Warum jetzt alles besser wird

Seit gestern Abend steht es fest. Joe Biden wird der neue Präsident. Donald Trump, der in den nächsten Monaten einsehen muss, dass er verloren hat, mag noch so sehr an Wahlbetrug glauben, eine Auswertung der Statistik in Wisconsin und Michigan zeigt, dass das sehr unwahrscheinlich ist. Tatsächlich hat Trump auch in diesen Staaten mehr Stimmen geholt als 2016. Allein: Die Mobilisierung der Stimmen für Biden war höher.

Im August 2019 schrieb ich an dieser Stelle einen Text darüber, warum Donald Trump gewinnen wird. Noch am Montag las ich ihn und war stolz, Recht zu haben. Nun ist der Stolz weg, denn nicht nur hat Trump verloren, auch ich habe mich vertan. Das tut weh.

Sei es drum: Am gestrigen Tag feierten Menschen auf den Straßen. Meine Frau war glücklich und feierte den Sieg. Ich saß daneben und ärgerte mich, nicht weil ich Trump den Sieg gegönnt hätte, auch nicht, darüber, dass meine Prognose falsch war. (Okay, vielleicht ein bisschen). Es war vielmehr die Hoffnung, die ich an diesem Tag bei so vielen Menschen sah, im Fernsehen, in den Sozialen Medien, auch auf meinem Sofa, etc.

Als ich meine Frau fragte, warum sie glücklich sei, antwortete sie, sie liebe den Wandel. Und da konnte ich nicht mehr an mich halten. Joe Biden, der älteste Präsident, der je gewählt wurde, seit über 45 Jahren in der Politik aktiv, davon acht als Vizepräsident, ein Urgestein der Demokraten, ein Kompromisskandidat der Mitte, dem man seine Demenz ansieht, soll ein Zeichen des Wandels sein?

Change we can believe in? Erinnert sich noch jemand? Der Slogan eines gewissen Barack Obamas im Jahr 2008? Damals schlug ich mir tatsächlich die Wahlnacht um die Ohren. Nach diesem furchtbaren George W. Bush kam endlich ein Demokrat, ein junger Schwarzer, der alle Kriege beenden, Guantanamo schließen, Reformen durchsetzen und die Welt zu einem besseren Ort machen wollte, wohl der Grund, warum er im Jahr seiner Ernennung den Friedensnobelpreis erhielt, einfach dafür, dass er nicht George Bush war.

Geliefert hat Obama Stil und gute Bilder. Dazu eine Reform des Gesundheitssystems, die zwar dafür sorgt, dass viele Amerikaner nun für eine Versicherung zahlten, diese aber erst ab riesigen Summen die Kosten übernahm. Nicht umsonst hatte Trump 2016 in einer Rede gesagt, man müsse ObamaCare durch etwas Besseres ersetzen. Der Friedensnobelpreisträger hat das Flugdrohnenprogramm ausbauen lassen und unter Beratung seiner Außenministerin Hillary Clinton Libyen in ein beispielloses Chaos geführt, dessen Folgen für die europäische Flüchtlingspolitik unbeschreiblich sind.

Der Unterschied zwischen den Demokraten und den Republikanern ist recht simpel. Die einen erzählen, dass sie etwas ändern wollen und tun es dann nicht, die anderen wollen nichts ändern und kommunizieren es offen. Wem man was zuordnet, überlasse ich dem Leser.

Fakt bleibt: Die Wahl Donald Trumps war der Hilferuf eines Landes, das am Boden liegt. Ein Land, in dem es keine Jobs mehr für die Mittelklasse gibt, ein Land, das so abhängig von China ist, dass Schrauben fehlen, wenn Apple probiert, in Texas Computer bauen zu lassen. Ein Land, dessen Gesundheitsversorgung so schlecht ist, dass zu viele Menschen an COVID-19 sterben, obwohl diese Krankheit nur für Risikogruppen tödlich ist. Ein Land in dem es Rassismus gibt. Ein Land in dem unter einem Schwarzen Präsidenten, nicht einem mit orangefarbener Haut, die Protestbewegung Black Lifes Matter als Bewegung gegründet wurde. Ein Land, in dem sich nach und nach die wirtschaftliche Wertschöpfung von der arbeitenden Bevölkerung des Mittleren Westens an die Aktien verkaufende Ostküste verlagert hat. Ein Land, in dem Staat und Kirche so sehr getrennt sind, dass ohne evangelikale Prediger und Kirchen niemand zum Präsidenten wird.

