Handel, Mission und Straßennamen – Koloniale Spuren im Wuppertal

I. Einleitung: Das Wuppertal und das Andere

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani beschreibt in seinem Buch Das Integrationsparadox eine mit gelungener Integration von Migranten entstehende Realität. Gerade weil die Integration gelingt, kommt es zu Ablehnungen ihnen gegenüber. Weil die integrierten Migranten Teil der Gesellschaft sind, entstehen auf ihrer Seite Ansprüche gegenüber dem etablierten Teil, was dazu führt, dass bei diesem Ressentiments gegenüber den gut integrierten Migranten entstehen oder ausgebaut werden.1

Einer der Ansprüche, der von der Seite der integrierten Migranten gestellt wird, ist es, als Teil der deutschen Gesellschaft angesehen zu werden. Der etablierte Teil aber sieht in den integrierten Migranten zum Teil noch immer Fremde und Andere und behandelt sie auch so, unabhängig von einer guten oder bösen Intention.2 Die in den letzten Jahren aufkommende Diskussion über Alltagsrassismus oder strukturellen Rassismus gehört zu diesem Diskurs. Damit in Zusammenhang steht auch die Geschichte des Rassismus in Deutschland jenseits des Dritten Reichs, etwa in Verbindung mit dem Kolonialismus.

Auf Seiten der Kulturwissenschaften ist mit dem postcolonial turn bzw. post-colonial turn ein theoretisches Programm aufgestellt worden, dass diese Verbindungen von verschieden Disziplinen aus angeht, u. a. auch von der historischen Seite. Es kann daher kaum verwundern, wenn etwa eine politische Forderung der Partei Power of Color, die sich im Kommunalwahlkampf 2020 in Wuppertal für die Wahl zum Integrationsrat aufstellen ließ, in der Aufarbeitung Wuppertaler Kolonialgeschichte bestand.3 Dieser Forderung möchte der Vortrag ein Stück weit nachkommen.

  1. 1. Wuppertaler Kontakte mit dem Anderen

Wuppertal als 1929 gegründete Stadt hat eine wesentlich längere Geschichte als diese politische Jahreszahl vermuten lässt. In dieser Geschichte gab es zahlreiche Auseinandersetzungen mit dem Anderen. Nachvollziehbare und belegbare Migration im größeren Stil findet sich allerdings erst im 18. Jahrhundert, als zahlreiche Menschen aus dem naheliegenden Grenzraum Westfalen in das Wuppertal kommen und hier versuchen, ihr Glück zu machen. Im 19. Jahrhundert kommen viele Hessen, etwa aus dem Waldeck, im Zuge der Urbanisierung ins Wuppertal und sorgen so für eine Bevölkerungsexplosion um das Jahr 1900 herum.4

Während im Zweiten Krieg zahlreiche Zwangsarbeiter aus dem Ausland in Wuppertal eingesetzt wurden5, folgten nach dem Ende des Krieges die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs, die in Wuppertal eine neue Heimat und Arbeit fanden.6 Wenige Jahre später folgen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei, Griechenland, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien, die später ihre Familien nachholen und in Wuppertal heimisch werden.

Migration ist damit Teil der Geschichte der Stadt. Aber sie ist nicht die einzige Auseinandersetzung mit dem Anderen. Schon früh gibt es Nachweise, dass sich Menschen aus dem Gebiet des Wuppertals als Handlungsreisende auf den Weg machten, um anderswo Geschäfte zu tätigen. Dieses Andere war zunächst bestimmt durch die nähere Umgebung, etwa die Städte Köln und Essen, mit denen man probierte, Textilhandel zu treiben.7 Auch der Grenzübergang war im 16. und 17. Jahrhundert für viele Wuppertaler Garnhändler eine Möglichkeit, in anderen Gefilden Textilien zu verkaufen, etwa indem man die Bestimmungen des Garnnahrungsprivilegs mit Hilfe von Schwelmer Bleichern umging.8

Ende des 16. Jahrhunderts finden sich Spuren Wuppertaler Händler in Amsterdam und Antwerpen.9 Spätestens damit ist der Weg geebnet, koloniale Spuren und Einfluss außereuropäischer Produkte und Einstellungen genauer im Wuppertal anzusehen. Ab 1800 wird die Rolle der außereuropäischen Mission in Wuppertal greifbar, die sich durch die Gründung des Missionsvereins zeigt.10

  1. 2. Was ist Alltagsgeschichte des Wuppertals?

Um den Charakter eines Überblickwerks, das den Rahmen eines Abendvortrags sprengen würde, zu vermeiden, soll hier eine Fragestellung zugrunde liegen, die die drei Aspekte des Handels, der Mission und der Erinnerungskultur in den Blick nimmt und miteinander in Verbindung setzt. Alle diese Aspekte sind meiner Ansicht nach Teile der Alltagsgeschichte des Wuppertals.

Während das bei Handel und Erinnerungskultur unmittelbar nachvollziehbar erscheint, ist das bei der Mission nur bedingt der Fall. Die Einordnung dieses Aspekts in den Bereich der Alltagsgeschichte des Wuppertals erklärt sich aber dann, wenn man die pietistische Prägung des Wuppertals bis weit in das 20. Jahrhundert hinein bedenkt, die den evangelischen Glauben zu einem wichtigen Bestandteil des Alltags der Gesellschaft im Tal der Wupper machte.

Bringt man die kolonialen Spuren mit dem Begriff der Alltagsgeschichte zusammen, so ergibt sich eine Fragestellung, die wie folgt aussehen könnte: Hat das koloniale Andere den Alltag der Bevölkerung des Wuppertals geprägt und wie manifestierten sich Spuren dieser eventuellen Prägung?

Der Begriff der Alltagsgeschichte11 bezeichnet eine um 1980 herum auftretende Strömung innerhalb der Geschichtswissenschaft, die sich zum einen gegen die theorielastige Prozess- und Strukturgeschichte wandte, und zum anderen dafür stritt, das einzelne Subjekt und sein Leben unabhängig von der politischen Geschichte zu betrachten.12 Dadurch gab es aber definitorische Probleme, die es erschwerten, den Alltag wirklich zu fassen. Die Alltagsgeschichte ist daher sowohl ein Aufzeigen des Banalen als auch des Extraordinären. Die Definitionslosigkeit des Begriffs Alltag erlaubt es, eine eigene Definition dessen aufzustellen, was in dieser Arbeit als Alltag definiert werden soll.

Unter Alltag sollen hier, Routinen, Rituale und Traditionen verstanden werden, die für das Leben im Wuppertal prägend waren. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass das Bergische Land und gerade auch die Region der Wupper in der Wahrnehmung von Zeitgenossen anders war.13 Dieses Anderssein spiegelt sich etwa in einem strengen pietistisch geprägtem Glauben wieder, der es in Verbindung mit einer Grenzlage ermöglichte, zahlreiche wirtschaftliche Freiheiten zu nutzen, die anderen Orts nicht gegeben waren. Aus dieser Melange entstand schließlich eine Region, die durch Textilwirtschaft schon im ausgehenden 18. Jahrhundert zu Reichtum kam und diesen im 19. Jahrhundert ausbauen konnte.

Die Verbindung von Glaube und Geld sorgte schließlich auch für die Gründung von Gesellschaften, die Handel und Mission unterstützten. Diejenigen, die solche Gesellschaften gründeten, aufbauten und trugen, verfügten über Netzwerke innerhalb und außerhalb der Stadt, die ihr Handeln beeinflussten, während auf der anderen Seite diese Netzwerke durch jene Akteure geprägt wurden.14

Es steht außer Frage, dass solche Netzwerke auch andere Teile der Wuppertaler Gesellschaft mit einbezogen.

Wer also nach kolonialen Spuren im Alltag der Wuppertaler sucht, muss sich in einem ersten Schritt mit diesen Netzwerken auseinandersetzen und sie in einem zweiten Schritt nach kolonialen Mustern untersuchen, die sich darin zeigen. Daher wird in den ersten beiden Teilen dieser Arbeit auf diese Netze zurückgegriffen. Der dritte Teil zur Erinnerungskultur kommt ohne diese aus.

