Überlegungen zur spätmittelalterliche Herrschaftskonsolidierung im bergisch-märkischen Grenzraum am Beispiel Wuppertals
I. Vorbemerkung
Die Idee zu diesem kurzen Text entstand bei der Arbeit zu meinem Buch zur Geschichte des Wuppertaler Stadtteils Wichlinghausen. Die Prämisse, unter der ich das Buch schrieb, bestand darin, Mittelalter und Früher Neuzeit ebenso viel Raum zu geben, wie der Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts. Der letzte Zeitraum ist innerhalb der regionalhistorischen Forschung zur Stadt Wuppertal besonders gut erarbeitet worden, was zum Teil so weit geht, dass Stadtteilführer behaupten können, die Geschichte beginne erst mit der Industrialisierung.
Tatsächlich hat eine solche Herangehensweise durchaus ihre Berechtigung. Die Stadt Wuppertal und ihre beiden bestimmenden Zentren Barmen und Elberfeld sind in ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Produkte der Industrialisierung, so dass in dieser Zeit Vieles passierte, das grundlegend für die spätere Entwicklung der Stadt Wuppertal war. Es ist aber zusätzlich so, dass Wuppertal auch noch eine Bedeutung hat, die jenseits der Textilmetropole und den Geburtsorten von Friedrich Engels und Friedrich Bayer liegt. Kein anderer als der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau brachte dies – so heißt es – mit seinem Ausspruch auf den Punkt, dass Wuppertal „der Bindestrich zwischen Rheinland und Westfalen“ sei.
II. Problemstellung
Wuppertal ist demnach eine Grenzregion. Der Ausspruch „über die Wupper gehen“ soll damit ebenso zusammenhängen wie die traditionellen Reibereien zwischen Barmern, die sich als Westfalen sehen, und Elberfeldern, die eher Rheinländer sein wollen und auch die beiden evangelischen Landeskirchen von Nordrhein-Westfalen sehen dies so, da einige Straßen im Bereich des nordöstlichen Wuppertals zur Westfälischen Landeskirche gehören, während Wuppertal selber der Evangelischen Kirche im Rheinland zugehörig ist. Auch historisch lässt sich diese Annahme festmachen. Bis zum Jahre 1922 gehörten die beiden Stadtbezirke Nächstebreck und Langerfeld als eigenständige Gemeinden zur westfälischen Provinz Preußens, wurden aber dann der Stadt Barmen zugeschlagen, die zur rheinischen Provinz gehörte.
Dass Problem an dieser allgegenwärtigen traditionellen Grenzstellung ist, dass sie ebenso ein Produkt des 19. Jahrhunderts ist, wie die industrielle Textilproduktion, die Bayer-Werke oder der Elberfelder Bahnhof. Sie beruht darauf, dass die preußische Verwaltungsstruktur der beiden genannten Provinzen eine Grenze übernahm, die im 17. Jahrhundert zwischen den Regionen Mark und Berg gezogen wurde, und ab 1815 genutzt wurde, um zwischen Westfalen und Rheinländern zu unterscheiden. Die Tatsache, dass Barmen dennoch als westfälisch gilt, zeigt bereits, dass das Bild dieser Grenze auch in den Köpfen der Bevölkerung nicht ganz stimmig war.
Die Grenzfrage ist für Wuppertal dabei entscheidend. Das gilt nicht nur auf der politischen Ebene, sondern vor allem auch für den Bereich der Wirtschaft und des Sozialen. Der Zuzug zahlreicher Märker in den Bergischen Bereich, der vor allem im 18. Jahrhundert einsetzte, hatte vielfach damit zu tun, dass im Bergischen die Leibeigenschaft einen anderen Status besaß, als im Märkischen, und man daher dort wesentlich freier agieren konnte.