Elisabeth Warren, die wohl auf einen Posten im Kabinett von Biden hofft, aber als Präsidentschaftskandidatin antrat, hatte erkannt, dass vieles, von dem, was Menschen fordern, vor der Präsidentschaft Ronald Reagans schon da war. Ihr Programm bestand im Großen und Ganzen daraus, dahin zurück zu wollen.

Liest man Schriften von Wissenschaftlern, die sich mit den Schwarzen in Amerika auseinandersetzen, dann stellt man fest, dass diese auch kritisch mit der Politik eines Lyndon B. Johnson ins Gericht gehen, der durch eine progressive Politik dafür sorgte, eine Schwarze Elite herauszubilden, während er die Mehrheit der Schwarzen vergas, im Vietnamkrieg verheizte oder durch fehlgeleitete Sozialprogramme noch tiefer ins Elend stürzte.

Soll heißen: In der Entwicklung der amerikanischen Politik ist einiges schief gelaufen, dem niemand etwas entgegensetzen konnte. Trump war der letzte Versuch etwas zu ändern und dieser Versuch ist kolossal gescheitert. Nicht zuletzt dadurch, dass die Medien ihm nicht verzeihen konnten, ihre Erwartungen im November 2016 nicht erfüllt zu haben und nicht Hillary Clinton zu sein. Alles, was dieser Mensch falsch gemacht hat, wurde zu einem Thema, alles, was die anderen falsch machen, wurde tot geschwiegen. Es ging soweit, dass Twitter Tweets löschte, in denen Tucker Bidens Verwicklungen in die Ukraine im Detail beschrieben wurden. Nahezu jeder erinnert sich an den Skandal, den es gab, als Trump den ukrainisches Präsidenten anrief und erpresste, nahezu keiner erinnert sich daran, dass der Grund für die Erpressung darin lag, dass Obamas Vizepräsident den ukrainischen Präsidenten auch erpresst hatte. Aber Joe Biden ist definitiv besser als Trump, auch charakterlich.

Und mit einer schwarzen Frau an der Spitze, denn Kamala Harris wird ja die nächste Präsidentin, wenn Joe Biden altersbedingt in zwei oder vier Jahren abtritt oder wegen Demenz handlungsunfähig wird, da wird erst recht alles gut. Die Moderatorin Ellen DeGeneres schrieb gestern, es sei Historisches erreicht worden und gratulierte Kamala Harris überschwänglich. Endlich eine Vagina in Charge! Jetzt muss doch alles gut werden. Schaut man sich an, was Kamala Harris in ihrer politischen Karriere für Schwarze so erreicht hat, ist es sehr ernüchternd. In ihrer Position als Attorney General in Kalifornien ließ sie recht viele Leute wegen minimaler Vergehen im Gefängnis, statt eine ordentliche Reform durchzuführen, um die Gefängnisse zu entlasten. Zu allem Überfluss log sie dabei auch noch und ließ sich erwischen. Als Senatorin hat sie sich für Bürgerrechtsprojekte eingesetzt, vor allem für die Rechte der LGBTA*-Gemeinde, und hat probiert, alles zu verhindern, was Trump durchsetzen wollte. An seinem gescheiterten Impeachment-Verfahren war sie genauso beteiligt wie an den Befragungen seiner Richter. Harris stammt aus einer Akademiker-Familie. Ihr Vater ist Jamaikaner, ihre Mutter Inderin, er war Wirtschaftsprofessor, sie Ärztin.

Kurz gesagt: Harris ist eine Frau der Elite, die von den Problemen einfacher Menschen kaum eine Ahnung haben dürfte. Biden macht seit Jahrzehnten eine Politik, die zu der Wahl Trumps 2016 geführt hat. Ich bin sicher: Jetzt wird alles gut im land of the free and the home of the brave.

Good night and good luck.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert