dann es 2. Meil dahin war. Und als wir für sein Hauß kamen, musten wir ihm zu Ehren 3. mal Salve geben, darauf ließ er seinen Moren und Sclaven entbieten, bey ihn zu kommen, und Ihme den Ochsen verzehren helffen.

Deß Morgens früh waren ihrer etlich schon verhanden, die namen den Ochsen, banden ihme Maul und Nasen zu, darnach nahmen sie ihre Schild und assegay, und lieffen den Flecken damit auf und nieder, sungen und schrien, so laut sie konnten, das wärete bey 3. Stunde, hernach wolten sie den Ochsen schlachten, weil wir aber einen Koch bey uns hatten, wolten wir den Mohren solches nicht zulassen“[93].

Die große Ehre, die dem Kapitän zuteil wurde, als er an einem zeremoniellen Ritual teilnehmen durfte, wurde von den Angehörigen der Kompanie nicht erkannt. Mag die Beschreibung kaum durch subjektive Äußerungen auffallen, die deren Unverständnis direkt ausdrücken, so ist doch der letzte Satz bezeichnend. Die rituelle Schlachtung des Tieres, mit der hier ein großes Fest im Beisein der Europäer begangen werden sollte, wurde durch selbige auf für die Fulani unhöflichste Weise unterbrochen, hat aber keinerlei Konsequenzen, von denen Hemmersan Kenntnis erlangte. Er und die seinen mussten in ein großes Fest geraten sein, das sich zum Zeitpunkt ihrer Ankunft zutrug und mindestens drei Tage dauerte, in denen man nur „schreyen und springen“[94] sah.

Den Europäern, die ja bereits mit der Kultur der Fulani vertraut gewesen waren – gab es dort doch einen festen Standort der Niederländer – war dabei wohl schon aufgefallen, dass Rinder in dieser Region auch eine besondere Bedeutung hatten, denn in einer kriegerischen Situation schmückten sich die Einwohner Guineas mit Teilen der Tiere:

„Theils umhengen sich mit Federn, Ochsen- und Elephanten Schwänzen, oder setzen allerhand Hörner auf, bestreichen und schirmen sich mit allerhand Farben, damit sie nur grausam mögen sehen, und kommen dann mit einem Geschrey auffeinander, daß einer erschrickt, der solches nicht weiß“[95].

Dass das unangemessene Verhalten der Europäer nicht geahndet wurde, ist wohl vor allem mit einem interkulturellen Verständnis auf Seiten der afrikanischen Bevölkerung zu sehen. Dort war möglicherweise schon bekannt, dass den Europäern wenig an solchen Ritualen gelegen ist, so dass man ihnen das Eingreifen verzieh.

In dem Fall der Rinder an den afrikanischen Küstenregionen fanden sich gute Voraussetzung für einen Prozess, der hier als kommunikativer Stil bezeichnet werden soll. Die semantische Expansion des Rindes weicht bei den beteiligten Kulturen stark von einander ab. Das führt zu Missverständnissen, die eine Imitation der einen oder anderen Kultur unmöglich machen. Die daraus folgende Konsequenz ist eine Abgrenzung voneinander, die sich aber lediglich auf die unterschiedlichen Vorstellungswelten und damit auf die Wertvorstellungen zum Objekt Rind beziehen. Im praktischen interkulturellen Miteinander ist es möglich, sich dennoch durch das Rind zu verständigen und so Handel zu treiben.

Ein besonderes Missverständnis zeigte sich hingegen in Westafrika, das von Hemmersam beschrieben wird. Das Eingreifen der Europäer in die rituale Schlachtung des Rindes zeigte deutlich, inwieweit hier ein Kommunikationsprozess misslang. Während mit der Schlachtung des Rindes die bezeichnenden Fulani die Europäer zu einer Fest einluden, war auf Seiten der Europäer Unverständnis für dieses Treiben zu sehen. Das über das Rind transportierte Ritual wurde vom europäischen Interpreten nicht in der Wichtigkeit wahrgenommen, die es für den Bezeichner hatte, daher kann dieser ohne Probleme eingreifen, als es in seinen Augen zu fremd wurde.

