Trump – Versuch einer Erklärung

Im Jahr 2019 hielt ich einen Vortrag an der Bergischen Volkshochschule, in dem ich den Sieg Donald Trumps 2016 versuchte zu erklären. Diesen Vortrag hielt ich ohne Manuskript nur aufgrund von Notizen. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und gefilmt. Das Filmmaterial wurde gelöscht, die Audiodatei aber blieb erhalten und wurde mir in den letzten Tag zugänglich gemacht. Aus dieser habe ich ein Transkript erstellen lassen, das ich hier, in leicht veränderter Form hier veröffentliche. Die Audiodatei ist als Podcast auch veröffentlicht.

Der 45. Präsident der USA ist wahrscheinlich der umstrittenste Präsident, den dieses Land jeweils hervorgebracht hat. Ich selber bin Historiker, eigentlich mehr für mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte und begebe mich eher selten in die Niederungen der Tagespolitik. Bei dem Thema habe ich es gemacht, weil ich das unheimlich interessant fand und das auf einem relativ einfachen Grund, im Gegensatz zu ganz vielen Politikexperten, Amerikakennern und Journalisten hat mich die Wahl von Donald Trump überhaupt nicht überrascht. Ich war fest davon ausgegangen, dass Donald Trump Präsident wird und das einfach aus einem relativ einfachen persönlichen Fakt: Ich konnte Hillary Clinton absolut nichts abgewinnen. Und damit war ich nicht alleine. Es gab ganz, ganz viele andere Menschen, denen das ähnlich geht.

Bevor wir aber dahin gehen, möchte ich Ihnen auch ein bisschen Geschichte erzählen, nämlich die Geschichte der Familie Trump. Die Familie Trump ist, wie sie vielleicht mittlerweile wissen, deutscher Herkunft. Friedrich und Elisabeth Trumpf stammten aus Kallstadt im heutigen Rheinland-Pfalz. Friedrich Drumpf ist in den 1890er Jahren seiner Heimat entflohen, hatte vorher eine Ausbildung zum Friseur gemacht, dann Richtung Wilhelmshaven und mit ganz vielen anderen deutschen Auswanderern Ende des 19 Jahrhunderts in die USA, weil er nicht einsah, Friseur zu werden und sich etwas Besseres vorgestellt hat, was er gerne in den USA machen wollte. Das hat er dann auch hinbekommen. Er landete in New York City. Hat innerhalb von zwei Jahren die englische Sprache gelernt, die er vorher nicht konnte und wanderte dann relativ schnell weiter nach Seattle, um dort ein Imperium aufzubauen – im Rotlichtmilieu.

Er war Hotelier für Stundenhotels und gab sogenannten Scarlet Women die Möglichkeit, dort Geld zu verdienen und hat dafür horrende Mieten kassiert. Er war in Seattle und erfuhr dann von Projekten eines gewissen Herrn Rockefeller, die er gerne finanziell auch nutzen wollte, und ist dann ein Stück weitergezogen, um diese Projekte mitzufinanzieren. Er hat einen Claim abgesteckt, aber nicht um Gold zu schürfen, sondern um dort verbotenerweise ein Hotel zu bauen, in dem ganz viele Menschen dann Unterkunft gefunden haben, die eben durch den Plan John D. Rockefellers auch dorthin gekommen sind. Um Geld zu verdienen. Er hat Geld verdient mit den Leuten, die dort Geld verdienen wollten. Das kennen wir aus anderen historischen Zusammenhängen, eben dem Goldrausch am Yukon, wo diejenigen, die am meisten Geld gemacht haben, eigentlich diejenigen waren, die das Material verkauft haben oder nebenher Jeanshosen erfunden haben und ganz selten diejenigen, die tatsächlich nach Gold geschürft haben.

Das Projekt von Rockefeller ging nicht auf, Trump hörte auch davon recht schnell und wir merken, da ist so eine Art Netzwerk, das ganz wichtig für ihn gewesen zu sein scheint – also ein Migrant mit Netzwerk, und er ist dann ganz schnell wieder zurück, hat sich zurückgezogen und war so als einziger neben Rockefeller in der Lage, tatsächlich Kapital herauszuziehen. Wenn ich hier von Kapital spreche, dann geht es durchaus um Reichtum für die damalige Zeit, aber er war jetzt nicht in der Lage, $1.000.000 oder so etwas umgerechnet heute zu verdienen, er war so bei etwa $800.000, wenn man das heute umrechnen würde.

Das hatte er verdient und da er damit eine ganz ansehnliche Summe hatte, beschloss er, es sei Zeit zum Heiraten. Und erinnerte sich daran, dass in seiner kleinen Heimatstadt Kallstadt tatsächlich noch das Nachbarstöchterchen auf ihn wartete, die allerdings auch schon 20 Jahre jünger war als er. Also ist er zurück nach Kallstadt, hat die Nachbarstochter geheiratet und ist mit ihr nach Amerika gegangen. Diese Frau Elisabeth ist für die weitere Geschichte ganz, ganz entscheidend, nämlich aus einem sehr einfachen Grund. Sie hatte unglaubliches Heimweh nach Deutschland. Sie wollte zurück in die Pfalz und Friedrich Drumpf hat sie sehr geliebt und wollte ihr diesen Wunsch erfüllen. Und dann sind Sie beide zurück nach Kallstadt und wollten sich dort wieder niederlassen. Sie war auch schon mit dem zweiten Kind schwanger, also auch die Kinder sollten Deutsch lernen. Und man kam nach Kallstadt. Wir befinden uns in den Jahren um 1900 jetzt. Und es passiert etwas Interessantes, denn er war mittlerweile amerikanischer Staatsbürger, Elisabeth Trumpf auch, und sie wollten wieder deutsche Staatsbürger werden. Und der Bürgermeister von Kallstadt fand das eine großartige Idee, ein amerikanischer, ja wohlhabender Mann, der da hinkommt, der kann Steuern zahlen, der kann eventuell Know How mitbringen, der kann dort die Wirtschaft aufbauen. Also die Lokalpolitik war voll auf der Seite von Friedrich Drumpf. Der seinen Namen mittlerweile in Frederick Trump anglisiert, hatte, aber Friedrich Trumpf dann halt wieder heißen wollte. Und man war total dafür, dass er dort hinkomme und seit ich ein Haus kauft, das war auch schon alles bereit.

Man hatte nur vergessen, dass die Pfalz, die damals zu Bayern gehörte, ein paar Ministerialbeamte hatte und ein paar Regionalverwalter, die ganz genau nachschauten, wer da eigentlich einwanderte. Auch wenn es vorher ein Deutscher gewesen war. Und Friedrich Trumpf hatte den großen Fehler gemacht, zu immigrieren, bevor er in den Militärdienst eingezogen werden konnte. Und er kam wieder, nachdem die Frist abgelaufen war, als dass er hätte eingezogen werden können. Er war mittlerweile eben wie gesagt etwas über 35 bis 35 hat er eingezogen werden können und da kam also er war genau die Zeit in der er hätte Militärdienst leisten müssen, nicht im Land gewesen und das machte diese Leute sehr, sehr, sehr, sehr, sehr misstrauisch und das führte dazu, dass man ihm den deutschen Pass oder den bayerischen Pass in dem Fall wieder verweigert hat.

Das ganze Unternehmen Umzug zurück in die Heimat schlug also fehl. Und Friedrich und Elisabeth Drumpf, Frederick and Elizabeth Trump gingen zurück in die USA, wo sie allerdings schon alles wieder aufgegeben hatten. Wir können also kurz zusammengefasst sagen, Schuld an Donald Trump sind die deutschen Behörden. Wenn die gesagt hätten, bleib hier, wäre er jetzt vielleicht deutscher Kanzler oder so etwas, wer weiß.

Friedrich Drumpfs Geschichte geht weiter. Man hatte in Seattle alles verkauft, man hatte ein kleines Vermögen angearbeitet und man investierte. Die Familie Trump investierte dieses Geld in New York. Friedrich arbeitete nebenher weiter als Friseur, seine Frau als Näherin. Man hat sich also nicht auf dem Reichtum ausgeruht, man hat weitergearbeitet und man hat das Geld investiert in Grundstücke in Queens. Die Trumps lebten in der Bronx und investierte in Queens. Das war damals relativ günstig, dort konnte man Häuser aufbauen. Man sieht also schon, dass der Großvater, wir reden hier von dem Großvater von Donald, als Immobilienmakler angefangen hat, als Immobilienbauer, nachdem er eben aus dem Rotlicht wieder zurück war in New York.

