Auf den Hund gekommen – Eine Kulturgeschichte des Hundes

Dieser Text entstand im Rahmen meiner Vorbereitungen für meine Examensarbeit zum Thema „Die Statussymbolik des Hundes im Spätmittelalter“. Erlauben Sie mir, diese Einleitung kurz dafür zu nutzen, eine Frage zu beantworten, die mir immer wieder gestellt wird: Warum dieses Thema? Zwei Gründe, unter sicherlich vielen weiteren, möchte ich hier anführen.

Wie der Wiener Philosophieprofessor Erhard Oeser in seinem provokant betitelten Aufsatz „Der Anteil des Hundes an der Menschwerdung des Affen“ andeutet, begleitet der Hund den Menschen bereits seit Jahrtausenden. Auch wenn Oeser bewusst übertreibt, wenn er behauptet, dass der Hund beziehungsweise sein Vorfahre, der Wolf, den Affen durch sein Rudelverhalten zu einem edlen, hilfsbereiten und guten Menschen gemacht habe, so lässt sich doch feststellen, dass diese lange Beziehung zu einem „Kulturaustausch“ geführt hat.

Zum zweiten ist die Beziehung von Mensch und Hund aktueller denn je. Sucht man in einem Internetbuchhandlunngsportal nach dem Begriff „Hund“ bekommt man hunderte von Einträgen. Die wenigstens davon beschäftigen sich mit der Geschichte des Hundes, ein Großteil eher mit der Erziehung und Aufzucht. Einige Bücher sind Romane, in denen teils fiktiv, teils auf realen Begebenheiten beruhend über das Zusammenlaben mit Hunden erzählt wird und vor allem, wie dieser Hund, der meistens für Chaos sorgt, eine Familie wiederzusammengeführt hat oder über schlechte Zeiten hinweghilft. Allein, dass der Hund in der heutigen urbanisierten Gesellschaft noch zuhauf zu finden ist, wo ihm doch die Funktion als Jagdbegleiter, Hütehund oder auch Wachhund, schließlich sind Alarmanlagen oft sicherer, effektiver und kostengünstiger, abgeht, spricht meiner Ansicht nach dafür, dass der Hund für den Menschen eine Bedeutung hat, die über den ursprünglichen Nutzen hinaus geht und so wohl auch seine historischen Ursprünge hat. Das mag auch damit zutun haben, dass wir Hunde oft vermenschlichen. Charles Darwin etwa, unterstellte Hunden ein gewisses Humorverständnis:

„Wenn irgendetwas, ein Stock oder dergleichen, einem Hunde hingeworfen wird, trägt er es oft eine kurze Strecke weit fort; dann kommt er wieder, legt den Gegenstand nahe vor sich auf dem Boden und wartet bis sein Herr dicht herankommt, um jenen aufzuheben. Nun ergreift aber der Hund das Ding schnell und läuft im Triumph damit fort, wiederholt dasselbe Stückchen und erfreut sich offenbar des Scherzes.“

Die Beziehung zwischen Hund und Mensch ist also eine besondere und wohl auch die älteste Mensch-Tier-Beziehung, sieht man einmal von der Konstellation Jäger und Beute ab. Schon Brehm stellte fest, dass der Hund „in Europa lange vor der Zeit irgendwelcher geschichtlichen Urkunde gefangen gehalten wurde“. Und auch die Archäologie bestätigt diese Annahme. Die ältesten gesicherten Funde stammen aus der Zeit des Spätpaläolithikums, also in den Zeitraum von 13.000 – 7000 v. Chr. Indizien führen sogar noch weiter zurück und scheinen erste Funde schon ab 40.000 v. Chr. bestätigen.

Im israelischen Ain Mallaha, einer Siedlung aus der Zeit um 10.000 v. Chr., wurde ein Grab gefunden, in dem dem Bestatteten ein Welpe beigelegt worden war. Gestützt wird die daraus resultierende These einer frühen Domestikation durch genetische Untersuchungen, die nahelegen, dass der Ursprung dieser Verbindung vor 15.000 Jahren in Ostasien lag.