Mit dem Begriff der Leibeigenschaft ist damit auch klar der erste Hinweis darauf gegeben, warum in meinem Buch über Wichlinghausen das Mittelalter und die Frühe Neuzeit ebenso bedeutend dargestellt werden sollten wie der Zeitraum des 19. und 20. Jahrhunderts. In meinen Augen haben die Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung des Raums Wuppertal klar mittelalterliche Wurzeln, die sich mit der Grenzfrage verbinden.
Umso erstaunlicher ist, dass sich die Wuppertal Regionalgeschichte diesem Thema bisher nur zögerlich gewidmet hat. Die Grenzen werden als gegeben angenommen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es keine natürlichen Grenzen gibt, sondern eben nur natürliche Begebenheiten, die von Menschen als Grenzen gesetzt werden können. Dass die Wupper als Grenzfluss diente, wird zwar erkannt, aber die Frage nach den Zeitpunkt und dem Grund für diese Festlegung wird nicht gestellt.
III. Quellenlage
Dabei kann es nicht Ziel sein, eine endgültige Antwort zu finden. Aufgrund der lückenhaften Quellenlage kann nur eine Annäherung an die Frage der Wuppertaler Grenzziehung geschehen. Während der Arbeit am Buch zur Geschichte Wichlinghausens hat sich in Bezug auf diese Quellenlage ein recht klares Bild ergeben. Der etwa 1000 Jahre umfassende Zeitraum des Mittelalters ist in Bezug auf den Raum Wuppertal sehr unterschiedlich fassbar. So zeigt sich das Frühmittelalter vor allem in Gestalt der Urbare und Urkunden des Klosters Werden, aber kaum durch landesherrliche Dokumente. Diese finden sich vermehrt erst in dem Zeitraum ab dem 13. Jahrhundert, was bereits auf eine Erstarkung landesherrliche Verwaltungen schließen lässt.
Aus dieser vermuteten Tatsache ergeben sich drei Fragen:
1. Gab es eine fassbare, eventuell sogar feste frühmittelalterliche Grenzziehung im Gebiet des heutigen Raums Wuppertal und welche Auswirkungen hatte diese ggf. auf die spätere Grenzziehung in der Region.
2. Wie strukturierte sich die hoch- und spätmittelalterliche Grenzziehung zwischen Berg und Mark im Raum Wuppertal und welche Höfe und Hofesverbände in ihm waren wem lehnsrechtlich verpflichtet?
3. Woran orientierte sich die später vorgenommene Grenzziehung im Raum Wuppertal sowohl innerhalb des eigenen Herrschaftsbereichs als auch in Abgrenzung zum jeweils anderen Bereich und auf welchem Weg wurden Grenzstreitigkeiten gelöst?
Zur Beantwortung der ersten Frage wird es notwendig sein, zunächst zwei Grenzdefinitionen voneinander zu scheiden und getrennt zu untersuchen. In dem ersten Teil ist daher zunächst die Grenzsituation im Frühmittelalter zu klären. Ältere Forschungen gingen bisher davon aus, dass das Wuppertal bereits im frühen Mittelalter bzw. noch früher eine Grenzregion zwischen Franken und Sachsen gewesen sei. Für diese These sprechen aber lediglich etymologische Indizien. Diese Überlegungen bilden aber zum Teil in der Heimatforschung noch heute die Grundlage für Theorien. Auch die Überlegungen von de Bruyn-Ouboter zur frühen Geschichte Barmens sind vor allem durch darauf fußenden Mutmaßungen gekennzeichnet, nicht aber durch Quellen gesichert. Da schriftliche Quellen fehlen, wird hier auf archäologische Funde zurückgegriffen werden müssen, die eventuell eine solche Grenzsituation, etwa durch im Raum Wuppertal gefundene Artefakte, aus denen ein Kulturkontakt hervorgeht, aufzeigen können. Letztlich wird der Einfluss Karls des Großen für die Grenzziehung untersucht werden müssen. Ausgehend von den Ergebnissen dieses Teils wird zu schauen sein, ob eine eventuelle wie auch immer gezogene Grenzsituation für das Spätmittelalter eine Rolle spielte oder nicht.