1918 starb Friedrich Trump an der Spanischen Grippe. Und seine Frau Elisabeth führte das Unternehmen mit den beiden Söhnen, unter anderem mit dem Sohn Fred, fort und nannte das Ganze dann als Unternehmen Elisabeth Trump and Sons. Dieses Unternehmen existiert noch heute. Es ist bekannt als Trump Organisation. Das ist also diese Verbindung dahinter. Die hat also auch mittlerweile über 100 Jahre auf dem Buckel, diese Familiengeschichte.

Warum erzähle ich Ihnen das? Was hat das mit Donald Trump zu tun? Wir haben auf einer Seite, haben wir in der Figur von Friedrich Trump eigentlich den personalisierten amerikanischen Traum, Wir haben es mit einem einfachen Mann zu tun, der mittellos aus Deutschland in die USA, geht als Friseur und es schafft dort ein relativ wohlhabender, nicht unbedingt Millionär, aber ein wohlhabender Mann zu werden, das ist der amerikanische Traumpaar excellence. Den ist allerdings begrifflich erst seit den 1930er Jahren gibt, also den gab es vorher noch gar nicht. Aber diese Idee, die steht natürlich seit den Gründungsjahren der USA definitiv: Vom Tellerwäscher zum Millionär ist dieses Narrativ, das wir alle kennen, das gibt es auch hier im Fall von Friedrich Trumpf. Das ist das eine, das andere ist Wir haben eine Beleidigung von Friedrich Drumpf durch einen Staat, der sich herausnimmt, in die individuelle Entscheidungsfreiheit eines Bürgers einzugreifen. Das ist im Prinzip das, was republikanische Politik in den USA im 20. Jahrhundert auszeichnet. Weniger Staat, mehr Freiheit für den Bürger, so im Ideal. Das ist das, dass die republikanischen Präsidenten und Abgeordneten das manchmal anders interpretieren und dabei Freiheit für den Unternehmer meinen und weniger für die amerikanische Mittelklasse, das sei jetzt mal dahingestellt. Aber das ist so diese Ideologie, die es gibt in der republikanischen Partei. Weniger Staat, mehr Freiheit für den Einzelnen, auch diese Figur haben wir eben der Figur Friedrich Trumps drin. Nun ist es so, dass der Großvater gestorben ist, bevor Donald Trump geboren werden konnte. Aber natürlich ist so ein solches Narrativ, das innerhalb der Familie weitergegeben wird, prägend. Denn Elisabeth Trump war natürlich noch am Leben, sie hat ihre, sie hat diese Geschichte mitgemacht, sie war ja die treibende Kraft hinter dem Umzug, und demnach war sie auch diejenige, die wahrscheinlich am meisten darunter gelitten hat, dass die bayerischen Behörden sagten: „Geh zurück nach Amerika, du darfst hier nicht hin.“

Dieses Narrativ der Großmutter wird weitergegeben worden sein in der Familie Trump, so dass sich da eine gewisse Negativhaltung zu staatlichen Vorgängen eingestellt hat, was eventuell so ein bisschen im Hinterkopf bleiben sollte.

Also das ist so die Vorgeschichte der Familie Trump, um das ganze kurz zu machen, die Familie, diese Firma, Elisabeth Trump and Sons hat aus diesem Immobilien in der Bronx und in Queens einiges gemacht, hat dort rausgeholt, hat weiter gebaut. Der Vater von Donald Trump, Fred Trump hat das weiter aufgebaut und das Ganze dann irgendwann an seinen Sohn übergeben, der allerdings erst einmal selber schauen sollte, wie er zurechtkam. Dafür bekam er von seinem Vater ein Startkapital. Das haben Sie auch schon gehört. Donald Trump hat sich im Wahlkampf gerne als jemand präsentiert, der mit nichts angefangen hat und dann zum Milliardär wurde. Tatsächlich ist es so, dass er der erste Milliardär in seiner Familie ist. Sein Vater war Millionär und der Friedrich hat es nicht mal bis zur 1.000.000 geschafft. Also wir haben durchaus innerhalb dieser Familie stimmt das Narrativ so ein wenig, er hat von seinem Vater Geld bekommen zur Investition hat diese Investition klug genutzt und konnte dann tatsächlich Milliardär werden. Wenn man dann dieses Narrativ so ein bisschen im Detail anschaut, passt es schon. Es ist nur nicht mehr dieses: „Ich habe es geschafft, vom armen Mann zum Milliardär“, sondern: „Meine Familie hat es geschafft und ich bin noch eine Stufe höher gekommen. Das ist das, was Trump, was man aus dieser Familiengeschichte lehnen kann. Diese Geschichte kennt man in den USA ganz oft. Wir haben zahlreiche Milliardäre und Millionäre in den USA, die auf eine solche Familiengeschichte schauen können.

Das Interessante an dem Donald Trump ist die Tatsache, dass er ein Medienmensch ist. Viele dieser Milliardäre sind aus guten Gründen oftmals sehr medienscheu. Das kennen Sie aus Deutschland, die Familie Kladden zum Beispiel oder Scheffler, die ALDI-Brüder etc., sehen Sie in den Medien normalerweise nicht, die wollen nicht da rein, Donald Trump hingegen wollte immer in die Medien, er wollte nämlich nicht nur reich sein, er wollte auch gerne immer im Vordergrund stehen und gesehen werden. Das hat, wie viele Psychologen über Ferndiagnosen festgestellt haben, eventuell was mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu tun. Ich bin ja immer der Meinung, wenn man den Patienten nicht tatsächlich vor sich auf der Couch hatte, sollte man mit solchen Diagnosen bitte vorsichtig sein. Aber das es da irgendwie eine gewisse Liebe gibt, im Rampenlicht zu stehen, kann man sicherlich nicht abstreiten.

Und weil Donald Trump sich wunderbar zu inszenieren weiß, sind die Medien auch niemals abgeneigt gewesen, ihn aufzunehmen und das Ganze macht er schon ziemlich erfolgreich seit fast 50 Jahren. Donald Trump war als Jungunternehmer in den 70er Jahren bereits bekannt und eines der ersten Interviews, die er gegeben hat, gab er in einer Serie des amerikanischen Playboy. Neu dort ging es eben um Amerikas Milliardäre. Und Trump fand auch damals schon im Interview einen Ton, der ihn besonders interessant machte, um über ihn weiter zu berichten. Und so ist aus dieser, aus diesem ersten Auftritt Ende der 70er Jahre dann tatsächlich die Tatsache geworden, dass Donald Trump sich immer weiter äußern durfte, er war ein beliebter Mensch, der zu vielen Themen sprechen durfte. Unter anderem, und da haben wir den ersten Beweis zur außenpolitischen Inhalten, machte er das 1980 in einem Interview. Da wurde er das erste Mal tatsächlich als Politiker oder zumindest als politisch interessierter Mensch. Wahrgenommen, weil er ganz klar eine Ambition, eine Vision hatte einen eine Meinung, die einfach formuliert war, und das ist etwas, was Medien lieben.

Donald Trump war sich für nichts zu schade. Er hat unter anderem in seiner Zeit in den Achtzigern, immer war er in der David Letterman Show, er hat Interviews gegeben, er blieb dem Playboy treu, er hat sehr viel in den Achtzigern schon gewettert, er hat unter anderem Anzeigen herausgegeben, indem er über die damalige amerikanische Politik unter Ronald Reagan geschimpft hat, dass die Japaner die Amerikaner aussaugen würden, das Westeuropa die Amerikaner aussaugen würde. Es ist immer dasselbe extrem von außen gibt es jemanden, der auf die Amerikaner einwirkt und deren Gutes möchte, ohne dafür zu zahlen. Dieses Muster hält sich durch dazu.

In den Neunzigern gab es eine sehr traurige und schlimme Schlammschlacht über um seine Scheidung. Mit seiner. Frau deswegen trat er dort ein wenig aus den aus den Medien zurück, aber er kam wieder. Ich weiß nicht, ob sie sich daran erinnern, wieviel Auftritte Donald Trump gehabt hat. Einer der bekanntesten, vielleicht auch einer der vergessensten Auftritte, mag sein, dass er in Kevin allein in New York aufgetreten ist. Dort traf er auf den Hauptdarsteller Macaulay Culkin. Auch das gibt es. Donald Trump als Donald Trump. Er spielte sich selbst. Er ist Wrestling Arenen aufgetreten und hat dort so getan, als ob er Leute mit Stühlen verhaut. Er war eine Medienfigur und das Ganze wurde dann eben auf die Spitze getrieben, als er mit The Apprentice im amerikanischen Fernsehen Star eine Reality TV Show wurde, in der er sich selbst spielte als Big Boss der Menschen probierte, zu erfolgreichen Geschäftsleuten zu machen. Also das Ziel war, dass man eben dann sein Praktikant, Auszubildender, Trainee wurde. Dafür musste man dann über mehrere Episoden einer Staffel zeigen, dass man der Beste ist. Also es gab ein großes Auswahlverfahren, man musste absurde Aufgaben erfüllen. Dieses Programm war unheimlich erfolgreich in den USA. Das Ganze wurde auch nach Deutschland kopiert, als Ersatz für Donald Trump hat man Rainer Calmund damals gefunden. Das Ganze ist in Deutschland unheimlich gefloppt. In Amerika war es so erfolgreich, dass es sogar verschiedene Celebrity Specials mit diesem Format gab.