II. Handel

  1. 1. Anfänge des Überseehandels: Die Bergische Kaffeetafel

Der Kaffee erreichte Europa erst, nachdem Kolumbus 1492 Amerika den Europäern zugänglich gemacht hatte. Während zunächst Spanier und Portugiesen von der Neuen Welt profitiert hatten, kamen im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts auch Franzosen, Briten und Niederländer hinzu. Vor allem letztere erlebten mit dem Goldenen Zeitalter im Laufe des 17. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blüte, von der auch das Bergische Land profitieren sollte.

Der Handel der Bewohner des Wuppertals mit den Niederlanden ist seit dem 16. Jahrhundert belegt und beruhte vor allem auf Textilien und Metall. Dieser wurde von „sehr berühmten und vornehmen Kauffleuthen,“ betrieben, „welche auß anderen frembden Landen die Gold- und silberne Müntz hereinführen […]“15, so der Hofkammermeister Johann Wülfing 1729 in einem Bericht an den Kurfürsten Karl Philipp. Die Kaufleute brachten allerdings nicht nur Münzen mit, sondern auch Gewürze, Pflanzen und fremde Gebrauchsgegenstände. Dazu gehörte nicht nur chinesisches Porzellan, das sich bereits zu Zeiten des Kurfürsten Johann Wilhelm II. zum Ende des 17. Jahrhunderts fand, sondern auch Tee, Kakao und Kaffee.

Im 18. Jahrhundert blühte der Handel im Wuppertal noch weiter auf. Die Kaufleute wurden vermögend und mit dem Geld kam auch eine Imitation der adeligen Schichten auf. So fand der Kaffee als importiertes Gut seinen Niederschlag in den bürgerlichen Gesellschaften, die sich erst privat trafen und dann ab dem 19. Jahrhundert auch im ersten Wuppertaler Kaffeehaus, das 1811 in Elberfeld gegründet wurde.

Die Imitation des guten Lebens aber blieb nicht nur auf die gut betuchten Bürgerlichen beschränkt, auch die ärmeren Schichten des Bergischen Landes begannen damit, Kaffee zu trinken. So konnte man 1785 in der Zeitung den verbitterten Aufruf eines anonymen Schreibers lesen, dass

„[j]eder Bürger, jeder Handwerksmann, jeder Bauer – in einem volkreichen Umkreiß von beinahe vier Stunden […] wenigstens dreimal, mehrenteils viermal täglich seinen Kaffe [trinkt]. Es gibt sogar Leute, die von Morgen bis Abend ihren Kaffe-Kessel nicht kalt werden lassen, sie also den ganzen Tag durch diesen Nektar der Muselmänner genießen“.16

Doch mitnichten handelte es sich dabei um den echten Bohnenkaffee, sondern um den so genannten Muckefuck, ein Imitat, das aus allen möglichen Ersatzprodukten etwa Roggen, doch vor allem aus ab Mitte des 18. Jahrhunderts in der Region zwischen Köln und Aachen angebauten Zichorie,17 der bestand. Das aus der Kaffeebohne gewonnene Getränk jedoch war spätestens zur Mitte des 19. Jahrhunderts weit verbreitet und im Alltag der Menschen angekommen.

Der Kaffee hatte zuvor auch Widerstände überwinden müssen, denn das neue, fremde Getränk war vor allem in den konservativ-kirchlichen Kreisen zunächst nicht besonders beliebt, sah doch so mancher Pietist in der dunklen Farbe den Teufel selbst. Gleichzeitig aber brachte der Kaffee Wachheit, was wiederum in den prosperierenden Städten des Wuppertals für das Geschäft und die Arbeit gut war. So wurde er um 1800 herum als Gegenpart zum Alkohol propagiert und konnte so zum Massenprodukt werden.18

Serviert wurde es in der so genannten Dröppelminna, einem dreibeinigen Gefäß, das zur Aufbewahrung des Heißgetränks genutzt wurde. Am unteren Ende befand sich ein kleiner Hahn, der in geöffnetem Zustand, den Kaffee in die Tasse tropfen („dröppeln“) ließ. Bis heute gehört sie zu einer echten Bergischen Kaffeetafel dazu. Der Ursprung der Döppelminna ist unklar. Es ist möglich, dass nicht nur das in ihr servierte Getränk aus den niederländischen Kolonien Ostasiens stammt, sondern die Idee des Gefäßes auch.19

Die Bergische Kaffeetafel gehört heute zu einem festen Identifikationsmerkmal bergischer Kultur und Tradition. Ihres kolonialen Ursprungs ist sich allerdings kaum jemand bewusst.

  1. 2. Amerika und die Wuppertaler Kaufleute

Der Wichlinghauser Pfarrer Voswinckel hielt in den 1850er Jahren die Schulsituation in seiner Wuppertaler Gemeinde für untragbar, denn die Klassen seien so groß, „daß die Eltern ihre Kinder nicht schicken wollen, weil ihre Kinder wie die Neger auf dem Sklavenschiff geschichtet werden müßten.“20

Es verwundert, einen solchen Vergleich zu hören, wo doch der Sklavenhandel zum Zeitpunkt seiner Aussage bereits verboten und unter Strafe gestellt war, wenn er auch als illegal betriebenes Geschäft weiterging. Interessant an der Aussage des Pfarrers ist, dass er diese drastischen Worte nach eigener Aussage gar nicht selber wählt, sondern der Vergleich von den Eltern der Kinder zu kommen scheint.

Ob dies stimmt, bleibt dahin gestellt, ist aber auch nur am Rande wichtig. Die Verwendung des Vergleichs, ob durch Pfarrer Voswinckel oder durch die Eltern, soll ja beim Leser des Textes etwas bewirken, nämlich die unhaltbaren Zustände in den Schulen zu verdeutlichen. Das aber kann nur funktionieren, wenn der Autor der Zeilen davon ausgehen kann, dass der Leser den Vergleich versteht. Das wiederum kann aber nur sicher gestellt werden, wenn das Wissen um den Sklavenhandel allgemein bekannt war, es demnach Alltagswissen darstellte.

Einen ähnlichen Vergleich findet man auch ein paar Jahrzehnte früher, als der Wuppertaler Kaufmann Johann Wilhelm Fischer bei einer Überfahrt von Europa nach Amerika eben diese Überfahrt mit einem Sklavenschiff vergleicht. Er schreibt dies in einem Bericht, was bedeutet, dass auch er davon ausgeht, dass der Vergleich seinen Lesern bekannt ist.21

Es kann also kaum bezweifelt werden, dass die Zustände, die mit dem transatlantischen Überseehandel einher gingen, im Wuppertal des 19. Jahrhunderts bekannt waren. Der Grund dafür dürfte in den engen und direkten Verbindungen liegen, die es zwischen dem Wuppertal und den Amerikas gab.

Overkamp kann aufgrund ihrer Untersuchungen zu den Akten der Firma Abraham und Brüder Frowein aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nachweisen, dass deren Agenten eine sogenannte „Negermiethe“ zahlten, was darauf schließen lässt, dass Sklaven zum Transport von Gütern angemietet wurden.22

Dass das Wuppertal als Produzent von Textilien am transatlantischen Dreieckshandel partizipierte, ist relativ klar ersichtlich, denn die Baumwolle, die vor allem in den us-amerikanischen Südstaaten produziert wurde und durch Plantagenwirtschaft und Sklaverei lukrativ war, wurde ab dem frühen 18. Jahrhundert im Wuppertal verarbeitet. Gorißen erwähnt in seinem Standardtext zur Bergischen Wirtschaft der Frühen Neuzeit sogar, dass in Elberfeld Textilien produziert wurden, die von den us-amerikanischen Sklaven als Hosen getragen wurden. Dabei handelte es sich um so genannte Bonte und Doppelsteine, die durch Streifenmuster oder Karos geprägt waren.23

Einen direkten Einfluss zwischen Wuppertaler Unternehmen und dem amerikanischen Bürgerkrieg zeigt Röhrig auf, wenn er in der Geschichte der Familie Mittelsten Scheid darauf hinweist, dass der amerikanische Bürgerkrieg die Gewinne des Familienunternehmens in den 1860er Jahren sinken ließ.24

Dieser kurze Überblick erlaubt bereits erste Schlüsse auf die Alltagsgeschichte des Wuppertals und ihre Verbindung zum transatlantischen Dreieckshandel. Noch offensichtlicher wird dies dann, wenn man sich die beiden großen Handelsorganisationen ansieht, die im frühen 19. Jahrhundert in Wuppertal gegründet wurden. Damit geht es zum einen um die Rheinisch-Westindische Kompagnie, zum anderen um den Deutsch-Amerikanischen Bergwerksverein.