Man muss allerdings gar nicht bis dahin vordringen. Ein Besuch im Landesmuseum in Bonn reicht vollkommen aus, um prähistorische Spuren der Beziehung zwischen Mensch und Hund zu finden. Dabei handelt es sich nicht um den ältesten Fund. Dieser wurde in Bonn-Oberkassel gemacht. In einem Doppelgrab, das etwa 13.000 Jahre alt ist, wurden auch die Überreste eine Hundes gefunden – keines Wolfes, was anhand eines Kieferknochen belegt wurden. Dies führt nun zu der Frage: Wie kam der Hund zum Herrchen?

Die gängige Meinung zur Abstammung des Hundes wird auch Ihnen allen bekannt sein. Der Vorfahr unserer Hunde sei der Wolf, wird uns vermittelt. Allerdings ist dieses nicht ohne weiteres so festzuhalten. Auch Schakal und Fuchs können durchaus in Frage kommen. Für Europa allerdings lässt sich auf jeden Fall die Feststellung machen, dass Wolf und Schakal die Vorfahren unser Hunde sind. Der Wolf und auch der Mensch hatten ein gemeinsames Problem bei der Nahrungsbeschaffung. Viele ihrer potenziellen Opfer waren ihnen überlegen. Die Wölfe jagten zum Ausgleich im Rudel, der Mensch nutzte Waffen und praktizierte dabei ebenso die Treibjagd. Das zumal erstere den letzteren zur Nahrung dienten, belegen 500.000 Jahre alte Funde aus China.

In dem Zeitraum von vor 500000 Jahren bis hin zu 7000 v. Chr. scheint die Nahrungsquelle sich zum Nahrungsbeschaffer und Jagdgefährten gewandelt zu haben. Wie dieses selber zu Stande kam, ist bisher nicht geklärt worden. Aus der Hundeerziehung und auf Grund von verhaltensbiologischen Beobachtungen ist aber festzustellen, dass diese Wandlung am besten im Welpenalter passieren kann. So muss also irgendwann der Mensch dazu übergegangen sein, einen Schakal- oder Wolfwelpen aufzuziehen. Auffällig dabei ist, dass dieser Prozess nicht nur in Mesopotamien stattgefunden hat, sondern auch in den andern Teilen der Welt passierte.

Diesem globalen Umstand verdankt der Hund wohl sein Dasein. Von der reinen Funktion des Jagdbegleiters wurde der Hund mit Beginn des Ackerbaus und der Niederlassung des Menschen der Hund nun auch zum Wach- und Hütetier, das das Eigentum seines Herrn verteidigte und Angreifer auch attackierte.

Diese Tätigkeiten verlangten aber nach Spezialisierung. Ein guter Jäger ist nicht unbedingt ein guter Hirte oder Wächter. Mit Beginn des Ackerbaus begann daher auch die Züchtung von Pflanzen und Tieren, wobei auch der Hund weitergezüchtet wurde. Über diese basalen Funktionen hinaus züchtete der Mensch aber weiter. So sind uns aus Mesopotamien Reliefs bekannt, die hüfthohe, bullige Tiere zeigen, die mit Wölfen aus der den Zähnen und dem quadropeden Gang wenig gemein haben. Diese Kampfhunde, den für diesen Einsatz sind sie nach Forschungsmeinung wohl gezüchtet worden, sind ohne Zweifel das Produkt einer Züchtung.

Doch hat nicht nur der Hund in Form von Zucht auf den Menschen gewirkt, auch der Hund muss auf den Menschen gewirkt haben. Diese Wirkung ist in bestimmten Zivilisationen sogar so weit gegangen den Hund zu vergöttlichen. So scheint es neuerdings in der Ägyptologie Ansätze zu geben, den Totengott Anubis nicht mehr bloß als Schakal anzunehmen, sondern ihn doch zu einem Hundegott zu machen. Daneben ist auch dem Hund im ägyptischen Totenritus eine besondere Rolle zugekommen, die seine über die Realität hinausgehende Bedeutung für das Sakrale zeigt. Ähnlich wie die Göttertiere Ibis und Katze sind nämlich auch Hunde in Gräbern mumifiziert wieder gefunden worden. Auffällig dabei ist vor allem die Größe. Diese Hundemumien besitzen nämlich eher die Größe eines heutigen Spaniels.