Das heißt, Donald Trump ist eine Figur gewesen, die, bevor er in die Politik ging, bereits den Menschen bekannt war, durch Zeitschriften, durch Auftritte in Talkshows und schließlich im Reality TV. Das ist etwas, was man nicht unterschätzen darf. Diese Bekanntheit, dadurch, dass er einfach schon andere Dinge gemacht hat in den Medien, ist etwas, was ihn im Wahlkampf 2015 und 2016 sehr zugute kam.

Warum entschied sich Donald Trump, Präsident zu werden? Der Filmemacher Michael Moore hat eine sehr interessante Theorie in seinem neuesten Film Fahrenheit 11/9, den er 2018 herausgebracht hat, aufgestellt und er gibt Gwen Stefani, der Sängerin der Gruppe No Doubt, die Schuld. Donald Trump hatte nämlich herausgefunden, dass Gwen Stefani in ihrer Eigenschaft als Jurymitglied von The Voice America mehr Geld verdiene, als er als Chef von The Apprentice. Und er wollte dem ausstrahlenden Sender einen Denkzettel verpassen, indem er seine Kandidatur bekannt gab, dafür lauter Leute kaufte, die ihm zujubelten, um dem Sender dann klarzumachen: Seht ihr, ich bin mindestens so viel wert wie Gwen Stefani, wahrscheinlich sogar noch mehr. Bezahlt mir mehr.“ Das ist die Idee von Michael Moore. Das Problem war, der Sender hat ihn danach fristlos gefeuert. Also der Mann, der damit bekannt wurde, dass er sagte, You‘re fired wurde auch gefeuert. Das passierte und dann wurde es ernst, so Michael Moore.

Es gibt eine andere Theorie und die setzt bereits im Jahr 2011 an. Donald Trump war immer ein politischer Mensch und die Tatsache, dass er irgendwann Präsident hätte werden können, hat niemand besser aufgefangen als Die Simpsons, die natürlich irgendwann einmal gezeigt haben, wie er Präsidentschaftskandidat wird. Und das war uns schon sehr, sehr lange, bevor das tatsächlich passierte. Die haben diese Idee aufgegriffen und das hat damit zu tun, dass er es angedroht hat. Er hat es mehrmals gesagt, dass er sich das durchaus vorstellen könnte, das zu machen, und zwar aus dem Grund, dass er den Politikern nichts zutraut. Das Interessante ist, er hat jeden neuen Präsidenten, das kann man nachlesen. Es gibt dazu ein wunderbares Buch, das viel zu wenig beachtet wird, das heißt, Wir hätten gewarnt sein können. Es geht um die außenpolitischen Ideen von Donald Trump. Da kann man nachlesen, dass er jedem Präsidenten erst mal einen gewissen Kredit eingeräumt hat, im Sinne von: „Sieht nett aus, scheint ein guter Kerl zu sein, der kriegt das schon hin.“ Und dann ist er im Laufe der Präsidentschaften immer wieder enttäuscht worden. So fing er dann an zu behaupten, dass die Präsidenten nichts machten, alles bleibe, wie es sei, und Amerika den Bach runter ginge. Das macht er seit 40 Jahren. Diese Art von Rhetorik, und das macht er bei jedem Präsidenten, also er ist erstmal neuer Mann. Neue Besen kehren gut, das ist mit Sicherheit keine schlechte Idee. Der wird das hinkriegen. Und wenn es dann nicht klappt, geht es bergab.

Das hat er auch gemacht bei der Wahl von Barack Obama. Auch da war er anfangs sehr für den Präsidenten, das konnte man nachlesen. Er sagte, Obame scheint ein netter Kerl zu sein. Aber dann passierte es, dass Trump, da war Obama noch nicht gewählt, anfing, auf einmal über die Idee nachzudenken, dass Barack Obama eventuell gar kein amerikanischer Staatsbürger sein könnte, beziehungsweise nicht in Amerika geboren sei. Das war eine These, die er aufgestellt hat, die hat er öffentlich propagiert, und er hat das sehr häufig gemacht und hat eben gesagt: „Wir haben die Geburtsurkunde nicht gesehen, wir wollen die Geburtsurkunde sehen!“ Und so ging das weiter und hat so dieses Gerücht gestreut, dass es bis heute gibt. Es gibt überhaupt unheimlich viele Gerüchte, es gibt auch ein Gerücht, Michelle Obama sei eigentlich ein Mann, was ganz, ganz spannend ist. Es gibt unheimlich viele Gerüchte und Trump hat eines davon aufgenommen.

Jetzt gehört Obama zu einer interessanten Spezies von Menschen, die im Amt, sehr analytisch, sehr zurückhaltend sind, aber wenn sie dann einmal aus der Rolle des Präsidenten rausgehen, dann können sie sehr witzig sein, sehr emotional sein. Es gibt einen Moment im Jahr, wo der amerikanische Präsident aus dieser Rolle des Präsidenten herauskommen kann, und das ist das White House Correspondence Dinner. Im Jahr 2011 hat Obama das getan. Er hat eine Rede gehalten auf diesem Correspondence Dinner. Auf diesem Dinner war auch Donald Trump anwesend. Er ist eingeladen worden, und Obama hat 5 Minuten in dieser Rede genutzt, um herrlich Donald Trump zu veralbern. Also er hat ihn wirklich durch den Kakao gezogen, eben aufgrund dieser Theorie mit dieser Geburtsurkunde. Als Beispiel hat er gesagt, es gäbe Filmmaterial von seiner Geburt und was man sah, waren dann die Eröffnungsszenen vom König der Löwen zum Beispiel mit Circle of Life und Raffiki, der dem Löwen segnet und allem, was dazugehört. Und er hat dann darauf hingewiesen, dass jetzt, wo diese Sache geklärt wird, The Donald sich ja vielleicht um solche wichtigen Themen kümmern könnte, wie ob die Amerikaner wirklich auf dem Mond gelandet sind. Man sah bei diesem Dinner, dass Donald Trump probierte, einigermaßen darauf zu reagieren, aber das Gesicht von Donald Trump war eisig. Da war keine Reaktion zu sehen. Dass der Präsident sich die Zeit nimmt, ihn zu veralbern, hat ihm definitiv nicht gefallen und es gibt die Theorie, dass damals 2011 eben die Theorie in ihm reifte, er wird Präsidentschaftskandidat. Das hat er dann 2015, also 4 Jahre später, tatsächlich umgesetzt.

Wir haben einmal diese Familiengeschichte von Friedrich und Elisabeth Drumpf, die es schaffen, vom armen Menschen zum Reichen zu werden, der gelebte amerikanische Traum, Wir haben einmal diese Demütigung durch einen Staatsapparat, der ihnen den seligsten Traum, den sie haben, verwehrt. Und dann haben wir auf der einen Seite einen Menschen, der von seiner Persönlichkeit her medienaffin ist, der gerne mit Medien arbeitet, der Medien nutzt und gleichzeitig einen Menschen, der tatsächlich politisch denkt. Ich möchte das anhand eines kleinen Beispiels noch verdeutlichen. Er hat 1987 ein Interview gegeben in der Phil Donahue Show. Danach bekam Donald Trump einen Brief:

„Lieber Donald, ich habe die Sendung nicht gesehen, aber Mrs. Nixon sagte mir, Sie seien in der Donahue Show großartig gewesen. Wie sie sich vorstellen können, ist sie eine Expertin für Politik und sie sagt voraus, dass sie als Sieger hervorgehen werden, wann auch immer sie für das Präsidentenamt kandidieren werden.

Mit herzlichen Grüßen

ihr sehr ergebener Richard Millhouse Nixon“

Also der Watergate Präsident hat das 1987 schon vorausgesagt, Trump könnte, wenn er kandidiert, Präsident werden. Das ist immerhin 30 Jahre vorher gewesen. Diese Möglichkeit also war da, Trump war für die Politik durchaus interessant.