Die zweite Frage ist wesentlich entscheidender. Hier geht es um die seit dem 12. Jahrhundert gezogene Grenze zwischen Mark und Berg im Raum Wuppertal, die sich anders als die vermuteten frühmittelalterlichen Grenzen historisch wesentlich besser, wenn auch nicht eindeutig fassen lässt. Denn diese Grenze tritt durch zahlreiche Dokumente und Institutionen deutlich vor Augen. Die Verkäufe Barmens an die Grafen von Berg im Jahre 1245 durch die Grafen von Ravensberg bzw. des Hofes Wichlinghausens durch das Ministerialengeschlecht Vincke zu Kapellen an die Grafen von der Mark werden in den Kaufverträgen ebenso deutlich, wie die Verpfändung Barmens, die der bergische Herzog Ende des 14. Jahrhunderts an den märkischen Grafen zu leisten hatte. In diesem Zusammenhang ist auch die Diskussion um die Landwehren im Wuppertaler Stadtgebiet in Elberfeld und in Barmen interessant sowie die Einrichtung eines Hofgerichts in Wichlinghausen, das zur Mark gehörte, während der eigentliche Barmer Oberhof im Zentrum stand und den Herzögen von Berg verpflichtet war.
So ist dieser zweite Teil weiter auszudifferenzieren. Zuerst müsste daher die Expansionspolitik der Grafen von Berg im Hochmittelalter überblicksartig behandelt werden, da in diesem Zeitraum die Trennung zwischen Berg und Mark stattfand, die innerhalb der Forschung, etwa von Janssen, als Einteilung in ein rheinisches und ein westfälisches Gebiet bezeichnet wird. Eine Untersuchung der Ämter im heutigen Raum Wuppertal schließt sich an, da dieser in verschiedene Ämter unterteilt war. Neben den Bergischen Ämtern Beyenburg, Elberfeld, Solingen und ggf. auch Hardenberg spielt auch das Amt Wetter auf märkischer Seite eine Rolle für die Stadt. Hinzu kommen Rittergüter in Vohwinkel, Schöller und Lüntenbeck sowie ein weiteres Rittergut, das im Bereich Oberbarmen gelegen haben soll und nachdem noch der heutige Rittershauser Platz benannt ist.
Zum Schluss des zweiten Teils wird innerhalb der Ämter die Herrschaftsstruktur der einzelnen Höfe und Hofesverbände untersucht werden müssen. Um diese Menge an Höfen und damit in Zusammenhang stehenden Abhängigkeiten fassen zu können, soll auf eine einfache, aber durchaus zielführenden Methode zurückgegriffen werden, die Gerd Helbeck bereits in den 1970er Jahren aufgegriffen hat. Helbeck nimmt als Ausgangspunkt seiner Siedlungsuntersuchung das Schatzbuch der Grafen von der Mark aus dem Jahre 1486. In ihm sind alle abgabepflichtigen Höfe aufgezählt. Ausgehend von dieser Liste ist es ihm möglich, einzelne Höfe ausfindig zu machen und sie älteren bzw. anderen Herren zuzuordnen. So entsteht ein recht eindeutiges Bild des märkischen Herrschaftsbereichs in Schwelm und der dazugehörigen Höfe.
Für den Raum Wuppertal muss Helbecks Vorgehen jedoch erweitert werden. Da der Raum sich eben nicht nur als Grenzraum zwischen Berg und Mark, sondern auch zwischen verschiedenen bergischen Ämtern zeigt, ist es nötig, nicht nur von einem Dokument, wie es Helbeck mit dem märkischen Schatzbuch macht, auszugehen, sondern von mehreren. Mit der Beyenburger Amtsrechnung von 1467 ist für das Amt Beyenburg und somit für den Raum Barmen ein vergleichbares Dokument vorhanden, mit dem ein Vorgehen wie oben beschrieben möglich ist.