Für das Alte Ägypten sind aber auch bereits Windhunde als Jagdtiere belegt, wie die die Stele Pharaos Antef aus der elften Dynastie (2020 – 1976 v. Chr.). belegt, die auf dem Friedhof El Taraf gefunden wurde und deutlich drei Hunde zeigt, die eine wesentlich schlankere Figur und ein kurzes, glattes Fell besitzen. Hinzu kommen Unterschiede zwischen den einzelnen Hunden, deren Namen überliefert sind, die darauf schließen lassen, dass es zwei unterschiedliche Rassen waren. Ganz andere Hunde etwa finden sich in einem Grab aus Mereruka aus der sechsten Dynastie. Dort sind die Hunde mit Ringelschwanz dargestellt, was wiederum eine andere Hunderasse anzeigt.

In assyrischen Abbildungen aus dem Palast in Ninive aus der Mitte des 7. vorchristlichen Jahrhunderts finden sich große, dem Mastiff ähnelnde Hunde, die zur Jagd freigelassen werden und mit den Zähnen fletschen. Deutlich kann man ihre deutlich kürzeren Schnauzen und ihre bis an die Oberschenkel der Hundeführer reichende Höhe erkennen. Neben diesen Zuchtmerkmalen kann man an diesem Bild auch Merkmale der Hundehaltung entdecken. So sind die Hunde muskulös und haben kein Übergewicht. Das lässt auf eine ordentliche Ernährung und viel Bewegung schließen, die sie im Königspalast erhalten haben. Dieses wiederum war kostspielig und zeitintensiv. Das Bild, das einer ganzer Jagdszene entnommen worden ist, soll nicht nur das Jagdgeschick des Königs verdeutlichen, sondern auch seine Pracht und Macht ausdrücken.

In schriftlichen Quellen taucht der Hund zuallererst in im antiken Hellas auf. Neben dem bekannten dreiköpfigen Cerberus, der das Tor zur griechischen Unterwelt bewacht, ist es vor allem Homer, der die wesentliche Eigenschaft des Hundes in Odysseus Hund Argos herausstellt:

„Aber ein Hund erhob auf dem Lager sein Haupt und die Ohren // Argos: welchen vordem der leidengeübte Odysseus // Selber erzog; allein er schiffte zur heiligen Troja // Ehe er seiner genoß. Ihn führten die Jünglinge vormals // Immer auf wilde Ziegen und flüchtige Hasen und Rehe: // Aber jetzt, da sein Herr entfernt war, lag er verachtet // Auf dem großen Haufen vom Miste der Mäuler und Rinder, Welcher am Tore des Hofes gehäuft ward, daß ihn Odysseus‘ // Knechte von dannen führen, des Königes Äcker zu düngen; // Hier lag Argos der Hund, von Ungeziefer zerfressen. // Dieser, da er nun endlich den nahen Odysseus erkannte, // Wedelte zwar mit dem Schwanz, und senkte die Ohren herunter; // Aber er war zu schwach, sich seinem Herren zu nähern. // Und Odysseus sah es, und trocknete heimlich die Träne, // Unbemerkt von Eumäos, und fragete seinen Begleiter: // Wunderbar ist es, Eumäos, daß dieser Hund auf dem Miste // Liegt! Sein Körper ist schön von Bildung; aber ich weiß nicht, // Ob er mit dieser Gestalt auch schnell im Laufe gewesen, Oder so, wie die Hund‘ um der Reichen Tische gewöhnlich // Sind; denn solche Herren erziehn sie bloß zum Vergnügen. // Ihm antwortetest du, Eumäos, Hüter der Schweine: // Freilich! denn dies ist der Hund des ferne gestorbenen Mannes. // Wär‘ er derselbige noch an Gestalt und mutigen Taten, // Als wie Odysseus ihn, gen Troja schiffend, zurückließ; // Sicherlich würdest du jetzo die Kraft und die Schnelle bewundern! // Trieb er ein Wildbret auf im dichtverwachsenen Waldtal, // Nimmer entfloh es ihm; denn er war auch ein weidlicher Spürhund. // Aber nun liegt er im Elend hier; denn fern von der Heimat // Starb sein Herr, und die Weiber, die faulen, versäumen ihn gänzlich. // Das ist die Art der Bedienten: Sobald ihr Herr sie nicht antreibt, // Werden sie träge zum Guten, und gehn nicht gern an die Arbeit. // Zeus‘ allwaltender Rat nimmt schon die Hälfte der Tugend // Einem Manne, sobald er die heilige Freiheit verlieret. // Also sprach er, und ging in die schöngebauete Wohnung, //Eilte dann grad‘ in den Saal zu den übermütigen Freiern. // Aber Argos umhüllte der schwarze Schatten des Todes, // Da er im zwanzigsten Jahr Odysseus wieder gesehen.“