Jetzt von Trump zu seiner Gegenspielerin, denn es geht hier um den amerikanischen Wahlkampf, und der amerikanische Wahlkampf ist in guter alter literarischer Tradition ein wunderschöner Zweikampf, und deswegen brauchen wir einen Gegenspieler, einen Antagonisten. Wer jetzt hier in diesem Fall, in diesem Wahlkampf, der Antagonist war, das überlasse ich ihnen. Vielleicht haben wir auch gar keinen Protagonisten, sondern den Kampf zweier Antagonisten, wer weiß. Also schauen wir uns die Gegenseite an, Hillary Clinton und die Partei der Demokraten. Wer ist Hilary Rodheim Clinton?

Hilary Clinton wurde einem breiten Publikum bekannt, als die First Lady von ihrem Ehemann William Jefferson. Hinten. Sie hatte allerdings vorher eine sehr ansehnliche Karriere gemacht als Juristin. Sie war Anwältin und hatte ihren Mann, der vorher Gouverneur von Arkansas war, auch unterstützt in der Arbeit, die er gemacht hatte, und war eben die First Lady von Arkansas gewesen, hatte aber nebenher weiterhin als Anwältin arbeiten können. Als First Lady hat sie eine undankbare Rolle, denn das Amt der First Lady gibt es offiziell gar nicht. Dennoch steht die First Lady im Vordergrund im Rampenlicht, das hatte Michelle Obama in ihrer Autobiografie wunderbar dargestellt.

Hillary Clinton hatte das Problem, dass sie eine tatkräftige Frau ist, die gerne arbeiten wollte, die auch was tun wollte und dieses Amt mit ein bisschen mehr Leben zu füllen, als darüber nachzudenken, welche Farben in welchen Farben die Räume, die. Welches Geschirr auf den Tisch stellt, welches Blumen-Bouquet wo steht oder sich „nur“ für soziale Fragen zu äußern. Also Michelle Obama hat sich ja in ihrer Zeit etwa für gesunde Ernährung eingesetzt, für mehr Bewegung bei Kindern. Sie hat diesen Garten angelegt und damit viel Aufmerksamkeit erregt. Hillary Clinton wollte mehr als das. Denn das, was die First Lady machen kann, ist repräsentativer symbolischer Natur. Das bedeutet, sie kann Ideen setzen, Impulse geben. Aber dann sind die Menschen mit diesen Impulsen alleingelassen und müssen dann schauen, was Sie damit machen.

Hilary Clinton wollte mehr, sie wollte mehr Einfluss und ihr Mann Bill Clinton, der 1991 gewählt wurde, gegen einen Sitting President, gegen George Herbert Walker Bush, der 2018 verstorben ist, gewann. Er hat einen sehr erfolgreichen Wahlkampf geführt. Sie kennen vielleicht dieses berühmte Zitat, It’s economy, stupid, wo er tatsächlich eine Wirtschaftspolitik probierte, durchzusetzen, und er hat gewonnen, was eventuell auch was damit zu tun hatte, dass die Leute nach 12 Jahren republikanischer Wahl vielleicht nicht mehr ganz so viele Republikaner haben wollten. Er hatte also die Wahl gewonnen und Bill Clinton war seiner Frau, die er kannte, sehr dankbar und gab ihr ein Projekt als First Lady. Und dieses Projekt war die Organisation einer Gesundheitsreform. Es sollte eine Versicherung werden, es sollte eine Gesundheitsversicherung werden, die Hillary Clinton durchführen sollte. Das hat sie auch sehr erfolgreich gemacht, und als sie damit fertig war, hatte sie sowohl Republik als auch viele Demokraten gegen sich aufgebracht. Denn erstens, Republikaner hassen eine allgemeine Gesundheitsfürsorge. Und zweitens waren die Demokraten nicht so davon begeistert, dass eine nicht gewählte Repräsentantin auf einmal Politik macht. Das führte dazu, dass diese Gesundheitsreform kolossal gescheitert ist. Nichtsdestotrotz, es war von der Idee her durchaus respektabel. Es war sehr an europäische Modelle angelegt, was für die Republikaner eh schon ein rotes Tuch war, für die Demokraten eben dieses Prinzip, dass ein nicht gewählter hier Politik machen sollte. Das führte dazu, dass diese Frau relativ unten durch war als First Lady tatsächlich, man hat sie nicht sehr gemocht. Als Bill dann 1998 noch den Lewinsky Skandal an der Backe hatte, wo sie sich auf Seiten ihres Mannes gestellt hatte, was sie bei Republikanern durchaus hätte beliebt machen können, war sie bei den war sie für die Demokraten wieder ein rotes Tuch. Also es war alles irgendwie sehr, sehr seltsam.

Daraus hat sie gelernt, dass sie ein gewähltes Amt braucht, wenn sie etwas politisch erreichen möchte. Und so nutzte sie die Zeit nach der Präsidentschaft ihres Mannes, der nach eigenen Aussagen danach so arm war wie eine Kirchenmaus, also die Clintons waren pleite, als sie aus dem Weißen Haus auszogen, und sie haben das Geld dann eingeholt mit Reden, die sie gehalten haben, mit der Organisation. Mit der mit ihrem guten Ruf. Sie haben Kredite, sie haben unter anderem für Banken gesprochen, für NGOs, sie haben die Clinton Foundation gegründet, die ein riesiger, skandalöser Moloch auch eigentlich ist. Bis heute, wenn man da hineinschaut, findet man unzählige Ungereimtheiten, was mit den Geldern passiert, aber damit haben sie wieder probiert, Geld reinholen zu können. Hillary Clinton hat probiert, tatsächlich politisch aktiv zu werden und wurde Senatorin von New York. In dieser Eigenschaft hat sie etwas getan, was Donald Trump ihr im Wahlkampf vorgeworfen hatte: Sie hat für den Irakkrieg gestimmt, der 2003 anfangen sollte. Trump hat diesen 2003 tatsächlich für eine sehr, sehr dumme Idee gehalten. Das hat er öffentlich mehrmals gesagt. Er konnte hier tatsächlich ohne Lüge oder Fake News davon reden, dass er im Gegensatz zu Hillary Clinton nicht für diesen Krieg gewesen ist, der, wie sie alle wissen, für lange Zeit ein Fass ohne Boden war und bis heute Auswirkungen auf die Region hat.

Dann im Wahlkampf 2007, hat Hillary Clinton probiert, selber Präsidentin zu werden. In Europa wurde sie gefeiert, und dann kam der State Senator von Michigan, den bisher niemand kannte, der aber ein paar Jahre vorher eine wunderbare Rede gehalten hatte, die ihn auf das politische Tableau der Demokraten hievte und der sie dann im Vorwahlkampf geschlagen hat, nämlich Barack Obama. Gegen diesen Mann hat Hillary Clinton eine unglaubliche Schmutzkampagne gefahren im Wahlkampf, was sie für viele Anhänger Barack Obamas wieder unten durchfallen ließ. Dass er sie dann zu seiner Außenministerin machte, hat viele überrascht, zeigte aber die Größe von Barack Obama. Man hat Hillary Clinton im Wahlkampf gegen Donald Trump gesagt, sie sei die erfahrenere Politikerin, und ich sage Ihnen als Lehrer, es gibt so einen schönen Spruch in der Lehramtsausbildung, wenn man 30 Jahre lang Lehrer ist, ist man vielleicht ein sehr erfahrener Lehrer, wenn man bei 30 Jahren großen Mist gemacht hat, ist die Erfahrung nichts wert. Als Außenministerin hat Hillary Clinton unter anderem den Libyen-Krieg mit zu verantworten, also die Entmachtung von Oberst Gaddafi. Sie hat Barack Obama dazu gedrängt, diese Sache durchzuziehen. Infolgedessen gab es einen Unfall, einen Anschlag in Bengasi, für den sie direkt verantwortlich gemacht werden kann. Sie hat in Libyen dafür gesorgt, dass Gaddafi abgesetzt wurde. Bis heute gibt es in Libyen keinen funktionierender Staat mehr, es gibt 4 oder 5 Regierungen, die gegenseitig agieren, ein paar sitzen tatsächlichen Tripolis, mit denen arbeitet die Europäische Union zusammen, um die Flüchtlingswelle aus Afrika aufzuhalten, mit dem Ergebnis, dass wir dort Elendscamps haben und der Sklavenhandel in Libyen wieder eingeführt worden ist. All das geht unter anderem zurück auf die Politik von Hillary Clinton in Barack Obamas erster Amtszeit.