Für die anderen Ämter, die den heutigen Raum Wuppertal bilden, existiert ein solches Dokument aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters nicht. Der Zugriff muss daher anderweitig erfolgen. Ein unverzichtbarer Helfer ist dabei die 1977 von Hermann Kießling vorgelegte Aufzählung der Höfe und Hofesverbände in Wuppertal. Kießling nennt darin Erst- und auch Folgeerwähnungen, von denen ausgegangen werden kann. Gleichwohl müsste ein vierzig Jahre altes Werk immer mit neueren Studien verglichen und kritisch überprüft werden.
Das Problem dabei wird vor allem die zu bewältigende Fülle sein. Neben den weltlichen Herren sind so auch die geistlichen aufzuführen, da zahlreiche Höfe im heutigen Raum Wuppertal etwa Klöstern und Stiften gehörten, etwa dem erwähnten Kloster Werden oder den Klöstern Gevelsberg, Beyenburg und Gerresheim oder auch den Damenstiften in Essen und Gräfrath.
Sind die Höfe und ihre Herren im 15. Jahrhundert (bzw. in Einzelfällen auch im 16. Jahrhundert) ausgemacht, gilt es, die Entwicklung der einzelnen Höfe bis zu seiner Ersterwähnung zurückzuverfolgen sowie nachweisbare Eigentumswechsel aufzuzeigen. Wo diese fehlen, ist ausgehend von nachvollziehbaren und belegbaren Entwicklungen ähnlicher Begebenheiten eine passende Hypothese zu verfolgen, die ggf. zu einer plausiblen Theorie ausgebaut werden kann.
Der dritte Teil schließlich umfasst die Konsolidierung der Herrschaftsräume im Raum Wuppertal. Dazu wird zunächst ein Blick auf die konkreten Grenzen zu ziehen sein, die tatsächlich auszumachen sind. Dafür werden bestehende Grenzen, die sich im Lauf des Mittelalters etabliert hatten, in den Blick genommen. Zahlreiche Überlegungen und Theorien zur mittelalterlichen Geschichte des Raumes Wuppertals hängen etwa mit dem märkischen Gogericht Schwelm sowie der Freigrafschaft Volmarstein zusammen, die für die Aufteilung Barmens entscheidend waren. Hinzu kommt außerdem die kirchliche Verwaltung, die mit der gerichtlichen einher gegangen sein soll. Im Falle Schwelms etwa soll die Grenze des Kirchspiels mit der des Gogerichts identisch gewesen sein. Zusätzlich müssen auch Möglichkeiten neue Grenzen an Gewässern oder anderen natürlichen Phänomenen zu ziehen, in diesem Teil miteinbezogen werden.
Erst wenn diese Orientierungen an Grenzen in den Blick genommen wurden, kann man sich auf die konsolidierenden Maßnahmen der Territorialbildung konzentrieren. Hier muss etwa die Frage gestellt werden, welche der zuvor untersuchten Höfe und Hofesverbände in Gebieten liegen, die nachweislich durch kriegerische, pekuniäre oder diplomatische Handlungen in die Hand der Berger oder Märker gelangt sind. Dabei wir unter anderem auch der Zeitpunkt nicht unbedeutend sein, an dem eine Übernahme stattfand. Nur so ergibt sich ein Bild von einer konkreten Planung zur Territorialkonsolidierung, die von zufälligen oder unbewussten Handlungen zu unterscheiden sein wird.