Der treue Hund, der auf sein Herrchen wartet und nach einem letzten Schwanzwedeln verstirbt, lässt sicher kaum ein Auge trocken. Doch daneben scheint der Hund auch in der Realität der alten Griechen eine besondere Rolle gespielt zu haben. Der griechische Universalgelehrte Xenophon (430 – 350 v. Chr.) verfasste mit seiner Schrift Kyneketikos, wörtlich Der Hundeführer, ein Lehrwerk, in dem er den Lesern nicht nur begreiflich machte, wie zu Jagen sei, sondern, und das sagt ja bereits der Titel, auch wie man mit dem Jagdgefährten, dem Hund, umzugehen habe. Er beschreibt Aufzucht und Erziehung des Hundes, beschreibt die wichtigen Merkmale, die einen idealen Jäger auszeichnen. Xenophon begründete mit dieser Schrift eine lange Reihe von Jagdtraktaten, in denen Hunde eine große Rolle spielen.

Neben dem Theoretischen aber war den Griechen auch das Praktische an den Hunden bewusst. Wenn wir dank Xenophon wissen, dass die Griechen mit den Hunden auf die Jagd gehen, so ist uns aus der Geschichtsschreibung bekannt, dass Hund auch im Krieg von den Griechen genutzt wurden. Die oben bereits erwähnten Hunde des Zweistromlands wurden wohl aus Tibet importiert und dort dann weiter gezüchtet und das über Jahrhunderte und politische Systeme und Großmächte hinweg, so dass die Tradition der Kriegshunde auch noch zur Zeit der Perser existierte. Diese nahmen ihre Tiere mit nach Griechenland und die Tiere bleiben da, als die Perser sich auf den Rückzug machten.

In der nordwestlichen Region des Balkans wurde die Zucht dieser Hunde vom Volk der Molosser übernommen, die sich als Hundezüchter einen Namen machten und ihren Namen dann auch auf diese Hunde übertrugen. Auch Alexander der Große nahm Hunde mit auf seine Kriegszüge und in Indien wurden ihm sogar Hunde zum Geschenk gemacht, die er dann mit den griechischen Molossern kreuzen ließ.

Die griechische Hundezucht blieb auch dann doch erhalten als längst Rom den Mittelmeerraum erobert hatte. Schriftliche Quellen zum Umgang mit dem Hund sind aber erst seit dem Ende der Republik auszumachen. Marcus Tullius Cicero schreibt dem Hund nahezu menschliche Eigenschaften zu. In seinem Werk De natura deorum im 2. Buch 158. Kapitel stellt er die Tiere folgendermaßen dar:

„Die treue Wachsamkeit der Hunde, die so liebevolle Anhängigkeit an ihren Herren, ihr so erbitterter Hass gegen Fremde, der so unglaubliche Spürsinn ihrer Nasen und ihre große Jagdlust – deutet das nicht auf ihre alleinige Bestimmung, den Menschen von Nutzen zu sein?“

Ciceros Anliegen in diesem Teil seines Werkes ist es zu zeigen, in wie weit die Schöpfung dem Menschen dient. Die von ihm verwendeten Attribute des Hundes aber zeigen auch, inwieweit er, Cicero, den Hund vermenschlicht. Auch die Römer also nutzen Hunde nicht nur im praktischen Nutzen, wie das Cave Carnem Mosaik in Pompeji zeigt, sondern hatten auch eine weitergehende Beziehung zum Tier.

Neben Cicero aber ist vor allem Terentius Varro zu nennen, der in De re rustica, 2.Buch, 9. Kap., ausführlicher ist als Cicero. Während dieser von den Hunden im Allgemeinen redet, unterteilt jener die Hunde in zwei Gruppen. Näher geht er dabei auf die Hirtenhunde ein und lässt die Jagdhunde, über die er nichts weiß, weil er sie nicht besitzt und daher nicht über sie reden kann, weg. Varro geht dabei ähnlich vor wie Xenophon vor ihm, räumt aber auch Missverständnisse aus, wenn er etwa schreibt, das Hunde auch folgsam sind, wenn man ihnen keinen gekochten Frosch vorsetzt.

