Spaziergang durch die Gesellschaft – Eine kleine Führung durch das bürgerliche Elberfeld

„Die Störung ist behoben.“
Diese Durchsage hallte unermüdlich vom ehemaligen Kaufhofgebäude an der Grünstraße – schon seit dem Vormittag, wie eine Teilnehmerin zu berichten wusste. Als wir uns gegen 15:00 Uhr dort zum Auftakt unserer Führung versammelten, hatte die automatische Stimme längst ihren Platz im Stadtklang gefunden – wie ein technisches Mantra, das unbeirrt wiederholte, was längst niemand mehr glaubte. Es war ein absurder, fast poetischer Einstieg in unseren Spaziergang durch das 19. Jahrhundert – durch eine Zeit, in der ebenfalls vieles in Bewegung, einiges gestört und manches auf bemerkenswerte Weise „behoben“ war.

Wir waren acht Personen – eine kleine, interessierte Gruppe, die sich gemeinsam auf die Spur der bürgerlichen Gesellschaft Elberfelds machte. Im Gepäck: historische Fotografien und Grafiken zur Anzahl und Themenausrichtung der Elberfelder Vereine zwischen 1800 und 1850. Unser Ziel war nicht nur die große Geschichte, sondern auch die kleinen, oft übersehenen Details – wie etwa ein Straßenname oder ein Fenster in einer Fassade, das mehr erzählt, als es den Anschein hat.

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Carl Emil Lischke – Naturforscher, Reisender und Profiteur kolonialer Strukturen

Als der ehemalige Oberbürgermeister Elberfelds, Carl Emil Lischke, 1886 seine Reise nach Ostindien antrat, war er nicht nur ein neugieriger Naturforscher, sondern auch ein Mann, der tief in die kolonialen Strukturen des 19. Jahrhunderts eingebettet war. Seine Karriere als Jurist, Diplomat und Oberbürgermeister von Elberfeld hatte ihn mit den administrativen Mechanismen des preußischen Staates vertraut gemacht, während seine wissenschaftliche Arbeit über Muscheln und Schnecken ihn in die maritime Welt des globalen Handels führte. In seinen Reiseaufzeichnungen beschreibt er mit Faszination die tropische Natur, das geschäftige Treiben der Hafenstädte und die Begegnungen mit den Einheimischen – stets mit dem selbstverständlichen Blick eines Europäers, der sich als Vertreter einer überlegenen Zivilisation sieht.

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Peter und Josua Hasenclever – Remscheider in Übersee

Peter Hasenclever gehört zu den faszinierenden, aber wenig bekannten Figuren der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Geboren 1716 in Remscheid, war er ein Unternehmer mit globalen Ambitionen. Mitte des 18. Jahrhunderts wollte er in Nordamerika eine großangelegte Eisenindustrie aufbauen – ein visionäres Projekt, das jedoch scheiterte. Sein Leben steht exemplarisch für die Chancen und Risiken des transatlantischen Handels in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft noch in ihren frühen Formen vernetzt war.

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Auf den Hund gekommen – Eine Kulturgeschichte des Hundes

Dieser Text entstand im Rahmen meiner Vorbereitungen für meine Examensarbeit zum Thema „Die Statussymbolik des Hundes im Spätmittelalter“. Erlauben Sie mir, diese Einleitung kurz dafür zu nutzen, eine Frage zu beantworten, die mir immer wieder gestellt wird: Warum dieses Thema? Zwei Gründe, unter sicherlich vielen weiteren, möchte ich hier anführen.

Wie der Wiener Philosophieprofessor Erhard Oeser in seinem provokant betitelten Aufsatz „Der Anteil des Hundes an der Menschwerdung des Affen“ andeutet, begleitet der Hund den Menschen bereits seit Jahrtausenden. Auch wenn Oeser bewusst übertreibt, wenn er behauptet, dass der Hund beziehungsweise sein Vorfahre, der Wolf, den Affen durch sein Rudelverhalten zu einem edlen, hilfsbereiten und guten Menschen gemacht habe, so lässt sich doch feststellen, dass diese lange Beziehung zu einem „Kulturaustausch“ geführt hat.

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