Das mag der Grund gewesen sein, warum sie dann als Außenministerin nicht mehr zur Verfügung stand in der zweiten Amtszeit. Das hat allerdings auch den Grund, dass sie natürlich aus der Position außerhalb der Regierung eine bessere Position hatte, um in den Präsidentschaftswahlkampf einzutreten. Denn normalerweise ist es so, wenn ein Kandidat aus der Regierung kommt und die Nachfolge des Präsidentenamtes antreten möchte, sind seine Chancen nicht so gut, als wenn er eben von außerhalb dazustößt, auch wenn er eigentlich Teil des politischen Establishments ist. Also sie war für 4 Jahre weg, so ein wenig und hat an ihrem Wahlkampf gearbeitet, denn sie wollte 2016 zur Präsidentin, zur ersten Präsidentin gewählt werden. Das wäre ja ganz gut gewesen, erster schwarzer Präsident, dann die erste Präsidentin und dann vielleicht 8 Jahre später die erste schwarze Präsidentin, wäre ja ein interessanter Plan gewesen.

Das war das, was sie sich vorgestellt hatte. Das war die Idee von Hillary. Das ist ihre Karriere gewesen. Um Hillary aber noch mehr zu verstehen, müssen wir uns auch einmal die Präsidentschaft von Barack Obama anschauen und vor allen Dingen seine Wahl von 2008. Barack Obama war ein relativ junger Politiker. Er war relativ unbekannt, das sieht man darin, dass er die ersten beiden Vorwahlen nicht gewonnen hat, sondern nur zweiter oder dritter Platz wurde in Iowa, in New Hampshire. Hillary Clinton hatte die Vorwahlen damals gewonnen, deswegen gingen alle davon aus, dass sie auch Präsidentschaftskandidatin wird. Er war jung und er hatte wunderbare Ideen, das hat er in seinem Buch The Audacity of Hope geschrieben. Er war für viele als Schwarzer wählbar, weil er zwar ein Afroamerikaner war, aber eben nicht aus der Tradition der Afroamerikaner kommt. Er hat ja einen kenianischen Vater und eine weiße Mutter, das heißt, er war zwar schwarz, aber nicht zu schwarz, um gewählt zu werden, um das Mal ganz platt zu sagen. Und für die Schwarzen, die eventuell sagen würden, er ist nicht schwarz genug, hat er diese wunderbare Frau Michelle Robinson an seiner Seite, die aus einer Familie stammt, die tatsächlich seit der Zeit der Sklavenhaltung in den USA lebt. Er hatte noch zwei wundersüße Töchter, von denen die eine noch zu klein war, als dass man sie bei der Vereidigung sehen konnte. Also eine nette Familie, ein wunderbares amerikanisches Familienbild.

Außerdem hatte Barack Obama Charme, Intelligenz, er war Dr. jur., also er ist Verfassungsrechtler. Er weiß, was er tut, und er kümmerte sich sehr um seine Sachen. Und er hatte in dem Wahlkampf vor allen Dingen zwei gute Slogans, einen, der immer krakeelt wurde und einen offiziellen Slogan. Den, der Krakeelt wurde, hatte er geklaut bei Bob den Baumeister, Yes, we can. Das andere, was er auch hatte, das ist ganz spannend, war Change, we can believe in. Das Symbol dazu war das O von Obama als aufgehende Sonne und viele Leute waren davon begeistert. Also er trat an gegen den uralten John McCain, der 2008 schon uralt war, bevor er 2018 gestorben ist. Das wurde ganz wunderbar zusammengefasst in der amerikanischen Anwaltsserie Boston Legal, wo der Republikaner Danny Crane gefragt wird, was er von John McCain halten würde, und er dann immer einschläft.

John MC Cain war kein wirklich guter Kandidat. Hinzu kam, dass er für die damals schon sehr divergierende Auseinandersetzung der amerikanischen Gesellschaft, die sich schon in zwei Lager aufgeteilt hatte, eigentlich zu liberal war. McCain war zwar ein Falke und ein harter Politiker, aber er war so liberal, und als er 2018 gestorben ist, gab es dieses wunderschöne Video aus dieser Wahlkampfzeit, wo eine Frau sagt, Obama sei der Antichrist und ein Teufel und man könne überhaupt nicht wählen und er nimmt ihr das Mikrofon weg und sagt:

„No, Ma’am, he is a decent and man. We have different believes, but he’s a decent man.“

Das wurde groß gefeiert, als eine Sache, die John MC Cain eben sagte, und er war für die Republikaner eigentlich zu liberal. Deswegen für die Republikaner nicht unbedingt wählbar. Auf der anderen Seite hatten wir Barack Obama, jung, schöne Familie, schwarz. Da hätte eine historische Zäsur stattfinden können und er hat versprochen, Guantanamo zu schließen, aus dem Krieg auszusteigen, viel Sozialpolitk zu machen, also er hatte Barack Obama hatte erkannt, es läuft was schief in diesem Land und wir müssen etwas verändern. Was Demokraten oftmals tun. Und dann kam er ins Amt. Und dann merkte er, das klappt nicht.

Hinzu kam, dass er eine coole Sau ist. Er ist cool, er singt Amazing Grace, er hat wunderbare Töchter, er weiß, wie er sich mit den Fotos inszenieren soll, er ist ein charismatischer Mensch, Er wirkt einfach großartig, wenn er auftritt, und das hat er gut gemacht und er hat vor allen Dingen etwas gekonnt: Er konnte wunderbar mit Sprache umgehen und wenn er mit Sprache umgehen konnte, dann hat er das meistens genutzt, um Sachen zu verschleiern, unter anderem, dass er den Drohnenkrieg sehr forciert hat im Irak. Unter seiner Präsidentschaft sind unheimlich viele Menschen durch Drohnen umgekommen. Das ist mehr passiert als unter George W. Bush, er hat Guantanamo eben nicht geschlossen. Das gibt es bis heute, da redet nur keiner mehr von, aber das gibt es noch. Das wird nicht geschlossen.

Also er hat viele Leute auch enttäuscht. Viele Leute, die eben einen Wechsel wollten, und das war das Schöne. Er kam eben nicht aus Washington, er kam aus Michigan, er kam aus einem Staatssenat und er kam dann nach Washington hinein, um dort eben eventuell aufzutreten. Und das war etwas, was die Leute sehr an ihm geschätzt haben. Bis er dann eben im Amt war. Wenn sie sich erinnern, es war ein relativer Erdrutschsieg, 2008. Als er dann vier Jahre später wiedergewählt wurde gegen Mitt Romney, lagen beide Kandidaten weit näher beieinander als 2008. Es war auch nicht jeder davon ausgegangen, dass er wieder gewählt wird.

Dann gab es ja neben Hillary Clinton 2016 im Wahlkampf noch jemand anderen auf Seiten der Demokraten, den erst unabhängigen, dann in die Partei eingetreten, Senator von Vermont, Bernie Sanders. Bernie Sanders, über 70 Jahre alt, war einer der ältesten Kandidaten, die jemals zur Präsidentschaft angetreten sind, schaffte es mit linken Ideen von einem Sozialstaat, von sozialer Gerechtigkeit oder von einem demokratischen Sozialismus – er bezeichnet sich selbst als demokratischer Sozialist – unheimlich viele Menschen zu bewegen. Er schaffte es, junge Leute auf die Straße zu bringen, die für ihn demonstriert haben. Ein Mensch, der über 70 ist und der erste jüdische Präsident gewesen wäre, es wäre auch ganz spannend geworden. Dieser Mann schafft es, junge Leute auf die Straße und schaffte es, sie zu mobilisieren, dann passierte etwas, was viele Leute schockiert hat: Er zog seine Kandidatur zurück. Was war passiert? Bernie Sanders war den Demokraten zu erfolgreich. Das zeigt Michael Moore in seinem Film. Das hat er nicht gefaked oder so etwas, er spricht damit Leute, das kann man nachprüfen. Die Vorwahlergebnisse aus vielen Staaten sind von den Demokraten gefälscht worden. Sanders hat viele Stimmen gewonnen, die dann nachher nicht ihm, sondern Hillary Clinton zugesprochen wurden. Warum ist das so? Eine der demokratischen Vorstandsmitglieder, Donna Brasil, hat das in einem Buch herausgearbeitet. Es war nämlich so, dass der Präsidentschaftswahlkampf viel Geld kostet. Und normalerweise ist es so, dass der erfolgreiche Kandidat im Amt dann für die Partei Veranstaltungen besuchen muss, um für die Partei Geld einzutreiben. Barack Obama hat das nicht gemacht. Barack Obama saß im Weißen Haus und hat sich um Politik gekümmert. Das hat er in den vier Jahren wirklich, also das kann man ihm nicht vorwerfen, das hat nicht immer geklappt, aber er hat sich bemüht, alles Mögliche zu machen in seinem letzten vier Jahren hatte er außerdem noch das Problem, dass es unheimlich viele Amokläufe gab, dass auf einmal die Black Lifes Matter-Bewegung auftrat, was auch interessant ist. Die trat dann auf, während ein Schwarzer Präsident ist, taucht die Black Lifes Matter-Bewegung auf und weist darauf hin, dass es einen strukturellen Rassismus gibt. Also ist da auch irgendwas schiefgelaufen.