Das Rind als Mittel der Mission

Ähnlich wie in Ost- und Westafrika ist die Bedeutung des Rindes – wie bereits gezeigt – in Südafrika gelagert. Anders als bei da Gama oder Hemmersan wird die Bedeutung der Rinder im kulturellen Umfeld Südafrikas im 18. Jahrhundert durchaus erkannt. Der Ursprung für dieses Erkennen ist aber keinesfalls die bloße Neugierde auf fremde Kulturen, vielmehr folgt es einem bestimmten Zweck, der darin besteht einen Teil der eigenen, in diesem Fall europäischen Kultur zu übertragen. Das mag Dreh- und Angelpunkt des Kulturbegriffs des 18. Jahrhunderts gewesen sein, hat aber in mindestens einem Punkt wesentlich ältere Ursprünge. Die Missionierung zum christlichen Glauben ist seit dem Entstehen des Christentums ein Akt, der es bedingt, sich fremden Kulturen so zu nähern, dass der dort herrschende Glaube sukzessive durch den christlichen Glauben abgelöst werden kann. Niemand anders als Papst Gregor der Große liefert dafür ein Beispiel, wenn er an den die Angelsachsen missionierenden Augustinus schreibt, er möge das vom ursprünglichen Glauben bestehen lassen, was den wahren Kern der christlichen Religion nicht trifft[96]. Dieser Weisung folgten unzählige Missionare aller christlichen Konfessionen auch zur Zeit der europäischen Expansion.

Gerade in Bezug auf Tiere kann das zu interkulturellen Problemen führen. Der christliche Glaube ist durchzogen mit tierischen Metaphern aus der Region des Nahen Ostens. In anderen Regionen, in denen die Tiere dieses Gebiets gar nicht existierten oder ihnen auch eine ganz andere Bedeutung zuteil wurde, kann das zu einem Problem werden. Bereits im vorangegangenen Unterkapitel ist auf die Bedeutung der Rinder für Ostafrika hingewiesen worden, eine Bedeutung, die sich bis an die Südspitze ausdehnte. Da den europäischen Siedlern diese Bedeutung immer mehr bewusst wurde, liegt es auf der Hand, dass auch andere Aspekte europäischer Kultur, wie etwa die Religion, durch Rinder transportiert wurden. Der niederländische Missionar J. J. Kicherer (1775-1825) war vermutlich einer der ersten, der sie für christliche Bekehrungsversuche nutze[97]. So kann Lichtenstein von einem von Kicherer 1799 gegründeten christlichen Institut berichten, das vor allem auf einer großen Zahl von Rindern beruhte, die er mitgebracht hatte. Dieser Umstand sorgte tatsächlich dafür, dass viele junge Einheimische sich dem Institut anschlossen. Lichtenstein, der mit Kicherer äußerst kritisch ins Gericht geht, erzählt weiter, dass Kicherer auf jegliche Form von Erziehung verzichtete und auch den Gottesdienst lediglich in englischer Sprache hielt, so dass die Einheimischen nicht folgen konnten. Als es in der Folge dieser Art von Umgang miteinander auch zu Misswirtschaft kam, an der die Rinder eingingen, verschwanden viele der zunächst dort lebenden Afrikaner wieder. Kicherer, der nach Lichtenstein auf enorme finanzielle Ressourcen zurückgreifen konnte, ließ neue Rinder nach Südafrika bringen. Die zuvor bei Kicherer lebenden Afrikaner jedoch, „fanden […] es bequemer, [das Vieh] dem Institut zu stehlen und damit in die Wildnis zu fliehen, als es sich durch die geringe Mühe des Predigthöhrens und Betens zu verdienen, und aus den Lehrlingen des Instituts wurden nun seine furchtbarsten Feinde“[98].

Hier zeigt sich das Misslingen eines anfänglichen Versuchs von interkultureller Kommunikation durch das Rind, der jedoch, weil weitere Bedingungen etwa im Bereich von Sprache und Erziehung nicht erfüllt werden, auf Dauer nicht funktioniert. Das Rind wird als Einstieg benutzt, um Interesse zu wecken, ein Fortschritt in die gewünschte Richtung jedoch war nicht festzustellen. Dennoch ist Kicherers Fall ein aufschlußreiches Beispiel für eine Domänenverteilung, die abgrenzend wirkte. Dabei ist vor allem wichtig nicht auf den Europäer Kicherer zu achten, der zwar Wertvorstellungen der Südafrikaner imitierte, sie aber nicht tiefgründig genug nutzte, sondern auf die indigenen Völker. Diese bemerkten die Scharade Kicherers und nutzten den zweiten Missionierungsversuch, um sich der Rinder zu bemächtigen. Sie unterschieden klar zwischen ihrer eigenen Domäne und der nachgeahmten Domäne Kicherers. Diese Unterscheidung schließlich sorgte für den gegenteiligen von Kicherer beabsichtigten Effekt. Die Südafrikaner wandten sich ab.