IV. Der behandelte Raum
Zu dem bisher Aufgezeigten gesellt sich eine weitere zunächst recht einfach aussehende Frage: Welcher Raum ist eigentlich gemeint? Oder anders gefragt: Wie kann der in Bezug auf ein Thema der mittelalterlichen Geschichte als Anachronismus auftretende Begriff einer Stadt Wuppertal definiert werden? Erstens muss dazu die Frage nach dem Raum als solches gestellt werden. Da die Stadt Wuppertal 1929 gegründet wurde, umfasst der Raum die ihr zugrunde liegenden Städte und Gemeinden Barmen, Beyenburg, Cronenberg, Elberfeld, Ronsdorf und Vohwinkel. Hinzu kommen die Stadtteile und Gebiete, die erst im Laufe des späten 20. Jahrhunderts an Wuppertal angeschlossen wurden, die Gemeinden Dönberg, Dornap und Schöller sowie einzelne Abtretungen im Nordosten. Aber auch die Städte, die 1929 zusammengefasst wurden, bestehen aus einzelnen kleinen Vierteln und Quartieren, wie etwa Langerfeld, Nächstebreck oder Wichlinghausen in Barmen, die Beachtung finden müssen, will man die mittelalterliche Struktur des Raums Wuppertal begreifen.
Es hat jedoch wenig Sinn diese einzelnen Orte unabhängig voneinander zu untersuchen, da sie in einer Wechselbeziehung zueinander standen und stehen – auch zu Gebieten, die heute außerhalb des Raums Wuppertal liegen, wie Schwelm, Solingen, Lennep oder Hardenstein.
V. Forschungsstand
Wie bereits angedeutet, gehört die mittelalterliche Geschichte des Wuppertals nicht zum besonderen Bewusstsein der Stadt. Eine Ursache dafür ist neben fehlenden prägenden Bauten aus dieser Zeit auch die Forschung zur Stadtgeschichte. Zwar hatte es sich der Bergische Geschichtsverein bei seiner Gründung 1863 zur Aufgabe gemacht, die mittelalterliche Geschichte zur erforschen, bezog sich dabei aber vor allem auf den gesamten Bergischen Raum. Dem geschuldet war ein besonderer Fokus auf die Grafen und Herzöge von Berg und damit eine klassische politische Geschichte, bei denen einzelne Orte durchaus vorkamen, aber nur am Rande eine Rolle spielten. Zudem reicht diese Zeit bis zur Aufhebung des Herzogtums durch Napoleon im Jahre 1806, so dass in diesen Darstellungen die mittelalterliche Geschichte nur einen kleinen Teil einnimmt.
Vereinzelt jedoch wurden Vorstöße von Seiten der Vereinsmitglieder unternommen, die Geschichte der einzelnen Städte zu untersuchen. So schrieb etwa Otto Schell im Jahr 1900 eine Geschichte Elberfelds, die aber die mittelalterliche Geschichte der Stadt zusammenfasst, um sich dann der Entwicklung seit 1527 zu widmen.
Mit diesem Datum ist ein weiteres Problem der Forschungslage gegeben. Da 1527 das Garnnahrungsprivileg für Elberfeld und Barmen vergeben wurde, was die Entwicklung beider Städte zu Zentren der Textilindustrie begründete, sind die Stadtgeschichten beider Städte oftmals durch die wirtschafts- und sozialhistorische Perspektive der Textilindustrie gefärbt, die aber erst mit dem Ende des Mittelalters beginnt. Die etwa zeitgleich einsetzende Reformation, die die Gemeinden im Wuppertal, mit Ausnahme Beyenburgs, das durch das katholische Kreuzherrenkloster geprägt war, nachhaltig beeinflusste, sorgte dafür, dass vor allem protestantische Geschichte des Wuppertals beleuchtet wurde, die mittelalterliche mithin katholische Geschichte jedoch weniger. So finden sich in den einzelnen Publikationen des BGV zwar immer wieder Texte auf vereinzelte mittelalterliche Themen, im Allgemeinen jedoch spielt diese Zeit eine eher untergeordnete Rolle.