Aber Obama musste viel Zeit verbringen mit Politik, er hatte keine Zeit für das, was die Demokraten von ihm forderten, und das waren Auftritte gegen Geld. Das bedeutete, die Demokraten waren hoch verschuldet in diesem Wahlkampf und waren eigentlich kaum in der Lage, diesen Wahlkampf zu finanzieren. Und dann kam Hillary Clinton hat gesagt, ich kauf euch die Schulden weg. Durch die Clinton Foundation, durch ihre Auftritte hatte sie enorm viel Geld eingenommen. Sie war bei Goldman Sachs quasi jedes Jahr, einmal hat da eine Rede gehalten und die hat sie sich im fünfstelligen Dollarbetrag kosten lassen. Und dadurch hatte sie das Geld, um tatsächlich mehrere Millionen Euro den Demokraten zur Verfügung zu stellen, um deren Schulden auszugleichen. Und als Gegenleistung dafür verlangt sie, so Donna Brasil: Bernie fliegt raus.

Im Gegensatz dazu hat Donald Trump. In der Kampagne jeden seiner 15 Gegner, die er hat, also die Demokraten hatten eh nur 3 Kandidaten, bei den Republikanern gab es um die 15,18 Kandidaten und Donald Trump hat sich gegen diese Kandidaten durchgesetzt, unter anderem gegen relativ bekannte Leute, eben Marco Rubio aus Florida, der ein großes Standing hatte gegen Ted Cruz aus Texas, gegen Jeb Bush, was ja auch durchaus möglich gewesen wäre, dass er der Kandidat wird. Michael Moore räumt selber ein, es war ein großes Vergnügen, Donald Trump dabei zuzusehen, wie er Jeb Bush auseinandernahm. Das war alles möglich und er hat in diesem Wahlkampf wild glänzt. Hillary Clinton hingegen hatte nur drei Gegenkandidaten, der eine hat relativ früh aufgegeben, und Bernie Sanders hat sie rausgekauft.

Das waren die Demokraten. Wir haben im Prinzip eine Kandidatin gehabt, die demokratisch nicht legitimiert war, die allerdings die Hoffnung aller Demokraten war. Und wir haben einen demokratisch legitimierten Kandidaten, den keiner mochte, weil er eine einzige Katastrophe ist. Das war dieser Wahlkampf, den wir 2008 damals hatten. Hinzu kommt natürlich, dass wir auch noch so eine Ebene haben, eine dritte Ebene. Wir hatten jetzt Trump, jetzt Hillary, und jetzt kümmern wir uns mal um den amerikanischen Wahlkampf.

Dabei handelt es sich nämlich um etwas ganz besonders. Wenn Sie 15 Kandidaten haben in einer Partei auf der einen Seite und drei auf der anderen, können Sie sich vorstellen, was das für das Fernsehen bedeutet, die solche Kandidatenrunden übertragen müssen. Bei drei Kandidaten haben sie immer dieselben Nasen, und die zeigen sich auch immer relativ gleich stark. Bei 15 Kandidaten haben sie wesentlich mehr Potenzial zu zeigen und auszusieben. Es werden immer weniger, sie haben irgendwann 15, 14,13, 12,10 und am Schluss bleibt einer übrig, der Präsident werden könnte. Sie merken, dieses Prinzip kennen Sie irgendwoher. Sie haben dieses Episoden, wie beim Reality TV, z. B bei The Apprentice, dem Dschungelcamp, oder Big Brother. All das zeichnet sich dadurch aus, dass wir eine große Gruppe von Menschen haben und am Schluss einer übrig bleibt. Und dieser eine, der übrig blieb, war dummerweise der Star aus dem Reality-TV. Das hat was miteinander zu tun. Die Leute kannten Donald Trump, die Medien kannten Donald Trump, und sie haben es geliebt, wie Donald Trump mit klarer, einfacher Sprache Sachen zeigte. Das ist Populismus, komplexe Zusammenhänge runterbringen auf irgendein Problem, das eventuell mit diesem komplexen Problem gar nichts zu tun hat, aber das man trotzdem irgendwie so sehen könnte. Die amerikanischen Medien lieben so etwas, denn man kann das in die Trailer packen. Und wenn Sie sich anschauen, wie eine amerikanische Wahlkampfsendung aussieht, ist die von der Aufmachung her, vom Stil, von der Beleuchtung, von aller Kameraführung her kaum zu unterscheiden von irgendeiner amerikanischen Reality-TV-Show in einem Studio. Und genau das ist passiert. Wir haben 15 Kandidaten gehabt, ein paar herausragende, ein paar sehr blasse, und am Schluss hatten wir ein paar übrig und am Schluss hat derjenige mit der orangen Hautfarbe gewonnen. Das war passiert in diesem Wahlkampf.

Dann haben wir Hillary und wir schauen uns mal diesen Wahlkampf von Hillary ein wenig genauer an. Hillary Clinton hatte ein Werbelogo für ihren Wahlkampf gemacht, sie hatte das H ihres Namens genommen und den Mittelbalken, den Querbalken aus Hillary hatte sie zu einem Pfeil gemacht und in unserer westlichen Leserichtung ging der Pfeil nach rechts, also in die Zukunft. Dummerweise hat sie dabei vergessen, wenn sie Annika heißen würde, hätte es wesentlich besser gepasst, denn dann kann man das Schild nicht falsch rumtragen. Und sie haben bei unheimlich vielen Werbeauftritten von Hilary Clinton gesehen, dass die Leute das Schild falsch herumhielten und dann ging der Pfeil eben zurück. Das ist ein kleines Detail, was passiert ist.

Ein nächster Punkt, den Hillary Clinton vielleicht ganz lustig fand, aber der nicht funktioniert hat. Irgendwann sagte Donald Trump so etwas wie Hillary spiele The Woman Card. Also die Frauenkarte, mit der man dann irgendwelche Privilegien bekommen kann. Was genau das für Privilegien sind, hat er jetzt nicht gesagt. Und wahrscheinlich werden viele Frauen und Feministinnen unter Ihnen sagen, Privilegien für Frauen? Seit wann gibt es das? Aber er hat das gemacht, und Hillary fand das eine großartige Idee, diese Idee der Women Card aufzunehmen und hat die Woman Card gedruckt und verteilt. Und hat damit natürlich die Idee von Donald Trump, dass es eine Karte gebe, eigentlich unterstützt. Sie fand das lustig, es war also ein wunderbarer Wahlkampf,

Dann kam etwas, was großartig war, denn Trump fing irgendwann an, sich mehr und mehr in die rechte Ecke zu bewegen, populistischer zu werden, rassistisch, sexistisch zu werden, also Hassreden zu halten, und dann fanden sie es super, dass sie sagen, Love Trumps Hate. Und jeder Mensch, der sich ein bisschen mit Sprache auskennt, wird feststellen, die ersten beiden Worte sind Love Trump. Das Hate fällt weg. Das ist so schwach, das hört man kaum noch. Love Trumps Hate. Durch das S hinten dran bleibt wirklich nur Love Trump im Ohr hängen.

Also sie hatte eine Kampagne gemacht, die hieß, irgendwann Love Trump. Das ging so weit, dass sie von ihren eigentlichen politischen Inhalten, die sie übertragen wollte, gar keine mehr in der tatsächlich in der. In der Blase hatte sie sich irgendwann nur noch sich darauf fokussiert, zu sagen: „Wählt mich, damit ihr Trump verhindert.“ Die letzten beiden Werbespots in diesem Wahlkampf zeigten bei bei der Trump-Kampanie Donald Trump mit Make America Great Again und Build that wall. Auf der anderen Seite, bei Hillary Clinton, zeigte der Wahlkampf Donald Trump mit Build that wall, Make America great Again and Grap them by the pussy.