Deutlicher wird eine solche Abgrnezung aber auf der Insel Madagaskar, bei der dort wenige Jahre später ab 1818 einsetzenden Missionierung[99]. Die Rinder dort waren von besonderem Aussehen, wie bereits Jon Olafasson (1593–1679) beschrieb, denn „between the shoulders they have a hump that looks like a horn but in is not a horn. It is covvered with hair and there is nothing under the skin and it gets smaller down the back. The meat is lean“[100]. Diese besondere Züchtung zeigt bereits, dass die Bedeutung der Tiere für die Menschen Madagaskars sehr speziell gewesen sein muss. Sie zeigt sich jedoch auch in transzendentalen Zusammenhängen. Dort geschah es nämlich, dass

„after a generation of proclaming Jesus as the Lamb of God who sits on the right hand of His Throne and whose blood alone can save from sin, the old chief of a tribe which has resisted the Christian message revealed the reason for his people’s indifference. We are a cattle-raising people; we despise sheep. Our clans asked the early missionaries whether there was a place on God’s throne for a cow as well as for a sheep an when they were told „no“ they closed their hearts to the Christian Gospel“[101].

Die Vorstellung auf ein so bedeutendes aus der Region des Nahen Ostens nach Europa gekommenes Symbol wie das Opferlamm zu verzichten und es durch ein Kalb zu ersetzen, war für den europäischen Missionar unmöglich umsetzbar, so dass er die Chance zur Missionierung eines ganzen Stammes vertat. Deutlicher kann eine interkulturelle Fehlleistung kaum Ausdruck finden, als in diesem Beispiel, in dem sich sowohl die Missionare als auch das genannte Volk durch eine unüberbrückbare Domänenverteilung voneinander abgrenzten.

Ein solches Missverständnis, das sich aus einer zunächst gelungenen Art von Verständigung ergibt, ist ein seltenes Muster in den untersuchten Fällen gewesen. Auch bei Schaf und Ziege gibt es wesentlich öfter den umgekehrten Weg, bei dem mit dem Erstkontakt einhergehenden Verständnisschwierigkeiten vorkommen, wie sie in Madagaskar auftraten. Die dortige Missionierung der einheimischen Bevölkerung war nach Meinung der europäischen Missionare nur in einer hundertprozentigen Übertragung der christlichen Kultur möglich. Aus diesem Umstand war klar ersichtlich, dass nur das Lamm als Zeichen für Christus gelten konnte. Der afrikanische Interpret, der dies sehr wohl erkannte, probierte dennoch, da er mit Schafen nichts verbinden konnte, ein Kalb zu etablieren, was aber auf Seiten des Bezeichnenden abgelehnt wurde. Die daraus folgende Konsequenz war die fehlgegangene Missionierung eines ganzen Volkes.

Der in Afrika jedoch über das Rind transportierte einzige Kommunikationsprozess, der funktionierte, geht auf den Missionar Kicherer zurück, der das südafrikanische Modell des Rindes teilweise durchschaute und für sich nutzen wollte. Dass sein Experiment dennoch im Desaster endete, war weniger einem fehlgeleiteten Verständnis des europäischen Interpreten unter bezeichnenden Afrikanern geschuldet, sondern vielmehr den mit dieser Erkenntnis einher- und fehlgehenden Umständen der Missionierung.  

Bisons: Erst züchten, dann jagen

Anders als in Europa, Asien und Afrika, war die Haltung von Rindern in Amerika vollkommen unbekannt. Das lag zum einen daran, dass es in Amerika keine Auerochsen gab, die man hätte domestizieren können, es lag aber auch daran, dass die Vorstellungen der einheimischen Bevölkerung im Umgang mit Tieren andere waren. Während es der europäischen Tradition entsprach, sesshaft zu werden und sich mit domestizierten Tieren zu umgeben, kannten die nordamerikanischen Völker dieses Prinzip nicht. Einzig den Hund hatten sie domestiziert. Zu der Fauna, die sie auf dem neuen Kontinent vorfanden, hatten die Paläoindianer ein gänzlich anderes Verhältnis. Am Beispiel der Bisons bzw. des amerikanischen Büffels[102] läßt sich dieses zeigen.

Zahlreiche Völker der Plainindianer jagten diese Bisons. Sie waren so wichtig, dass sie nicht nur in den praktischen Nutzen der einheimischen Völker Eingang fanden, sondern auch in deren Vorstellungswelt, wie der Büffelgesang der Schwarzfüße zeigt, in dem es heißt: „Büffel: sie steigen gewaltig hinauf und kommen gewaltig herunter“[103]. Diese Worte zeigen bereits, welche Naturgewalt mit den Tieren in der Vorstellung der Völker verbunden war. Davon abgesehen bildeten die Bisons für die Plain-Indianer die Grundlage für ihre Fleischversorgung. Dieser Umstand wirkte auf die Europäer durchaus ambivalent, wie die folgenden Aussagen zeigen. Während Zebulon Pike (1779 – 1813) die ersten, die er zwischen 1805 und 1807 besuchte, als „the most independent Indians in the world“ bezeichnet, die

„follow the buffalo as chance directs, clothing themselves with the skins, and making their lodges, bridles, and saddles of the same materials, the flesh of the animal furnishing their food. Possessing innumerable herds of horses, they are here this day, 500 miles off ten days hence, and find themselves equally at home in either place, moving with a rapidity scarcely to be imagined by the inhabitants of the civilized world“[104],

sieht sechzig Jahre später John McDougall (1858 – 1928) die zweiten in einem anderen Licht und macht sie zu den

most dependent among men. Moccasins, mittens, leggings, shirts and robes all buffalo. With the sinews of the buffalo they stitched and sewed these. Their lariats, bridle lines, stirrup-straps, girths and saddles were manufactured out of buffalo hide. Their women made scrapers out of the leg-bone for fleshing hides. The men fashioned knife-handles out of the bones, and the children made toboggans of the same. The horns served for spoons and powder flasks. In short, they lived and had their physical being in the buffalo“[105].