Beide Organisationen wurden in Elberfeld durch ein Netzwerk heimischer Kaufleute gegründet und finanziert. Treibende Kraft hinter der Gründung der Rheinisch-Westindischen Kompagnie war Jakob Aders, Kaufmann und Politiker.25 Er lieferte die theoretische Grundlage für eine solche Kompagnie, deren Ziel es war, die niederländischen und norddeutschen Handelsplätze zu umgehen und direkt mit Lateinamerika, das zu diesem Zeitpunkt durch das Ende des spanischen Kolonialreiches als lukrativ erschien, Handel zu treiben.26 Hintergrund dessen war die Überlegung, die Wirtschaftskrise des frühen 19. Jahrhunderts zu überwinden, indem man „auf den außereuropäischen Märkten eine Entschädigung für den Verlust der näher gelegenen“27 zu finden hoffte. Das Unterfangen, Märkte außerhalb Europas zu eröffnen, wurde von Aders recht simpel rassistisch begründet, denn „die Aufmerksamkeit unserer Fabrikanten muß sich auch nach fremden Welttheilen richten, wo keine Fabriken sind, und wo die Menschen in der Kultur noch so weit gegen die Europäer zurückstehen, daß noch keine einheimische Konkurrenz zu fürchten ist“.28

So ist es dann vielleicht auch kein Zufall, sondern dieser Überlegung geschuldet, dass Aders als erstes Ziel des bergischen Direkthandels in Übersee den neu gegründeten „Negerstaat“29 Haiti ins Auge fasste. Für die Überlegung zum Alltag im Wuppertal ist dabei vor allem die Tatsache zu beachten, dass die Zeitung, in der Aders seine Position zum Handel mit Haiti darlegte, am Tag ihres Erscheinens, dem 14. Februar 1821, sofort vergriffen war und erneut gedruckt werden musste.30 Keine vier Wochen später wurde die Kompagnie durch 50 Aktionäre in großer Geschwindigkeit gegründet. Es handelte sich um die dritte Aktiengesellschaft Preußens.31

Die Kompagnie hatte schnell großen Erfolg, was die Kapitalisierung anging. Sie exportierte bergische und später auch Produkte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Die durchschnittliche Gewinnspanne der Kompagnie im Handel mit Haiti lag bei 25 Prozent. Es versteht sich, dass ein solches Wachstum unmöglich gehalten werden konnte und so stagnierte die Kompagnie trotz Expansion auf das amerikanische Festland ab 1825 und wurde zwischen 1832 und 1843 liquidiert.32

Ein ähnliches Schicksal nahm auch der Deutsch-Amerikanische Bergwerksverein, der in Mexiko seine Wirkungsstätte fand. Der Verein war 1824 innerhalb des Aufschwungs der Rheinisch-Westindischen Kompagnie gegründet worden und probierte mit deutschem Bergbauwissen, Minen in Mexiko zu betreiben. Auf ein bestimmtes Metall hatte man es dabei nicht abgesehen, so dass der Verein in den ersten drei Jahren seines Bestehens bereits 24 Silbergruben, vier Goldgruben und eine Bleigrube seine Eigen nennen konnte. Hinzu kamen sieben Amalgamierwerke und drei Schmelzhütten.33 Trotz dessen war der Verein ein Verlustgeschäft, das jede Investition in ihn vernichtete. 1837 beschloss man daher seien Liquidation.

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Verein als eine „Keimzelle frühen deutschen Koloniallebens“ fungierte. So gab es in Mexiko eine deutsche Gesellschaft, die sich in der Hauptstadt Mexikos niedergelassen hatte. Wie Illner aufzeigt, verbirgt sich hinter dem Verein und der in Mexiko ansässigen Deutschen ein Netzwerk von Patrioten, die in Amerika eine Zuflucht suchten und von dort aus probierten, sich mit anderen radikal-deutschen Kräften in der Heimat zu organisieren sowie „einen deutschen Idealstaat zu schaffen.“34

Maßgeblich für diese Verbindungen waren die Elberfelder Kaufleute Jung, die sowohl in der Kompagnie als auch im Bergbauverein als Direktoren und Beisitzer aktiv waren.35 Deren Neffe Wilhelm Stein hatte Kontakte zu radikalen Burschenschaftlern und ließ sich zusammen mit dem Agenten der Kompagnie in einem großen Haus in Mexiko nieder, das zum Mittelpunkt deutsch-kolonialer Bestrebungen in Mexiko wurde.36

Bedenkt man, dass die Kompagnie nicht nur plante mit Produkten aus dem gesamten deutschen Raum Handel zu treiben37 und der Bergbauverein in Deutschland immerhin so breiten Zuspruch fand, dass Johann Wolfgang von Goethe auf ihn aufmerksam wurde38, sondern auch, dass das preußische Königshaus Aktien an der Kompagnie hielt, ist davon auszugehen, dass diese kolonialen Bestrebungen zumindest teilweise auch im Alltag der Bevölkerung bekannt waren.

Dieser Überblick über den Amerikahandel der Wuppertaler Kaufleute zeigt, dass der außereuropäische Handel und vermutlich auch die kolonialen Bestrebungen im Denken der bürgerlichen Elite vertreten war. In deren Denken und Handeln spielten europäisches Überlegenheitsgefühl und deutscher Patriotismus eine Rolle, die neben dem rein wirtschaftlichen Agieren nicht unterschätzt werden darf.

  1. 3. Wuppertaler Kolonialismus?

War das bisher Beschriebene nur ein Präludium, so hat der tatsächliche Erwerb von Kolonien in Übersee durch das Deutsche Kaiserreich den Alltag der Wuppertaler selber auch verändert. Dieser Veränderung soll unter dem Stichwort Wuppertaler Kolonialismus angeschaut werden

Wie sehr dieser ab dem späten 19. Jahrhundert den Alltag der Wuppertaler prägte, sieht man an den Kolonialwarenläden. Solche Geschäfte gab es bereits, bevor Deutschland eine Kolonialmacht wurde, doch in dieser Zeit wurde es Usus, dass die Geschäfte mit den Waren aus der Kolonien Werbung machten.39 Grund dafür war der Hauch von Luxus, der sich mit den Waren aus Fernost und Afrika verband. Kunden, die sich vorher solche Dinge nicht leisten konnten, standen diese nun zur Verfügung.40

Auch im Wuppertal bestimmten solche Kolonialwarenläden das Stadtbild. Im Stadtteil Langerfeld ist die Einrichtung des Kolonialwarenladens von Wilhelm Kiel aus dem Jahr 1885 noch heute vorhanden. Das Ladengeschäft befand sich an der Langerfelder Straße 141/143. Kiels Laden war bekannt für die Kaffeerösterei. Das Geschäft blieb bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Familienhand. Wilhelm Kiel war innerhalb Langerfelds zudem kirchlich und politisch aktiv, was dafür Sorge trug, dass er und sein Name im Stadtteil bekannt waren und so den Alltag der Langerfelder mit prägten. Auch der Standort seinen Geschäfts in unmittelbarer Nähe zum Langerfelder Markt, ließ die Kolonialwaren allgegenwärtig werden.41