Dieser Wahlkampf war eine einzige Katastrophe. Ihr Mann hatte geglänzt mit einem wunderbaren Wahlkampf 1991. Das Wahlkampfteam, das sie hatte, hat auf ganz großer Ebene versagt. Der Wahlkampf von Donald Trump hingegen war ganz anders, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen natürlich sprachlich. Es gab eine Linguistin, die hat nachgewiesen, Donald Trumps Sprachauswahl sei etwa auf dem Niveau eines Vierjährigen, und das haben sie gesehen. Es gab Menschen, die haben gesagt: „Wir wissen, der hat studiert, aber der spricht wie wir. Das finden wir gut.“

Trump stand, wie gesagt, im Kampf gegen die 15 Kandidaten. Er kam von außen, er hat genau das gesagt, was er seit 40 Jahren sagt: „Da läuft was falsch, wir müssen was ändern, Amerika wird ausgenutzt und da müssen wir was tun.“ Und er kam eben auf die großartige Idee, eine Mauer zu bauen zu Mexiko mit dem wunderbaren Slogan We will build a wall and Mexico will pay for it und der ehemalige Präsident von Mexiko, Vincente Fox, konnte sich nicht dazu durchringen, einfach mal die Klappe zu halten, sondern hat darauf geantwortet. „We we will not pay for your fucking wall.“ Er hätte einfach mal schweigen können. Aber nein, so hielt er die Mauer natürlich am Laufen, und die blieb in den Medien. Diese Mauer funktionierte, und irgendwann hatte Trump sein Yes, we can. Build that wall, build that wall! Das klang sogar ähnlich wie Yes, we can. Das ist derselbe Rhythmus, es funktionierte.

Es gibt diese Rede, die sie vielleicht kennen, wo Trump sagt, aus Mexiko kommen eigentlich nur Vergewaltiger und Gangster und Drogenbarone. Er fängt diese Rede an mit: „The US has become a dumping ground for anybody elses problems.“ Und dann jubeln die Leute, er wartet ab, und dann sagt er: „They sending us not their best. They not sending you or you.“ Also er hat die Leute direkt adressiert. Das fanden die gut, das war das eine.

Wahlkampf ist Wahlkampf und Wahlkampf ist wichtig. Und jetzt heißt es ja immer ja, Trump hat zwar die Präsidentschaft gewonnen, nämlich das Electoral Collage, aber die Populärwahl, die hat ja Hillary gewonnen, die hatte ja viel mehr Stimmen. Das stimmt, aber Wahlkampf ist Wahlkampf, und wenn jemand unter Ihnen ist, der behauptet, Wahlkampf hätte keinerlei Einfluss auf das Wahlverhalten der Menschen, dann müssen wir mal mit den Politikern sprechen, ob sie das weiter finanzieren wollen. Wahlkampf hat Einfluss und die Art, wie eine Wahl gewählt wird, hat Einfluss darauf, wie Wahlkampf funktioniert. Wenn wir in Amerika eben nicht das Electual College hätten, sondern ein Popularwahlrecht, so jeder Mensch eine Stimme und nicht über die Staaten, dann wäre der Wahlkampf von Donald Trump vielleicht auch anders ausgefallen, und dann hätte Hillary Clinton die Popularwahl vielleicht nicht gewonnen.

Das wissen wir nicht. Donald Trumps Kampagne war also auch wie die von Obama auf den Wechsel ausgerichtet. Woran kann man das gut erkennen? Als Bernie Sanders ausgeschieden war, es Kandidat gab es nicht wenig Anhänger von Bernie Sanders, die eben nicht gesagt haben: „Jetzt wähle ich Clinton“, sondern die gesagt haben: „Jetzt wähle ich Trump“. Die sind von der demokratischen Partei zur Republikanische Partei gewechselt, weil ihnen nicht unbedingt so wichtig war, wer gewählt wurde, sondern dass jemand gewählt wurde, der einen Wechsel wollte. Und genau das hat Donald Trump versprochen. Genauso wie Bernie Sanders das versprochen hat. Und da gab es unheimlich viele, die gewechselt haben, das waren so viele, dass die Daily Show, ein Satireformat, das irgendwie das Vorbild für die Heute Show im ZDF ist, sich genötigt sah, ein kleines Stück zu machen, in dem Leute darüber aufgeklärt wurden, warum es eben nicht dasselbe ist, Bernie Sanders zu wählen oder Donald Trump. Es gab diese Leute und es waren nicht wenige. Das heißt, Donald Trump hatte, nachdem Bernie raus war, alle diejenigen Leute auf seiner Seite, die Hillary Clinton definitiv niemals hätten wählen wollen. Er hatte diejenigen auf seiner Seite, die einen Systemwechsel wollten, und er hatte diejenigen auf der Seite, die eh immer Republikaner wählen.

Es war eine sehr knappe Wahl. Wir haben hatten in den Umfragen immer ziemlich genau 50/50- Ergebnisse. Hillary Clinton und Donald Trump hatten etwa gleich viele Stimmen. Und dann hat Trump etwas versucht, was vorher auch schon viele probiert haben. Mit dem Unterschied, dass es bei ihm irgendwie geklappt hat. Er hat es geschafft, ganz viele Nichtwähler zu mobilisieren. Und wie hat er das unter anderem gemacht? Durch Verschwörungstheorien. Und zwar sehr, sehr dezent. Also er hat nicht gesagt: „Ich glaube das“ oder so, sondern „ich habe gehört“, „man sagt“. So hat er ein bisschen Verschwörungstheorien gemacht, zum 11. September, zur Mondlandung, also das, was er vorher schon mit Barack Obamas Geburtsurkunde gemacht hat, das hat er jetzt noch mal gemacht, und zwar ab dem Zeitpunkt, wo es wirklich 50/50 war, und das hat funktioniert. Menschen, die sich normalerweise vom System vernachlässigt fühlten, diese Menschen fingen auf einmal an, zu wählen und sie haben Donald Trump gewählt, weil sie merkten, er kommt von außen, der ist nicht aus diesem Washingtoner Sumpf. Und so hat er tatsächlich eine Mehrheit bekommen. Irgendwann hatte er angefangen, auch noch mit Kirche zu experimentieren, um die Evangelikalen zu kommen. Das hat ihm niemand abgenommen, die Evangelikalen haben ihn trotzdem gewählt, denn Hillary Clinton war für die definitiv keine Alternative.

Und dann gibt es noch eine Sache. Darauf macht Elisabeth Wehling aufmerksam. Das ist eine Deutsche, die in den USA lehrt, und sie ist eine Expertin für das Wort Framing, falls Sie das schon mal gehört haben. Framing bedeutet, wie Sie über eine Sache sprechen, beeinflusst das, wie Sie darüber denken. Das bequemste Beispiel, das sie auch immer bringt, ist die Sache mit dem halben Glas. Das Glas ist halb voll oder halb leer. Sie können es gar nicht objektiv sagen, je nachdem, wie sie es sagen, haben Sie auf einmal eine andere Assoziation, entweder die des Pessimisten oder dieses Optimisten. Elisabeth Wehling hat in vielen Studien zum Beispiel herausgefunden, dass Menschen, die sich selbst als konservativ bezeichnen, einen unglaublichen Ekel vor Schmutz haben. Die lieben Sauberkeit und Donald Trump hat das im Wahlkampf gewusst. Der hat das genutzt, der hat ganz oft davon gesprochen, seine Gegenkandidaten, seinen dreckig. Als Hillary Clinton bei einer Veranstaltung mal auf die Toilette musste, da hat er das Publikum aufgefordert, sich vorzustellen, was die da jetzt macht und sowas alles. Er hat wirklich diese ganze Ekel-Sache aufgezogen und genutzt.

Hillary Clinton hat ihm dabei in die Arme gespielt. Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem höchsten Feiertag der USA besuchte sie eine Parade in New York und, weil es so heiß war, hat sie einen Zusammenbruch erlitten. Man sah, wie sie weggetragen wurde. Diese Frau sollte irgendwann ja mal oberster Befehlshaber werden. Ein wunderbares Bild lieferte sie so: Man sah, wie die Kandidatin der Demokraten weggetragen wurde zu einem Krankenwagen am 4. Juli. Die Frau hatte unglaubliches Pech auch.

Trump hat das gemacht. Die Woman Card ist noch so eine Sache mit dem Framing und das Beste am Framing ist, wenn sie anfangen, es zu negieren, bleibt das Frame hängen. Sie können noch so oft sagen: „Nein, das ist nicht so, das ist falsch, das ist anders“. Sie bleiben da drin. Dieses Frame hat übrigens auch wunderbar im deutschen Wahlkampf funktioniert, 2017. Die AfD hat nicht umsonst so viele Stimmen bekommen, die hat sie auch deswegen bekommen, weil irgendjemand auf die Idee gekommen ist, das Thema Flüchtlinge und Migration zum wichtigsten Thema zu machen. Altersarmut, Wohnungsnot, Pflegenotstand, wir hätten sehr viele Themen gehabt, aber irgendjemand fand es super, über Migration zu reden. Ich glaube, der Name dieses Mannes war Martin Schulz, der holte es irgendwann aufs Trapez, weil seine Politikberater ihm gesagt haben: „Super Thema. Mach!“ Das führte dann dazu, dass wir ein Fernsehduell hatten, wo zwei Drittel der Zeit über Flüchtlinge gesprochen wurden. Inklusive Vorstellung und Verabschiedung. Und dann wundert man sich ernsthaft, wenn die Partei stärkste Oppositionskraft ist. Das ist Framing. Auch die Negation eines Begriffs sorgt dafür, dass der Begriff hängen bleibt.