Beide Zitate machen das Ungewöhnliche deutlich, dass mit der Lebensweise der nomadischen Ureinwohner einhergeht. Pike feiert die Unabhängigkeit der Sioux von jeglicher Art von Zivilisation und reiht sich damit klar in die Ideen der amerikanischen Romantik ein. McDougall hingegen mißbilligt die Abhängigkeit der Schwarzfüße von den Bisons, die hier als pars pro toto für die Natur als solches stehen. Bei aller Verschiedenheit der Bewertung drückt sich dennoch die gemeinsame Wahrnehmung des Fremden als nichteuropäisch auf. Auf ihre unterschiedliche Art zeigen beide Zitate, wie sehr Umweltvorstellungen vom jeweiligen kulturellen Hintergrund abhängig sind und so lediglich eine europäische Sicht präsentieren ohne die fremde Sicht der ursprünglichen Bevölkerung darzustellen.

Damit ist die Frage nach der Wechselwirkung in Bezug auf die Bisons, die sich zwischen Europäern und Indianern auftaten, gestellt. Während man in Europa Rinder züchtete und hielt, lies man in Amerika den Bison wild und jagte sie im Bedarfsfall. An dieser Stelle sei kurz auf das Verwandtschaftsverhältnis dieser Tiere hingewiesen, das klar zeigt, dass man beide miteinader vergleichen kann. Innerhalb der zoologischen Systematik gehört die Familie der bovidae zur Ordnung der Artiodactyla, den Paarhufern. Für diese Arbeit ist dabei vor allem die Unterfamilie der bovinae interessant, zu der neben Rindern auch Bisons gehören. Neben der Zucht der Rinder gehörte in Europa auch die Jagd auf deren ursprüngliche Form zu Tradition des Umgangs mit diesen Tieren. Dabei agierten sie bei der Jagd die Auerochsen, so erfolgreich, dass das letzte Exemplar in Europa 1627 starb[106].

Zwei Traditionen im Umgang mit Rindern finden sich demnach in Europa. Beide finden sich sich auch im Bezug auf Bisons wieder. so berichtet Robert Beverley von französische Auswanderer, die seit 1699 „were advised to Seat on a piece of very rich Land, about twenty Miles above the Falls of James River, on the South side of the River; which Land was formerly the Seat of a Great and Warlike Nation of Indians, call’d the Monacàns“[107] und dort großzügige Gratifikationen erhielten

„till they could sufficiently supply themselves with Necessaries, which now they do indifferently well, and begin to have Stocks of Cattle, which are said to give abundantly more Milk, than any other in the Country. I have heard that these People are upon a design, of getting into the breed of Buffaloes, to which end they lie in wait for their Calves, that they may tame, and raise a Stock of them. In which if they succeed, ‚twill in all probability be greatly for their Advantage; for these are much larger than other Cattle, and have the benefit of being natural to the Climate“[108].

Der hier zu beobachtende Versuch einer Domestizierung der Bisons, der höchstens von temporärem Erfolg war, entspricht dem europäischen Modell der Sesshaftwerdung des Menschen, der durch Domestikation in die Natur eingreift und sie sich so unterstellt, gleichzeitig dadurch aber den oben erwähnten Zivilisationsprozess einleitet. Die Umweltbedingungen jedoch zwangen dazu, das europäische Konzept, in Bezug auf die Bisons, aufzugeben, wie das weitere Vorgehen der Europäer zeigt.

Als die Pazifikexpedition der beiden Entdecker Merriwether Lewis und William Clark (1770 – 1838), die im Auftrag von Thomas Jefferson von St. Louis aus zum Pazifik aufbrechen sollten, in den Plains ankam, verwundert es daher kaum, dass sich beide hier kurz skizzierten Traditionen ohne Probleme ergänzten, denn der Gruppe um die beiden Anführer fielen die Bisonherden auf, die in großer Zahl das bezeichnete Gebiet durchquerten. Da Lewis und Clark nicht nur mit US-Amerikanern sondern auch mit Mitgliedern indigener Stämme unterwegs waren, die ihnen den Weg wiesen, verwundert es kaum, dass auch sie die Jagd auf die Tiere in Verbindung mit den einheimischen Stämmen aufnahmen. So kann Joseph Whitehouse (1775 – nach 1817) für den 2. Dezember 1804 notieren, dass

„the Big white a Chief of the mandans Came to Our fort in the Morning to Inform Us that the Buffelow was Close to us a Comeing in Captn Lewis and 15 Men turnd. Out to Shoot them the[y] killd 10, And the Indians Killd. 50 the two Captains Lewis & Clark took it in turn day about with a party Each day to goe a hunting And had Great Success until the 15th Inst. that the Buffelow got neerly twenty miles off Captn Clark and his party Returned On the Morning of the 16t[109].

Die hier beschriebene Zusammenarbeit widerspricht der oft gehörten Meinung, die weißen Europäer hätten quasi im Alleingang die Bisons ausgerottet. Offensichtlich hatte auch die Urbevölkerung ihren Anteil daran[110]. Die Zusammenarbeit mit den europäischen Siedlern Amerikas verstärkte dieses nur, bis die Siedler schließlich auch ohne die Einheimischen jagten:   

„Thursday January 3d [1805:] This morning some Buffalo came near our fort, the officers sent out 9 Men to hunt them, they returned but had killed none, One of the hunters killed a beautiful white hare, which is common in this Country.[111]

Obwohl eine europäische Tradition der Rinderjagd besteht, ist es in der Phase der Expedition der Einfluß der Einheimischen, der die Europäer dazubringt, ihr Verhalten in Umgang mit Bisons zu ändern. Der Zuchtversuch der Franzosen, der so kurios ist, das er beschrieben werden muss, stellt eine Ausnahme dar, die nicht von Dauer ist. Die Kontaktsituation in der Phase der Expedition sorgt für eine Verhaltensänderung bei den Europäern und damit für einen anderen Umgang mit den natürlichen Verhätlnissen in Amerika.


[1]Vgl.: Redak, Vanessa/Weber, Beat: Börse, Hamburg 2000, 52.

[2]Vgl.: Ebenda, 53.

[3]Vgl.: MacHugh, David E./Shriver, Mark D./Loftus, Ronan T./Cunningham, Patrick/ Bradley, Daniel G. Bradly: Microsatellite DNA Variation and the Evolution, Domestication and Phylogeography of Taurine and Zebu Cattle (Bos taurus and Bos indicus), in: Genetics 146, Juli 1997, 1082.

[4]Hier existiert eine Forschungskontroverse,  in der es darum geht, ob diese Domestizierung aus dem europäischen oder dem asiatischen Auerochsen hervorging, diese Frage ist allerdings hier nicht von Belang, vgl.: Caramelli, David: The Origins of Domesticated Cattle, in: Human Evolution 21, 2006, 110f.

[5]Vgl.: Kurtén: Mammals, 185ff.

[6]Vgl.: Novak: Walker’s Mammals, 1433.

[7]Beide Zitate:Neuhaus, Rolf: Der Stierkampf. Eine Kulturgeschichte, Frankfurt am Main/Leipzig 2007, 47.

[8]Vgl.: Ebenda.

[9]Gilgamesch-Epos, VI, 95; vgl.: Das  Gilgamesch-Epos, neu übers.  und kommentiert von Stefan M. Maul, München 42008,95.

[10]Vgl.: Otto, Eberhard: Beiträge zur Geschichte der Stierkulte in Ägypten, Hildesheim 1964, 23ff.

[11]Vgl.: Tetzner/Wittmeyer: Sagen, 96-99.

[12]Vgl.: Tetzner, Reiner/Wittmeyer, Uwe: Griechische Götter- und Heldensagen, Stuttgart 2003, 96-99.

[13]Vgl.: u.a. Homer, Illias, I, 551.

[14]Vgl.: Varro, De re rustica, 2, I, 11. Es sollte hier erwähnt werden, dass er dieses nicht nur auf das Rind, sondern jegliches Vieh bezieht. Das allerdings eine Vorrangstellung des Rinds im Alten Rom vorhanden war, gibt Varro selber an: „Nam bos in pecuaria maxima debet esse auctoritate“ (2,V,3). Damit sollte diese vorgenommene Einengung durchaus gültig sein.

[15]Vgl.: Plinius, Naturalis historia, 8, LXX, 176-180.

[16]Ebenda, 8, LXX, 181.

[17]Tacitus, Germania, 5; dem Wahrheitsgehalt der Aussagen in der Germania ist immer mit Vorsicht zu trauen, hier jedoch scheint er die Wahrheit zu sagen, wie archäozoologische Funde belegen, vgl.: Benecke, Mensch und Tiere, 276.

[18]Vgl.: Armitage, Philip L.: Developments in British cattle husbandry, in: The Ark 9, 1982, 50-52.

[19]Vgl.: Ebenda, 53; Benecke, Mensch und Tier, 276.