Ähnliches gilt für den seit den 1860er Jahren bestehenden Kolonialwarenladen von Friedrich Wilhelm Meisenburg im Stadtteil Unterbarmen. Er befand sich nicht nur an der Allee auf der Wuppertaler Talachse, die die beiden Stadtteile Elberfeld und Barmen verband, sondern zudem in der Alten Auer Schule, der ersten Elementarschule der Kirchengemeinde Unterbarmen. Das alte Gebäude ließ er ausbauen und um das Ladengeschäft erweitern. Das aus drei Häusern bestehende Ensemble ist heute noch unter dem Namen Meisenburg‘sche Häuser bekannt, was den Stellenwert des bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bestehenden Geschäfts aufzeigt.42

In der Kieler Straße 18 in Elberfeld war ein Kolonialwarenladen vorhanden. Dieser lag zwar fern des Zentrums von Elberfeld, spielte aber in den Wohnsiedlungen rund um den heutigen Platz der Republik, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, eine wichtige Rolle als Nahversorger.43

Durch ihre Produkte und ihre Lage war es den Kolonialwarenläden möglich die Kolonien des Deutschen Reichs sowie anderer europäischer Mächte im Alltag der Wuppertaler zu verankern. Sie boten neben den Kolonialwaren auch Produkte des täglichen Bedarfs und wurden Orte des Austauschs – auf der Ebene des Handels und dem der Kommunikation, so dass das Koloniale fest im Alltag der Menschen verankert war.

Das führte dazu, dass, wenn Menschen gesucht wurden, die in den Kolonien, etwa im Auftrag der Reichspost, arbeiten wollten, es durchaus eine hohe Zahl von Bewerbern gab, die allerdings eine Reihe von Vorausetzungen mitbringen sollten. So musste man „tropendienstfähig und gesund […] unbestraft, Soldat gewesen und unbeweibt“44 sein. Ein Beispiel dafür ist der Elberfelder Martin Voigt. Dieser wurde 1878 geboren und reiste 1902 als Kaiserlicher Postagent nach Deutsch-Neuguinea. Dort war er Leiter des Postdienstes, was es ihm erlaubte, nicht nur durch die Kolonie zu reisen, sondern auch die einheimische Bevölkerung einzustellen – ein Novum in der Kolonie. Er hatte Kontakt zu Missionaren der Rheinischen Mission und nutzte seine Reisen und Netzwerke, um eine Sammlung von Fotografien und Ethnografica anzulegen. Daneben schrieb er zahlreiche Briefe an seinen Bruder und seine Mutter. Durch die wiederholte Erkrankung mit Malaria kehrte er 1906 nach Elberfeld zurück.45

Die Beziehungen des Wuppertals mit den europäischen Kolonien spiegeln sich aber nicht nur in Kolonialwarenläden und Staatsbediensteten wieder. Auch im Bereich der Kunst ist diese Verbindung zum Teil bis heute noch nachvollziehbar, etwa in Gestalt des Sammlers Eduard von der Heydt.46 Dieser wurde 1882 in eine bekannte Elberfelder Bankiersfamilie geboren und blieb trotz Wegzugs seiner Heimatstadt und vor allem deren Kunstszene verbunden. Grund dafür war, dass sein Vater August 1902 einer der Initiatoren des Elberfelder Kunstmuseums war.47

Eduard von der Heydt begann in den 1920er Jahren intensiv mit dem Sammeln von Kunstwerken, wobei er keinen Unterschied zwischen europäischer und außereuropäischer Kunst machte. Zunächst konzentrierte er sich auf Kunstwerke aus Asien mit buddhistischen Bezügen48, die er ab 1922 im von ihm gegründeten Nederlands Museum voor Oost-Aziatische Kunst in Amsterdam ausstellte. Dort hatte er sich mit seiner Frau niedergelassen. Teil seiner Sammlung war aber von Anfang an auch afrikanische und ozeanische Kunst.49

Von der Heydt war darum bemüht, außereuropäische Kunst, die er klar als der europäischen Kunst ebenbürtig definierte, einem breiten Publikum zugänglich zu machen und stelle daher Teile seiner Sammlung als Leihgabe zur Verfügung. Auch Wuppertal wurde 1937 von ihm mit seiner Sammlung indonesischer Textilien bedacht, die man im Museum in Elberfeld auch sofort ausstellte50. Die Sammlung war ursprünglich im Besitz des Bankiers Georg Tillmann gewesen, der sie durch Carel Groenevelt direkt in Indonesien, damals noch Kolonie der Niederlande, erwarb.51

Durch die Stiftung von der Heydts konnte so indonesische Kunst, die innerhalb eines kolonialen Kontexts erworben wurde, im Alltag interessierter Wuppertaler der Zwischenkriegszeit verankert werden.

III. Mission

  1. 1. Die Gründung der Rheinischen Mission

Die Gründung einer Missionsgesellschaft kann auf zwei Motiven beruhen. Erstens kann sie vom tiefen Bestreben beseelt sein, Menschen zum wahren Glauben zu bekehren. Zweitens kann sie von Anfang an darin bestehen, den Glauben machtpolitisch zu nutzen. Der zweite Fall zeigt sich beispielhaft in der Deutsch-Ostafrikanischen Missionsgesellschaft, später Bethel-Mission, deren Entstehung in Berlin durch Carl Peters gefördert wurde, der nicht als bibelfester Christ, dafür aber als menschenverachtender Kolonialist bekannt ist.52

Die Rheinische Mission hingegen war bei ihrer Gründung keine politische Organisation, in dem Sinne, dass sie machtpolitische Strukturen schaffen wollte. Ihre Ursprünge liegen in verschiedenen Missionsvereinen im Rheinland, die sich nachher zu einer großen Organisation verbanden. Zwei dieser Ursprungsgesellschaften befanden sich im Wuppertal.53

Das war kein Wunder, denn dort war der Alltag in den 1820er Jahren geprägt durch die christliche Erweckungsbewegung, die von einem Augenzeugen wie folgt beschrieben wurde:

„Die geselligen Unterhaltungen drehte sich meist um kirchliche Vorgänge oder um die Wahrheiten der heiligen Schrift. […] ein lebhaftes Bedürfnis nach Herzensergießung und Gedankenaustausch führte die Erweckten täglich nach gethaner Arbeit zu unzähligen trauten Brüderkreisen zusammen“.54

Schon vorher hatte sich im pietistischen Wuppertal 1799 die Elberfelder Missionsgesellschaft gebildet, passenderweise am Pfingstmontag dieses Jahres. Diese Gesellschaft bestand aus insgesamt zwölf Mitgliedern, die sich regelmäßig trafen, Missionsberichte lasen und besprachen und Geld an diejenigen Gesellschaften übergeben wollte, die bereits in anderen Erdteilen aktiv waren.55

In loser Folge gab die Gesellschaft eine eigene Publikationsreihe heraus, in denen die Elberfelder über die Arbeit der befreundeten Missionsgesellschaften unterrichtet wurde. Bis 1817 waren 24 solcher kleinen Hefte erschienen.56

So wurden die Elberfelder Christen in unregelmäßigen Abständen über das Leben und die Arbeit der Missionare in aller Welt informiert, was einige Bürger der Nachbarstadt Barmen zur Gründung einer eigenen Missionsgesellschaft motivierte. Ausgelöst wurde diese Gründung durch den Besuch eines Basler Missionars, der 1818 im Kreise ein paar Interessierter einen Vortrag hielt. Noch am selben Abend beschloss man daraufhin, eine Hilfsmissionsgesellschaft zu gründen, die wie ihr Elberfelder Vorbild zunächst darauf ausgerichtet war, Gelder zu sammeln.57