Auch das hat Hillary Clinton gemacht. Ich weise noch einmal auf diesen Werbespot hin, der letzte Werbespot, der sagte: „Wählt nicht den.“ Sie negiert Donald Trump und schafft somit, dass er da ist. Donald Trump hat getwittert, die ganze Zeit, jeder Tweet von Donald Trump heute wird heiß diskutiert. Warum? Lasst es bleiben, fertig. Macht aber keiner.

Also das ist so amerikanischer Wahlkampf, der dazugehört und jetzt vielleicht noch die letzten beiden Punkte, die es noch, die ich noch so anreißen möchte, das eine hat was mit Fake News zu tun und mit Popkultur. Was Donald Trump immer wieder angelastet wurde, weil er sich so stilisiert hat als einfacher Mann von der Straße. Er sagte, er sei zwar Milliardär, aber er sei aus dem Bauunternehmen, er hätte mit den Jungs auf dem Bau auch geredet, und das seien alles seine Kumpel, und man hat immer gesagt: „Ja, ja, der Milliardär, der dem einfachen Mann helfen will, aber diese Idee, der Milliardär, der den einfachen Männern hilft, ist so neu jetzt nicht. Tatsächlich gibt es diese Idee schon seit 80 Jahren, und zwar in Gestalt einer großen schwarzen Fledermaus, die durch die Comics segelt: Batman! Bruce Wayne ist ein Milliardär, der armen Menschen hilft. Das gibt es noch weiter auf der anderen Seite. Batman ist DC, wir haben auf der anderen Seite Marvel, da gibt es Iron Man, einen Milliardär, der als Superheld armen Menschen hilft. Auf die Idee bin ich selber auch nicht gekommen, die stammt von einem Poptheoretiker Georg Seeßlen. Der hat das mal angedacht, dass ein reicher Mensch kommen muss, der den armen Menschen hilft. Dann natürlich die Tatsache, dass Trump als Reality-TV-Star im Fernsehen auftrat. Die Menschen wussten genau, was sie von ihm erwarten können und sie haben das bekommen. Markige Wörter, und er hat wunderbar geschimpft, geredet und nachher gewonnen.

Das vorletzte, auf das ich noch kurz eingehen möchte, hat etwas zu tun mit linken Theorien zur Postmoderne. Es gibt diese Theorie, postmoderne Theorie, dass es so etwas wie Wahrheit eigentlich gar nicht gibt. Alles, in dem wir leben, ist ein Konstrukt. Das hat was damit zu tun, wie wir die Welt sehen. Es hat etwas damit, zu tun, wie wir sprechen, es gibt also so eine Art von Konstrukt der Gesellschaft, vielleicht sogar der kompletten Realität. Die Rechten haben diese Idee aufgegriffen. Und haben das einfach praktisch umgesetzt und gesagt, wenn es keine Wirklichkeit gibt und keine Realität und alles Konstrukt ist, dann konstruieren wir unsere eigene Wirklichkeit, und zwar hammerhart. Das Ergebnis hat Donald Trump, wahrscheinlich war es eher Steve Bannon, sein Politikberater, dann nach der Wahl in die Worte Fake News gepackt, da kommt es her. Und seitdem sind das Postfaktische Zeitalter und die alternativen Fakten in der Welt, oder? Vielleicht schon seit 30 Jahren, seit die ersten französischen Denker auf die Idee gekommen sind, die Wirklichkeit zu hinterfragen und zu dekonstruieren.

Das letzte, die fünfte Ebene, ist eine generelle Idee, die sie merken, wenn sie durch die Straßen gehen. Wenn sie Fernsehen gucken, wenn Sie Plakate sehen. Es gibt so eine Liebe nach der nie stattgefundenen Vergangenheit. Auf einmal machen solche Firmen wie Haribo Werbung damit, wie alt sie schon sind. Das ist ganz spannend. Warum machen die das? Um zu zeigen, wir haben eine lange Geschichte, wir sind schon alt, wir wissen, was wir tun. Und es hat nichts damit zu tun, dass sie ein Jubiläum haben oder so etwas. Überhaupt nicht. Das kommt auf einmal dran. Also es gibt diese Idee der Good Old Days. Das ist für Donald Trump ganz wichtig, der ist nämlich in den Good Old Days, den 50er und 60er Jahren groß geworden, das sind seine Good Old Days. Das ist das, was er sich gerne zurückwünscht, nicht nur er, sondern eben auch viele andere Amerikaner, alte wie junge. Die guten alten Zeiten, in denen man doch sicher über die Straße gehen konnte, in denen der Neger noch wusste, wo er hingehört und nicht Präsident werden wollte und so etwas. Diese Zeiten wünschen sich viele Menschen zurück, nicht nur in den USA, in vielen, vielen anderen Ecken. Und das Ganze läuft zusammen mit einer Welt, die gefühlt immer komplexer wird und wo es dann auch noch Globalisierung gibt, die die ganze Sache noch viel komplexer macht. „

Auf einmal gehen Jobs ins Ausland und dafür kommen auf einmal ganz viele andere Menschen in mein Land. Auf einmal bin ich arbeitslos. Aber der komische Hispanic, der arbeitet auf einmal. Das kann nicht. Der ist ja nicht mal Amerikaner. Ich bin arbeitslos und der arbeitet, der kriegt Geld und ich. Was ist hier los? Oder der arbeitet und ich arbeite immer noch, aber wie lange noch? Meine Kinder haben nichts mehr davon!“

Diese Art von Globalisierung und Komplexität aufeinander zuzubringen, das ist eine Aufgabe, die man machen muss. Trump hat sich dem verweigert und hat gesagt, der ist schuld. Wir bauen einfach die Mauer und alle Probleme sind gelöst. Er hat auch gesagt das Nafta-Abkommen ist ein großer Quatsch, denn das hat dazu geführt, was passiert ist. Wirtschaftspolitisch scheint er damit sogar recht zu haben. Nur das was er anbietet als Präsident, ist noch mal eine ganz andere Sache. Also das ist so, diese fünfte und letzte Ebene. Eine allgemeine Sehnsucht bei vielen nach etwas gutem, altem, stabilen, so wie es früher mal nie war.

Bleibt noch die eine Frage zu klären. Wir haben jetzt die ganze Zeit über den Wahlkampf gesprochen von 2016. Acht Jahre Trump oder nur vier? Ich bin der Meinung, es werden acht. Wenn sie sich das anschauen, die meisten Präsidenten, wenn sie nicht gerade erschossen oder umgebracht wurden, haben die acht Jahre durchgemacht. Es gibt in der Nachkriegszeit eigentlich nur zwei Ausnahmen, wenn man mal von Kennedy absieht, der eben erschossen worden ist. Einmal Jimmy Carter, der tatsächlich abgewählt worden ist nach vier Jahren und einmal George Bush Senior, der auch nach vier Jahren abgewählt worden ist. Jimmy Carter ist Opfer geworden einer ganz, ganz großen Verleumdungskampagne. Das wird Donald Trump wahrscheinlich nicht passieren. Die entfesselt er eher selber. Er hat schon damit angefangen. Eine der aussichtsreichen Kandidaten, die jetzt schon von den Demokraten genannt wurde, ist Elisabeth Warren, eine durchaus sympathische Frau, die Ideen von Bernie Sanders übernommen hat, ist relativ unbekannt, auch Senatorin, ich glaube aus Massachusetts. Trump hat schon damit angefangen, zu verunglimpfen. Sie hat ein wunderbares Video gemacht, in dem sie sich für diesen Wahlkampf als Präsidentschaftskandidatin aufstellt. Das war an Silvester, sie war leicht beschwipst, hat ihren Mann ins Bild geholt, und hat das Ganze in der Küche aufgenommen, ins Internet gestellt und hat gesagt: „Ich kandidiere als Präsidentin“. Das hat Trump schon ins Netz gestellt und sich darüber lustig gemacht. Also er fängt schon damit an.

Eine Verleumdungskampagne wie gegen Jimmy Carter wird es bei Donald Trump sicherlich geben. Das wird nicht klappen, der sitzt einfach alles aus. Bleibt also noch: Wird er abgewählt, weil die Leute seiner müde sind. Wenn er wieder in den Wahlkampfmodus wechselt, wird es großartige Unterhaltung. Und ich befürchte, dass die Unterhaltung auch diesmal wieder über die Inhalte geht. Von daher: acht Jahre Trump? Absolut möglich.

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