[20]Vgl.: Deppe, Henriette Carola: Das Rind. Verehrt – verspeist – verachtet, Bremen 1997, 28.

[21]Vgl.: Hünniger, Dominik: Die Viehseuche von 1744-52. Deutungen und Herrschaftspraxis in Krisenzeiten (= Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins 48), Neumünster 2011, 139ff.

[22]Vgl.: Neuhaus, Stierkampf, 59-62.

[23]Vgl.: Bernecker, Walther L.: Spanische Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München ³2003, Deckblatt.

[24]Für solche popkulturellen und allgemein gehaltenen Informationen kann kaum eine bessere Quelle gefunden werden als die entsprechenden Artikel der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_wei%C3%9Fe_Massai und http://de.wikipedia.org/wiki/Die_wei%C3%9Fe_Massai_%28Film%29 (beide 20. Juli 2012).  

[25]Vgl.: Hofmann, Corinne: Die weiße Massai. A1 Verlag 1998.

[26]Vgl.: Rohrbach, Günter/Huntgeburth, Hermine: Die weiße Massai, Deutschland 2005.

[27]Vgl.: Herskovits, Melville J.: The Cattle Complex in East Africa, in: American Anthropologist 1/28, 1926,230 – 272.

[28]Vgl.: Deshler, Walter: Cattle in Africa: Distribution, Types, and Problems, in: Geographical Review 1/53, 1963, 52 – 58.

[29]Hereskovitz, Cattle Complex, 248.

[30]Vgl.: Ebenda, 256.

[31]Vgl.: Ebenda, 258f.

[32]Vgl.: Ebenda, 254.

[33]Alle Zitate dieser Passage stammen aus: Barrow, John: Schilderung des Kupferschmelzens bei den Damaras, in: Moritz, Eduard (Hg.). Die ältesten Reiseberichte über Namibia, Teil 1. Die 25 frühesten Landreisen 1760 – 1842, neu herausgegeben von Maria Fisch, Windhoek 1999, 94.

[34]Lichtenstein, Bd. 2, Africa, 532.

[35]Phillip, Botany Bay, 130.

[36]Ebenda, 90.

[37]Vgl.: Parsonson,  Ark, 93.

[38]Vgl.: Ebenda, 93f.

[39]Vgl.: Newell, Trading Nature, 116.

[40]Ebenda.

[41]Vgl.: Ebenda, 118f.

[42]Corney, Occupation of Tahiti, 298.

[43]http://lewisandclarkjournals.unl.edu/read/?_xmlsrc=1804-12-02&_xslsrc=LCstyles.xsl (20. Juli 2012).

[44]Für eine genaue Einordnung dieses Anteils ist hier nicht der Ort. Es sei nur darauf hingewiesen, dass das Umherziehen in großen Gruppen für Bisons eher untypisch ist und es sich um eine Folge von Futterknappheit handelt, die viele kleinere Herden zu einem großen Trupp zusammen schließt. Dabei werden hunderte von Kilometern zurück gelegt, um neue Futter- und Wasserstellen aufzutun. Das Wegziehen vieler kleiner Herden in ganz andere Gebiete stellte für die sie jagenden Indianer ein großes Problem dar, weil man den Herden entweder hinterher ziehen musste, was bei großen Stämmen logistisch zu einer zeitlichen Diskrepanz zwischen den Bisonherden und den Völkern führen konnte, oder es bestand die Gefahr, dass die Nahrungsquelle verschwand, wenn man sich dem Zug der Bisons nicht anschloß. Die Wanderung der Tiere brachte sie zudem auch in den Teil der Plains, der wenig Niederschlag zu verzeichnen hatte. Diese Region war zu Fuß kaum ohne Mangel zu durchqueren. Die Wanderungsbewegungen der Bisons waren nun zu Pferd wesentlich leichter zu verfolgen, das Vordringen in die wasserarmen Regionen der Plains war mit weniger Gefahren verbunden, weil die enorme Geschwindigkeit der Pferde für eine schnelle Heimkehr sorgte. Durch die Einfuhr des Pferdes war es den Indianern schließlich möglich sich komplett auf die Bisons einzustellen und ihnen ohne Probleme zu folgen und dies das ganze Jahr über, was vorher ein Problem darstellte, vgl: Isenberg, Bison, 41-44; für das Verhalten der Bisons vgl.: Novak, Mammals, Bd. 2, 1432.

[45]http://lewisandclarkjournals.unl.edu/read/?_xmlsrc=1805-01-03&_xslsrc=LCstyles.xsl (20. Juli 2012).

[46]Vgl.: Vuure, Cis van: Retracing the aurochs: history, morphology, and ecology of an extinct wild ox, Sofia 2005, 71.

[47]Zitiert nach: Hamm, Peter: Poetische Arche Noah. Das Tier in der Dichtung der Welt, Gütersloh o. J, 107.