Neben dem BGV als prägende Kraft der Wuppertaler Geschichte existieren zahlreiche Einzelwerke, die oftmals in Verbindung mit den Bürgervereinen der Stadtbezirke und Stadtteile herausgegeben werden. So entstand in den vergangenen Jahren etwa ein zwei Bände umfassendes Werk mit Daten zur Geschichte Ronsdorfs, das auch mittelalterliche Zahlen enthält. Zur Geschichte der Klingenproduktion wurde in Cronenberg Werke verfasst, die auch Aufsätze über deren mittelalterlichen Ursprung enthalten. Vohwinkel hatte kurz vor seinem Anschluss an die neugegründete Stadt Elberfeld eine Stadtgeschichte in Auftrag gegeben, die bis heute – in leicht erweiterter Form – als Standardwerk zur Geschichte dieses Stadtteils gilt. Für den noch weiter westlich liegenden Stadtteil Schöller hat Florian Speer eine Studie vorgelegt, die er im Netz zur Verfügung stellte und die teilweise in Geschichte im Wuppertal veröffentlicht wurde. Zwar konzentrierte er sich vor allem auf die Kirche in Schöller, geht aber auch dezidiert auf die Ortschaft selber ein. Zum 200jährigen Jubiläum der Stadtwerdung von Barmen legte de Bruyn-Ouboter eine neue Stadtgeschichte vor, die teilweise detailliert mittelalterliche Geschichte bespricht, dabei aber, wie weiter oben schon erwähnt, oftmals zahlreiche Interpretationen vornimmt, deren Grundlage äußerst dünn ist. Ähnliches gilt für einen Band zur Geschichte Heckinghausens, der ebenfalls die mittelalterliche Geschichte des Stadtteils beleuchtet. Für Elberfeld ist besonders das Buch aus der Feder von Hermann Klugist Hesse von Interesse, in dem er die Geschichte der Stadt und seiner Kirche genauer beleuchtet. Das Werk stammt jedoch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und muss daher als teilweise veraltet angesehen werden.
Daneben müssen vor allem die Bücher Gerd Helbecks Erwähnung finden, der mit seinen Werken über Schwelm und seine Umgebung, Beyenburg und Nächstebreck weitreichende Forschungen zu den Anfängen und der mittelalterlichen Geschichte des Wuppertaler Ostens vorgelegt hat. Solche fundierte Standardwerke, die bis in die Vor-und Frühgeschichte zurückgehen, fehlen für den Westen der Stadt nahezu komplett, werden aber durch die seit ein paar Jahren existierende Reihe zu den Wuppertaler Parkanlagen, die von Antonia Dinnebier im Auftrag des Vereins Historische Parkanlagen herausgegeben werden, insofern ergänzt, als dass hier auch immer die Umgebung des Parks vor der eigentlichen Parkentwicklung in den Blick genommen wird. Dass auch hier das Mittelalter nur eine kleine Rolle spielen kann, ist dem Sujet geschuldet.
Auch die Arbeiten von Verfassern kirchengeschichtlicher Werke müssen hier in den engeren Blick genommen werden. Hier ist besonders die von Adolf Werth geschriebene und Lauffs erweiterte Geschichte der reformierten Gemeinde Gemarke zu nennen, die die Anfänge der Kirchengeschichte bis in das Mittelalter hinein nachzuziehen versucht und dabei auf zahlreiche Quellen zurückgreifen konnte.
Zu Geschichte der Stadt Wuppertal selber gibt es vor allem populärwissenschaftliche Bücher aus berufener Hand. Die Geschichte der Stadt Wuppertal von Goebel, und anderen gehört dazu. Auch darin findet sich ein kurzer Teil über die mittelalterliche Geschichte der Stadt, sie wird aber kurz und knapp abgehandelt, enthält nichtsdestoweniger gute Ausgangspunkte für weitere Forschung. Eine zusammenfassende Studie über das Mittelalter in Wuppertal fehlt daher.