Anders als die Elberfelder blieb man aber nicht unter sich und publizierte lediglich Berichte, sondern man begann damit, Gelder einzusammeln. Dabei ging man sehr organisiert vor und unterteilte das Barmer Stadtgebiet in Abteilungen, die von sieben Direktoren betreut wurden. Im Norden der Stadt war mit Friedrich Mittelsten Scheid ein gut vernetzter Fabrikant und Kaufmann in den Reihen. Aufgabe der Direktoren war es, Hausbesuche vorzunehmen und dabei Gelder für die Mission zu sammeln.58

Dieses organisierte Vorgehen hatte schnell Erfolg. So schlossen sich die Barmer Pfarrer der Gesellschaft an, so dass sie eine große Öffentlichkeit für ihr Anliegen erreichte. 1825 beschloss man, nicht mehr nur monetär andere Missionsvorhaben zu unterstützen, sondern aktiv selber zu missionieren, in dem man eine Vorschule für Missionare gründete. Gleichzeitig wurde eine Zeitschrift herausgegeben, die alle 14 Tage erscheinen sollte und eine Auflagenhöhe von 7000 Exemplaren erreichte, wenn auch nur etwa 2000 davon in Barmen selber verblieben.59 Bedenkt man, dass die Einwohnerzahl Barmens in dieser Zeit bei etwa 22.000 lag60, stellen die 2000 Exemplare eine nicht zu unterschätzende Größe für den Wuppertaler Alltag dar. Die Tätigkeit der Mission wurde so im Bewusstsein der Barmer verankert.

Zusammen mit der Missionsgesellschaft in Köln wurde 1828 die Rheinische Mission gegründet, zu der später im Jahr auch noch Wesel hinzukam. Bereits fünf Jahre später ließ die Mission ihr Missionshaus in Unterbarmen errichten.61

Die Rheinische Mission entsandte schon 1829 die ersten vier Missionare nach Südafrika, ein bereits früh innerhalb der Barmer Mission ausgemachtes Ziel. Unter diesen befand sich lediglich ein Elberfelder, der Rest stammte nicht aus dem Wuppertal oder dem Bergischen Land.62 Lokal hatte die Missionsgesellschaft zwar Gelder und Öffentlichkeit akquirieren, aber kaum jemanden davon überzeugen können, als Missionar tätig werden zu wollen.

Dennoch war die Rheinische Mission eine feste Größe im Alltag der Wuppertaler, die im späten 19. Jahrhundert entscheidenden Einfluss an der deutschen Kolonialpolitik hatte. Ausgehend von der 1829 gegründeten Missionsstation Wupperthal in Südafrika waren die Missionare weiter nach Nordwest gezogen und hatten somit Jahrzehnte lange Erfahrung mit der Bevölkerung in dem Teil Afrikas, der zur Kolonie Deutsch-Südwest werden sollte. Als Übersetzer und Vermittler waren sie Teil des kolonialen Systems63, auch wenn man die Trennung der beiden Sphären Mission und Kolonie aufrecht zu halten versuchte.64

Es ist sicherlich kein Zufall, dass die Missionversuche im Gebiet der Kolonie bis zu deren Gründung oftmals vor dem Scheitern standen, aber ab 1891 sich ein großer Erfolg einstellte, also nach der Gründung der Kolonie. Spätestens mit dem Beginn der Mission in Neuguinea, die auf Wunsch der Reichsregierung erfolgte, war jeder Versuch einer Trennung zwischen Kolonie und Mission dahin. Die Rheinische Mission war zu einer Kolonialmission geworden, die sich politisch hatte einspannen lassen.65

Über ihre Arbeit berichtete die Mission in regelmäßigen Publikationen und versorgte die Bevölkerung des Wuppertals, etwa über die enge Verbindung zu den Gemeinden vor Ort, mit Informationen. Regelmäßig wurden Missionsfeste gefeiert und mit der Zeit kamen auch mehr und mehr Missionare aus den Reihen der Wuppertaler Gemeinden.66 Die Rheinische Mission war Teil des Wuppertaler Alltags und hinterließ so koloniale Spuren in Bewusstsein der Wuppertaler.

  1. 2. Der Elberfelder Bankier Johann Keetman

Nur wenige Wuppertaler Bürger sind Namenspatrone für eine Stadt geworden. Der 1793 in Hamburg geborene Johann Keetman ist einer davon. Seine kaufmännische Ausbildung machte er in Frankfurt und Barmen, bevor er sich 1820 in Elberfeld niederließ und im Bankhaus Wichelhaus arbeitete. Drei Jahre später heiratete er die Tochter des Eigentümers der Bank und wurde deren Teilhaber. Daneben war er kirchlich aktiv, etwa als Presbyter und Präses der Diakonie. Er wurde zudem Vorstand der Elberfelder Missionsgesellschaft und so bei der Gründung der Rheinischen Mission deren erster Präses.

Keetman unterstützte die Mission finanziell mit großzügigen Mitteln. Nicht nur war er maßgeblich an der Standortsuche beteiligt, auch spendete er die zum Ankauf des Stücks notwendige Summe und machte den Ankauf weiterer angrenzender Areale zur Erweiterung des Baues möglich.

Keetman war in seiner Funktion als Präses der Mission auch für die Kommunikation mit den Missionaren zuständig, die seiner Verdienste wegen eine Missionsstation nach ihm benennen wollte. Er wehrte sich dagegen und so wurde aus Keetmansdorf, Scheppermannsdorf, benannt nach dem Gründer der Station. Doch nach seinem Tod 1866 konnte Keetman eine Namensgebung nicht mehr verhindern und so wurde die neu gegründete, durch ihn finanziell geförderte Station Keetmanshoop im Süden des heutigen Namibia nach ihm benannt.67 Der Ort war insofern auch von überregionaler Bedeutung, als dass in Windhuk ein Heimathaus den Namen dieses Ortes trug, für das etwa der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft in Hagen Geld sammelte.68

1946 löste sich die dortige Gemeinde von der Rheinischen Mission.69

Eine Erinnerung an die Verbindung zwischen Wuppertal und Keetmanshoop wurde Mitte der 1960er Jahre durch den Bergischen Geschichtsverein ermöglicht, der einer Nachfahrin Keetmans die Möglichkeit bot, einen kolonialrevisionistischen Artikel über die Stadt zu schreiben, in dem sie die Rolle der Mission äußerst positiv darstellt und das Apartheitsregime Südafrikas ohne große Bedenken als gut für die schwarze Bevölkerung schildert.70

Der Ort Keetmanshoop besteht noch heute. Heute existiert zwischen Wuppertal und Keetmanshoop eine Kirchenkreispartnerschaft, die durch regelmäßige Besuche gefördert wird.71

IV. Erinnerung

  1. 1. Straßennamen: Samoa, Mohren und Negerdorf

Insgesamt gibt es in Wuppertal mit Bezug auf Rassismus und damit zusammenhängendem Kolonialismus zahlreiche Straßenbezeichnungen72, die problematisch erscheinen. Ich möchte mich auf sechs davon beschränken und bei der Darstellung im Osten der Stadt beginnen, in Langerfeld. Unweit der dortigen Gesamtschule existieren drei Straßen, die koloniale Erinnerungen wach halten. Es handelt sich um die Samoa-, die Togo- und die Windhukstraße.

Die Benennung von Samoa- und Windhukstraße73 sind recht einfach zu erklären. Vormals waren diese Straßen als Krupp- und Siemensstraße bekannt. Die Straßen bilden ein Ensemble, denn die Windhukstraße geht in einer Kurve in die Samoastraße über. Hinter den beiden Namen verbergen sich zwei ehemalige deutsche Kolonien. Windhuk war die Hauptstadt von Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, Samoa ist eine Inselgruppe im Pazifik, die unter deutscher Herrschaft stand.

Umbenannt wurden beide Straße 1935 durch die nationalsozialistische Machthaber in Wuppertal. Damit in Zusammenhang steht der damit einhergehende Anspruch, die Kolonien zurückzuholen. Die Togostraße74 indes ist eine Straße, deren Bebauung ab den 1950er Jahren geplant wurde75, so dass es die Straße selber vorher nicht gab. Sie wurde erst 1962 eingeweiht. Die damaligen Stadtoberen fügten dem nationalsozialistischen Anspruch, der sich in der Benennung von Samoa- und Windhukstraße zeigte, einen weiteren hinzu, freilich ohne das intendiert zu haben. Für sie passte Togo als weitere ehemalige Kolonie zu den beiden anderen.