[48]Vgl.: Lange, Klaus M./Neulen Peter (Hg.): Duden – Das Lexikon der Allgemeinbildung. Bescheid wissen. Mitreden können, Mannheim u. a. ²1998, 304.

[49]Terry, Edward: A Voyage to East-India, London 1777 (= Reprint der Ausgabe von 1655), 83.

[50]Roe, Embassy, Bd. II, 312.

[51]Vgl.: Jaeggi, Peter: Die heilige Kuh. Eine kleine indische Kulturgeschichte, Freiburg (CH) 2009, 8ff.

[52]Vgl.: Dutt, Manmatha Nath (Hg.): A Prose English Translation of Vishnupuranam, Calcutta 1898, 43ff.

[53]Vgl.: Jaeggi: Kuh, 10.

[54]Roe, Embassy, Bd. II, 372.

[55]Vgl.: Jaeggi, Kuh, 9.

[56]Vgl.: Stukenbrock, Christiane: Wirtschaft und Handel, in: Finckh, Gerhard/Hartje-Grave, Nicole: Freiheit, Macht, Pracht. Niederländische Kunst im 17. Jahrhundert, Wuppertal 2009,126ff.

[57]Vgl.: Ebenda, 146.

[58]Varenius, Descriptio 71f.

[59]Vgl.: Mukai, S./Tsuji, S./Fukazawa K./Ohtagaki, S./Nambu, Y: History and population structure of a closed strain of Japanese Blck Cattle, in: Journal of animal breeding and genetics, 1989, 106, 254.

[60]Vgl.: Longworth, John W.: Beef in Japan, Politic, Production, Marketing and Trade, St Lucia u. a. 1984, 8.

[61]http://www.kobe-beef.com/Wagyu-History/default.aspx (16. Mai 2012).

[62]Vgl.: Mannen, H./Tsuji, S/Loftus, R.T./ Bradley, D. G.: Mitochondrial DNA Variation and Evolution of Japanese Black Cattle (Bos taurus), in: Genetics 150, 1998, 1169.

[63]Vgl.: Ebenda.

[64]Vgl.: Mukai et al.: History and population structure, 254f.

[65]Vgl.: Mannen et al.: Variation and Evolution of Japanese Black Cattle, 1172.

[66]Vgl.: Ebenda, 1172 – 1174.

[67]Vgl.: Datenbank GenBank: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/nuccore/L27718, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/nuccore/L27719 und http://www.ncbi.nlm.nih.gov/nuccore/U51818 (alle am 17. Mai 2012). Nicht verschwiegen werden darf, dass auch andere europäische Rindergensätze in den Vergleich einbezogen wurden.

[68]Vgl.: Benecke, Mensch und Haustiere, 279.

[69]Vgl.: Ebenda.

[70]Auch hier ist dies nicht vollkommen sicher. Es wird auch spekuliert, ob es in Afrika nicht auch zu einer unabhängigen Domestizierung des afrikanischen Auerochsen kam, vgl. Wendorf, Fred/Schild, Romuald: Are the early holocene cattle in the eastern sahara domestic or wild?, in: Evolutionary Anthropology. Issues, News, and Reviews, 3, 4, 1994, 118 – 128.

[71]Vgl.: Caramelli, Origins, 112.

[72]Vgl.: Herskovits, Cattle Complex, 248.

[73]Vgl.: Deshler, Walter: Cattle in Africa: Distribution, Types, and Problems, in: Geographical Review 1/53, 1963, 56.

[74]Eine südliche Region Portugals, die auch heute noch zum Großteil von Landwirtschaft lebt, vgl.: http://www.portugalglobal.pt/EN/InvestInPortugal/WhyPortugal/Alentejo/Paginas/RegionsofPortugal_Alentejo_Economy.aspx (20. Juli 2012).

[75]Giertz, da Gama, 43.

[76]Giertz, da Gama, 45.

[77]Ebenda, 44.

[78]Vgl. Ebenda, 43f.

[79]Vgl.: Lery, Jean: Unter Menschenfressern am Amazonas. Brasilianisches Tagebuch 1556 – 1558, Düsseldorf 2001, 199.

[80]Schmalkalden, Caspar: Mit Kompass und Kanonen. Abenteuerliche Reisen nach Brasilien und Fernost. 1642 – 652, hrsg. von Wolfgang Joost, Stuttgart-Wien 2002, 76.

[81]Ebenda, 54.

[82]Ebenda.

[83]Ebenda, 76.

[84]Dabei ist die Frage nach den Aufwandskosten im Unterschied zu den Betriebskosten unerheblich. Beide Faktoren müssen für eine dauerhaftes Geschäft günstig sein. Das die Betriebskosten je nach Preis für das Futter der Tiere steigen oder fallen können sind diese variabel. Die Ochsen selber gehören jedoch zu den Aufwandskosten und scheinen daher durchaus einen günstigen Preis  gehabt zu haben.

[85]Vgl.: Ebenda, 56.

[86]Ebenda. 43.

[87]Ebenda, 67.

[88]Ebenda, 69.

[89]Lapérouse, Weltreise, 38.

[90]Aldenburgk, JReise, 49.

[91]Ebenda, 43f.

[92]Vgl.: Ndukwe, Pat Ikechukwu: Fulani, New York 1996, 14; Gade, Daniel W.: II.G.5. Cattle, in: Kiple/Ornelas, History of Food, 1, 492.

[93]Hemmersam, Michael: Reise nach Guinea und Brasilien 1639 – 1645, in: Reisebeschreibungen von deutschen Beamten und Kriegsleuten im Dienste der niederländischen West- und Ost-Indischen Kompagnien, hrsg. von Samuel Pierre L’Honore Naber, Den Haag 1930, 34.

[94]Ebenda.

[95]Ebenda, 57.

[96]Vgl.: Beda Venerabilis, Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum, I, 30.

[97]Für eine ausführliche Darstellung zu Kicherers Mission vgl.: Schoemann, Karel: J.J. Kicherer en die vroeë Sending, 1799 – 1806, Kapstadt 1996.

[98]Lichtenstein, Reisen, 301; für die vorangegangene Zusammenfassung vgl.: ebenda, 299-301.

[99]Vgl.: Ellis, William: History of Madagascar, Vol.I, London 1838, iii.

[100]Olafsson, Jon: A Voyage to India 1622 – 1625, hrsg. und übers. von Inger Barnes, Cambridge 1998, 35.

[101]Davis, John Merle: Missionary Strategy and the Rural Church, in: International Review of Missions 152/38, 1949, 407f.

[102]Der Name Büffel leitet sich von den afrikanischen und asiatischen Büffeln ab, systematisch gehören die Tiere aber in die Gattungen Syncerus und Bubalus.

[103]Zitiert nach: Hamm, Peter: Poetische Arche Noah. Das Tier in der Dichtung der Welt, Gütersloh o. J, 107.

[104]Pike, Zebulon Montgomery: The Expeditions of Zebulon Montgomery Pike, Bd. 1., hrsg. von Elloitt Coues, New York 1895, 345.

[105]McDougall, John: Saddle, Sled and Snowshoe: Pioneering on the Saskatchewan in the Sixties, Montreal 1896, 261.

[106]Vgl.: Vuure, Cis van: Retracing the aurochs: history, morphology, and ecology of an extinct wild ox, Sofia 2005, 71.

[107]Beverley, Virginia 75.

[108]Ebenda, 76.

[109]http://lewisandclarkjournals.unl.edu/read/?_xmlsrc=1804-12-02&_xslsrc=LCstyles.xsl (20. Juli 2012).

[110]Für eine genaue Einordnung dieses Anteils ist hier nicht der Ort. Es sei nur darauf hingewiesen, dass das Umherziehen in großen Gruppen für Bisons eher untypisch ist und es sich um eine Folge von Futterknappheit handelt, die viele kleinere Herden zu einem großen Trupp zusammen schließt. Dabei werden hunderte von Kilometern zurück gelegt, um neue Futter- und Wasserstellen aufzutun. Das Wegziehen vieler kleiner Herden in ganz andere Gebiete stellte für die sie jagenden Indianer ein großes Problem dar, weil man den Herden entweder hinterher ziehen musste, was bei großen Stämmen logistisch zu einer zeitlichen Diskrepanz zwischen den Bisonherden und den Völkern führen konnte, oder es bestand die Gefahr, dass die Nahrungsquelle verschwand, wenn man sich dem Zug der Bisons nicht anschloß. Die Wanderung der Tiere brachte sie zudem auch in den Teil der Plains, der wenig Niederschlag zu verzeichnen hatte. Diese Region war zu Fuß kaum ohne Mangel zu durchqueren. Die Wanderungsbewegungen der Bisons waren nun zu Pferd wesentlich leichter zu verfolgen, das Vordringen in die wasserarmen Regionen der Plains war mit weniger Gefahren verbunden, weil die enorme Geschwindigkeit der Pferde für eine schnelle Heimkehr sorgte. Durch die Einfuhr des Pferdes war es den Indianern schließlich möglich sich komplett auf die Bisons einzustellen und ihnen ohne Probleme zu folgen und dies das ganze Jahr über, was vorher ein Problem darstellte, vgl: Isenberg, Bison, 41-44; für das Verhalten der Bisons vgl.: Novak, Mammals, Bd. 2, 1432.

[111]http://lewisandclarkjournals.unl.edu/read/?_xmlsrc=1805-01-03&_xslsrc=LCstyles.xsl (20. Juli 2012).