In bisschen weiter südwestlich liegt der Stadtteil Heckinghausen. Dort befindet sich ein Gaskessel, der seit seiner Stilllegung ein Schattendasein führte, bis er als neue Attraktion umgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Der Gaskessel steht in der Mohrenstraße.76 Nach der Umbenennung der Berliner Mohrenstraße entbrannte auch eine Diskussion darum, dieser Straße einen neuen Namen zu geben, die durch die Sehenswürdigkeit des Gaskessels nun ins Licht der Öffentlichkeit rückte.

1879 wurde die Straße umbenannt. Vorher war sie als Oberbarmer oder Obere Gasstraße bekannt. Der Grund für die Umbenennung ist unbekannt. Möglich ist eine Verbindung zwischen der Verkoksung von Gas, was dazu führte, das Häuser und Mitarbeiter schwarz wurden. Einen direkten kolonialen Zusammenhang gibt es nicht. Dennoch wurde von Seite politischer Aktivisten unter Aufwendung zahlreicher Argumente die Umbenennung gefordert.77 Die Argumente gehen weniger auf die Straße selber als auf den Begriff Mohr ein. Dieser wird als rassistisch eingestuft, eine einleuchtende Begründung dafür habe ich bisher allerdings nicht finden können. Anders als in Berlin, in der es einen direkten kolonialen Zusammenhang gibt, ist dieser in Wuppertal nicht erkennbar. Der Begriff Mohr leitet sich vom lateinischen Wort maurus ab, bei dem es sich um eine Bezeichnung für Mauretanier handelt. Es ist möglich, dass die Römer hier die Eigenbezeichnung eines Berbervolkes nutzen, um diese auch in ihrer Sprache zu bezeichnen. Der Begriff wird im Deutschen dann zu môr und bezeichnet im Laufe des Mittelalters sowohl die arabischen Eroberer Nordafrikas und Spaniens als auch Menschen mit dunkler Hautfarbe. Von da an wird er auch benutzt, um Tiere und Pflanzen mit schwarzer Musterung als Mohr- zu bezeichnen.78 Im Zuge der Rassendiskurse wird das Wort wie auch die Bezeichnungen Neger oder Schwarzer genutzt, um unterschiedliche Völker Afrikas zu beschreiben und zu benennen. Das Wort selber ist aber nicht grundsätzlich negativ gesetzt.

In unmittelbarer Nähe des Helios-Klinikums in Barmen liegt die Virchowstraße, benannt 1911 nach Rudolf Virchow.79 Virchow war nicht nur Arzt, sondern ein Universalgelehrter, der sich unter anderem an dem im 19. Jahrhundert stattfindenden Rassendiskurs dadurch beteiligte, dass er eine große Studie durchführte in der verschiedene Rassen in Deutschland untersucht wurden. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass die Überlegungen zu Rassen in Deutschland, etwa zu einer deutschen und einer jüdischen, nicht aufgingen, denn sie waren zu unterschiedlich.80 Virchow konnte diese Untersuchung an sieben Millionen Schulkindern unter anderem deswegen durchführen, weil er in der Lage war, vorher bei Völkerschauen die ausgestellten Menschen zu untersuchen und darüber hinaus ein großes Kabinett mit menschlichen Schädeln anlegte, die er aus den Kolonien Europas geschickt bekam.81

Weiter westlich in Elberfeld findet sich unweit des Mirker Hains der Nettelbeckweg82. Joachim Nettelbeck verteidigte während der Napoleonischen Kriege seine Heimatstadt Kolberg gegen die Franzosen und galt daher aufgrund seiner Ausdauer als Vorbild preußischer Tugenden, so dass er als Namenspatron zahlreicher Straßen genutzt wurde. Auch die Nationalsozialisten hielten seinen Namen hoch. Aus kolonialer Perspektive ist er aus zwei Gründen problematisch. Zum einen war er als Seefahrer am transatlantischen Sklavenhandel beteiligt, von dem er sich in seinen Lebenserinnerung jedoch distanzierte83, zum anderen probierte er drei Mal, Preußen dazu zu bewegen, Kolonien zu gründen. So wollte er bei Friedrich II. eine Kolonisierung Surinams erreichen, setzte sich 1786 für eine Kolonie in Westafrika ein und scheiterte 1814 mit dem Anliegen, eine Kolonie in Westindien anregen zu wollen.84

Ganz in der Nähe dieser Straße, auf der Westseite des Mirker Hains liegt ein als „Negerdorf“ bekanntes Stadtviertel. Dabei handelt es sich um eine Neubausiedlung der 1910er Jahre. Die Herkunft des Namens ist umstritten. Es kann zum einen damit zusammenhängen, dass die Kinder, die dort spielten, aufgrund der unfertigen Straßen oftmals ganz verdreckt nach Hause kamen. Außerdem gibt es die Überlegung, dass sich der Name von den von der Sonne gebräunten Dachdeckern ableitet, die die Dächer der Siedlung errichteten. Schließlich gibt es eine Annahme, die sich auf die Bebauung der Siedlung bezieht, die durch viele kurvige Straßen gekennzeichnet ist. Beim Durchgehen kann der Eindruck entstehen, dass einige Häuser, ähnlich einem südafrikanischen Kraal, im Kreis angeordnet sind.85

Es zeigt sich in allen Überlegungen jedoch kolonialer Einfluss. Während die letzte Anahme tiefergehendes Wissen voraussetzt, sind die beiden ersten Ideen auf einen wie auch immer gearteten Volksmund zurückzuführen, der den Begriff schwarz mit dem Begriff Neger gleichsetzte.

Wuppertal besaß im westlichen Stadtteil Vohwinkel zudem von 1935 bis 2011 eine Lettow-Vorbeck-Straße86, die nach jahrelanger Diskussion in Edith-Stein-Straße umbenannt wurde.87 Paul von Lettow Vorbeck galt als Löwe von Afrika, der während des Ersten Weltkriegs die Kolonie Deutsch-Ostafrika erfolgreich verteidigte. Davor war er Kommandant der Schutztruppe in Kamerun. Als ungeschlagener Militär des Ersten Weltkriegs erhielt er in der Weimarer Republik und dem Dritten Reich große öffentliche Würdigungen.88

  1. 2. Gedenken: Die traurige Geschichte von Sussy Dakaro

Im Jahre 1868 wurde auf den nördlich von Australien gelegenen Palm Islands ein Aborigine-Mädchen geboren, deren wirklichen Namen wir nicht kennen. Bekannt wurde sie unter dem Namen Sussy Dakaro. Mit 14 Jahren wurde das Mädchen von Menschenhändlern gefangen. Ihre Zukunft bestand darin als „Negerprinzessin“ für Robert Cunningham, einen Agenten des berühmten Barnum & Bailey Circus aus New York89, durch die USA und Europa zu touren und in Völkerschauen authentisches Leben australischer Indigener darzustellen, das allerdings eher an den Vorstellungen der Zuschauer als an der Lebenswelt der Aborigines orientiert war. Im Laufe dieser Zeit bekam das Mädchen nicht nur den Namen Sussy Dakaro, sondern sie heiratete auch einen der anderen Ausgestellten. Beim Aufenthalt der Truppe in Berlin wurden die Aborginies von Rudolf Virchow untersucht, der damit seine Rassenlehre weiter ausbauen wollte.90 Mit nur 17 Jahren starb das Mädchen am 23. Juni 1885 an Tuberkulose, einer Krankheit, an der sie schon vor ihrem Aufenthalt in Wuppertal erkrankt war, sodass die Wuppertaler Schaulustigen Sussi, in dieser vermutlich ersten Völkerschau des Elberfelder Zoos91, nicht sehen konnten.92 Sie wurde auf dem evangelischen Friedhof in Wuppertal-Sonnborn bestattet.93 Diese Geschichte war aus der Erinnerung der Wuppertaler verschwunden, bis sie durch einen durch Spenden finanzierten Gedenkstein auf dem Friedhof wieder zurückgeholt wurde.94

Für die Wuppertaler des 19. Jahrhunderts gehörten solche Völkerschauen zur kleinen Flucht aus ihrem Alltag. Der Besuch im Elberfelder Zoo, der sich in einem der schönsten architektonischen Viertel der Stadt befindet, erlaubte es den Menschen ihren Alltag hinter sich zu lassen, wenn auch weniger wegen der sich dort befindlichen Tiere, sondern eher wegen der wunderschönen Gartenanlage, in der fließende Gewässer, ein Gondelteich mit Wasserfall und üppig angelegte Baumreihen den Wuppertalern ihre Alltagsflucht erleichterten. Auch die im Zoo untergebrachten Tiere dürften den ein oder anderen Besucher begeistert haben, neben vielen Kleintieren, konnte man Bären, Wölfe und Seidenäffchen bestaunen.95 Die Völkerschauen komplettierten diese Alltagsflucht. Sie gingen auch nach dem Tod Sussy Dakaros weiter. Insgesamt gab es zehn nachweisbare Völkerschauen, bis diese 1902 im Elberfelder Zoo endeten.96

IV. Literaturverzeichnis

  1. 1. Monographien, Aufsätze, Sammelbände und Websites mit genanntem Autor

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  1. 2. Websites ohne genannten Autor

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https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/bergischesland/videos/video-rede-mit-ede-der-kolonialwarenladen-100.html (9. Januar 2021).

1Vgl.: El-Mafaalani, Aladin: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt, Köln 2018, vor allem S. 89-111.

2Belege dafür gibt es zahlreiche in den Massenmedien, verweisen möchte ich aber stellvertretend auf die Reihe „Wuppertaler Perspektiven“ aus der Westdeutschen Zeitung, etwa der Artikel von Mirchi, Ali: Rassismus laut und deutlich ansprechen“, WZ vom 29. Dezember 2020, S. 16.

3Vgl.: Power of Color: Wofür wir uns stark machen!, in: https://www.poc-wuppertal.de/ (30. 12. 2020).

4 Vgl.: Schnickmann, Heiko: Im Wupperthal vor Wuppertal. Essays zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert, Wuppertal 2019, S. 132.

5 Vgl.: Speer, Florian: Ausländer im „Arbeitseinsatz“ in Wuppertal. Zivile Arbeitskräfte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg, Wuppertal 2003.

6 Als Beispiel sei hier auf den Stadtteil Wichlinghausen verwiesen, vgl.: Helmich, Heinrich: Die Gemeinde Wichlinghausen in Wuppertal 1744-1994. Ein Beitrag zu Pietismus und Erweckung im Wuppertal, Wuppertal 1994, S. 190.

7 Vgl.: Dietz, Walter: Die Wuppertaler Garnnahrung, S. 12-13.

8 Vgl.: Schnickmann, Wupperthal, S. 73-75.

9 Vgl.: Dietz, Garnnahrung, S. 80-82.

10 Vgl.: Helmich, Wichlinghausen, S. 244.

11 Ich beziehe mich in den folgenden Ausführungen auf Zorn, Wolfgang: Alltagsgeschichte. Konjunkturen und bleibende Aufgaben, in: Günther Schulz, Christoph Buchheim, Gerhard Fouquet, Rainer Gömmel, Friedrich-Wilhelm Henning, Karl Heinrich Kaufhold, Hans Pohl (Hg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete – Probleme – Perspektiven, Stuttgart 2005, S. 325-343.

12 Wobei dieser eine einfache Arbeiter durch Belege real existierender Menschen konstruiert wurde, um einen idealtypischen Alltag aufzuzeigen, den es in der dargestellten Form nie gab.

13 Einen Überblick dazu habe ich an anderer Stelle verfasst, vgl.: Schnickmann, Heiko: Die Kunst besteht darin, daß der Regent […] sein Volk mit […] Regentenkünsten verschone“ – Wirtschaftspolitik und Mentalität im Bergischen Land des späten 18. Jahrhunderts, in: Georg-Forster-Studien XXII, 2019, 71-86.

14 Vgl.: Ebd.

15 Wülfing, Johannes: Beschreibung der Vornehmen Handels-Städte und Flecken Bergischen Landes, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 19, 1883, S. 130.

16 Zitiert nach: Link, Olaf: Die Geschichte des Kaffees und der Kaffeetafel im Bergischen Land, Remscheid 2003, S. 46.

17 Vgl.: Ebd., S. 28f.

18 Vgl.: Ebd., S. 26f.

19 Vgl.: Ebd., S. 47.

20 Zitiert nach: Helmich, Wichlinghausen, S. 226.

21 Vgl.: Overkamp, Anne Sophie: A Hinterland to the Slave Trade? Atlantic Connections of the Wupper Valley in the Early Nineteenth Century, in: Brahm, Felix/ Rosenhaft, Eve: Slavery Hinterland, Woodbridge 2016, 161.

22 Vgl.: Ebd. S. 166-169.

23 Vgl.: Gorißen, Stefan: Gewerbe im Herzogtum Berg vom Spätmittelalter bis 1806, in: ders./Sassin, Horst/Wesoly, Kurt: Geschichte des Bergischen Landes. Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806, Bielefeld 2014, S. 431.

24 Vgl.: Röhrig, Ernst Walter: Geschichte des vom Gute Lehn stammenden Geschlechts Mittelsten Scheid, Barmen 1928.

25 Vgl.: Boch, Rudolf: Das Bergische Land im 19. Jahrhundert (1814-1914), in: Gorißen, Stefan/Sassin, Horst/Wesoly, Kurt: Geschichte des Bergischen Landes. Das 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2016, S. 187.

26 Vgl.: Ebd.

27 Oehm: Hans-Joachim: Die Rheinisch-Westindische Kompagnie, Neustadt an der Aisch 1968, S. 23.

28 Ebd. 24.

29 Ebd. 25.

30 Vgl.: Ebd. S. 30

31 Vgl.: Ebd. S. 31.

32 Vgl.: Boch: Bergisches Land, S. 189.

33 Vgl.: ebd. S. 190.

34 Illner, Eberhard: Bürgerliche Organisierung in Elberfeld 1775-1850, Neustadt an der Aisch 1982, S. 126.

35 Vgl.: Boch: Bergisches Land, S. 188 u. 190.

36 Vgl.: Illner, Organisierung, S. 126.

37 Vgl.: Boch, Bergisches Land, S. 188.

38 Vgl.: Eckardt, Uwe: Goethe und das Wuppertal – Deutsch-Amerikanischer Bergwerksverein. Carl Feldhoff sowie Amalie und Wilhelm Wortmann, in: Geschichte im Wuppertal 2019, S. 27-36.

39 Vgl.: https://www.museen-in-bayern.de/fileadmin/Daten/Ab_2018_Material_Landesstelle/Ausstellungsb%C3%B6rse/Die_bunte_Welt_des_Einkaufs_Texttafeln.pdf (22. Janaur 2021).

40 Vgl.: Sandgruber, Roman: Genußmittel. Ihre reale und symbolische Bedeutung im neuzeitlichen Europa, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1994/1, S. 73-88.

41 Vgl.: https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/bergischesland/videos/video-rede-mit-ede-der-kolonialwarenladen-100.html (9. Januar 2021); https://langerfeld.de/index.php/langerfeld/gedenktafeln/2-uncategorised/98-tafel-18 (9. Januar 2021).

42 Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Meisenburgsche_H%C3%A4user (9. Januar 2021). Die Informationen beruhen auf einer Gedenktafel, die am Gebäude durch den Bergischen Geschichtsverein angebracht wurde.

43 Der Laden bestand mit alter Einrichtung bis 2019 als Kulturladen einer Bürgerinitiative.

44 Schiffbauer, Otto: Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, in: Schmidt, Wilhelm R.: Otto Schiffbauer. Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, Erfurt 2006, S. 87. Schiffbauer erwähnt auch, dass man in Deutsch-Südwest ohne Probleme an heimisches Bier kommen konnte, etwa das Elberfelder Küppers Pils, S. 10.

45 Vgl.: Klein, Dieter: Vortragsankündigung: Ein Elberfelder in der Südsee. Martin Voigt als Postagent, Fotograf und Kunstsammler in Deutsch-Neuguines 1902 bis 1906, in: Evangelische Kirchengemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck (Hg.): Gemeindegruß März/April 2020, S. 17.

46 Vgl.: Birthälmer, Antje/Finckh, Gerhard (Hrsgg.): Weltkunst. Von Buddha bis Picasso. Die Sammlung Eduard von der Heydt, Wuppertal 2015, S. 105.

47 Vgl.: Ebd., S. 101.

48 Vgl.: Ebd. S. 105.

49 Vgl.: Ebd. S. 187.

50 Vgl.: Ebd., S. 210.

51 Vgl.: https://nl.wikipedia.org/wiki/Georg_Tillmann (9. Januar 2021).

52 Vgl.: http://www.bethel-historisch.de/index.php?article_id=30 (10. Januar 2021).

53 Vgl.: Altena, Thorsten: Rheinische Missionsgesellschaft, in: Hiery, Hermann (Hg.): Lexikon zur Überseegeschichte, Stuttgart 2015, S. 686.

54 Vgl.: Helmich, Wichlinghausen, S. 244.

55 Vgl.: Menzel, Gustav: Die Rheinische Mission, Wuppertal 1978, S. 18-20.

56Vgl.: Ebd., S. 20.

57 Vgl.: Ebd., S. 21.

58 Vgl.: Helmich, Wichlinghausen, S. 244-245.

59 Vgl.: Menzel, Mission, S. 22. Zum Vergleich: Das Dorf Wichlinghausen hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 2000 Einwohner.

60 Vgl.: Köllmann, Wolfgang: Sozialgeschichte der Stadt Barmen im 19. Jahrhundert, Tübingen 1960, S. 287.

61 Vgl.: Helmich, Wichlinghausen, S. 245.

62 Vgl.: Menzel, Mission, S. 94-96.

63 Vgl.: Altena, Mission, S. 687.

64 Vgl.: Menzel, Mission, S: 218.

65 Vgl.: Altena, Mission, S. 687.

66 Vgl.: Helmich, Wichlingausen, S. 245.

67 Vgl.: Menzel, Mission, S. 41-42.

68 Vgl.: ter Jung, Kirstin: „Opferfreudiges Mitteilnehmen an dem Leben in den Kolonien“? – Hagener Frauen engagieren sich in Übersee, in: Fechner, Fabian/Schneider, Barbara: Koloniale Vergangenheit der Stadt Hagen, Hagen 2019, S. 100-101.

69 Vgl.: Ebd., S. 358.

70 Vgl.: Bauert-Keetman, Ingrid: Johann Keetmann ist unvergessen, in: Heimatkundliche Monats-Beilage zum General-Anzeiger der Stadt Wuppertal 15, Dezember 1966.

71 Vgl.: https://www.wuppertal-keetmanshoop.de/startseite-3236.html (12. Januar 2021).

72 Es ist durchaus möglich, dass es noch mehr Straßen gibt, doch trotz gründlicher Recherche, ist es nicht immer möglich, alle Aspiranten ausfindig zu machen.

73 Zur Samoastraße, vgl.: Stock, Wolfgang: Wuppertaler Straßennamen, Essen 1997, S. 326; zur Windhukstraße, vgl.: ebd. S. 396-397.

74 Vgl.: Ebd. S. 360.

75 Vgl.: Heyken, Hinrich: 85 Jahre Wuppertal. Stadtchronik 1929-2014, S. 29, in: http://stadtgeschichte-wuppertal.de/ (12. Januar 2021).

76 Vgl.: Ebd. 268.

77 Vgl.: Muhindu. Muyisa: Die M*straße. Die Wuppertaler Mohrenstraße braucht einen neuen Namen, in: Westdeutsche Zeitung, vom 8. September 2020, S. 16.

78 Vgl.: Grimm, Jakob/Grimm, Wilhelm: Mohr, in: Deutsches Wörterbuch, abgerufen unter: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GM06586#XGM06586 22. Januar 2021).

79 Vgl.: Stock, Straßennamen, S. 372.

80 Vgl.: Baringhorst, Ulrich/Böhnke, Andrea: Die Virchow-Studie – Rassenkunde im 19. Jahrhundert, in: https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/nationalsozialistische_rassenlehre/pwiedievirchowstudierassenkundeimjahrhundert100.html (22. Januar 2021).

81 Vgl.: Baringhorst, Ulrich: Nationalsozialistische Rassenlehre. Rudolf Virchow, in: https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/nationalsozialistische_rassenlehre/pwierudolfvirchowmedizineranthropologeethnologe100.html (12. Januar 2021).

82 Vgl.: Stock, Straßennamen, S. 276.

83 Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Nettelbeck_(Seemann) (12. Januar 2021).

84 Vgl.: Kröger, Kathleen: Nettelbeck drängte auf Kolonisierung, in: https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/erfurt/nettelbeck-draengte-auf-kolonialisierung-id229020419.html (12. Januar 2021).

85 Vgl.: Florian, Hanna: Negerdorf und Totenteich, in: https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2017/07/24/negerdorf-und-totenteich/ (12. Januar 2021); Huppertsberg, Bernd: „Negerdrof“: Baugenossenschaft „Eigener Herd“, in: Dinnebier, Antonia: Blätterrauschen, Plötschern, Vogelsang. Wasserreich Mirker Hain, Wuppertal 2012, S. 47-48.

86 Vgl.: Stock, Straßennamen, S. 245.

87 Vgl.: Bunte, Klaus: Edith Stein statt Lettow-Vorbeck. Über eine mühsame Straßenumbennenung in Vohwinkel, in: https://www.engels-kultur.de/edith-stein-statt-lettow-vorbeck (12. Januar 2021).

88 Vgl.: Seitz, Petra: „Hänge-Peters“ und der „Löwe von Afrika“ auf den Straßenschildern Hagens – Karl-Peters-Straße und Lettow-Vorbeck-Straße, in: Fechner/Schneider: Vergangenheiten, S. 22-24.

89 Vgl.: Smith, Lucy: Last of Human Zoo. Hopes Sussy cames back to country, in: Townsville Bulletin vom 31. Januar 2017(=https://www.pressreader.com/australia/townsville-bulletin/20170131/281539405681602, 13. Januar 2021).

90 Vgl.: Schürer, Ulrich: Völkerschauen im Zoologischen Garten Elberfeld, in: Der Zoologische Garten (N. F.) 72, 2002, S. 279.

91 Vgl.: Ebd.

92 Vgl.: Ebd.

93 Vgl.: Kirschbaum, Jan-Niko: Sussy-Dakaro-Gedenkstein, in: https://www.denkmal-wuppertal.de/2018/02/sussy-dakaro-gedenkstein.html (13. Januar 2021).

94 Vgl.: Ebd, zudem gab es Überlegungen, den sterblichen Überreste des Mädchens nach Australien zurückzuführen, wie dies bereits mit denen ihres Ehemanns passierte. Dieser Überlegung standen jedoch Bedenken der Kirchengemeinde entgegen, so Manfred Görgens in einer E-Mail an mich.

95 Vgl.: Vogt, Barbara: Heinrich Siesmayer. Zoo als Gesellschaftspark, in: Dinnebier, Antonia (Hrsg.): Brezelwege, Teppichbeete, Baumjuwelen. Landschaftspark Zoologischer Garten, Wuppertal 2013, S. 9-11.

96 Vgl.: Schürer, Völkerschauen, S. 278.

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