Neben den klassischen Völkern des Mittelmeerraums aber betrieben auch die restlichen Bewohner Europas bereits Hundezucht, -erziehung und –haltung. Gaius Julius Caesar beschreibt in seinem Werk De bello gallico bereits die Hunde der Britannier, die später auch von dem augusteischen dichter Grattius Faliscus in seiner Cynegetica, einem Werk über die Jagd, beschrieben werden. Diese Hunde sowie andere Tiere galten in Rom vor allem für den Circus als besonders geeignet, was zu einem regen Handel mit diesen Tieren führte.

Aber den alten Römern ging es nicht nur, um die Nützlichkeit des Hundes oder um seine Treue. Wie alles, was gut ist, ein Zitat der Latinistik-Professorin Elisabeth Stein, stammt wohl auch die Liebe zum Tier aus der Antike. Wie anders lässt sich die folgende Grabinschrift deuten:

„Gallien hat mich gezeugt, den Namen gab mir die Muschel des an Schätzen reichen Meeres; der ehrenvolle Name ist meiner Schönheit angemessen. Dazu ausgebildet, kühn unsicheres Waldgelände zu durchstreifen und auf den Hügeln struppiges Wild zu jagen, wurde ich doch nie daran gewöhnt schweres Jagdgeschirr zu tragen und an meinem schneeweißen Körper grausame Schläge zu dulden. Denn ich lag gewöhnlich auf dem weichen Schoß meines Herrn und meiner Herrin und verstand mich darauf, matt im gemachten Bettchen zu ruhen. Nicht mehr als erlaubt sprach ich, die Hündin, mit meinem Mund, dem keine Sprache gegeben war: Niemand fürchtete sich vor meinem Bellen. Doch schon hat mich das Todeslos ereilt, niedergestreckt von einer unglücklichen Geburt, <mich>, die nun unter dem kleinen Marmorstein die Erde bedeckt.“

Ein Grab für eine geliebte Hündin, veredelt mit einem Poem. Doch die Vermenschlichung des Tieres begleitet es bis in den Tod, denn es stirbt bei der Geburt ihrer Kinder, wie so viele Frauen vor der Einführung gewisser Hygienestandards.

Wie aber gestaltete sich das Verhältnis Hund-Mensch im Mittelalter? Zunächst muss dafür auch die religiöse resp. kirchliche Bedeutung und Symbolik des Hundes herausgestellt werden.

Ein Blick in die Bibel zeigt eine relative Eindeutigkeit. Auffällig ist allein, dass der Hund innerhalb der jüdischen Tradition keinen guten Leumund besaß. Dieser zur Folge ist der Hund, und das vor allem in der verwilderten Form der orientalischen Pariahunde, ein unreines Tier, was vor allem daran liegt, dass er sich ab und zu auch mal an Aas und Leichenteilen bedient. Das Kopulieren in der Öffentlichkeit, das Verhalten von paarungsbereiten Männchen sorgte bereits im 5. Buch Mose für einen negativen Bezug, wenn dort das Hundegeld als Synonym für die Bezahlung männlicher Prostituierter benutzt wird. Die Funktion des Hundes für Verfluchungen wird dann deutlich, wenn Könige, die gegen den Willen Gottes agieren, von Hunden gefressen werden sollen (1. Kön, 21,24). oder in Variation deren Männer (1. Kön, 6, 4). Die Psalmen verwenden ein ähnlich negatives Motiv. Dort sollen Hunde die Feinde des Betenden fressen (Ps, 22, 17), eine Tatsache, die bereits Augustinus sehr bedauerte und in einem Kommentar richtigstellen wollte. Darüber hinaus aber existiert beim Propheten Jesaja doch ein Hinweis darauf, dass es eine gewisse Wertschätzung für Hunde gab. So sei Frevel im Gottesdienst ähnlich schlimm, wie das Brechen des Genicks eines Hundes (Jes. 66, 3).

Folgt man dem Lexikon der Tiersymbole von Dittrich und Dittrich, so war der Hund im christlichen Glauben zunächst noch sehr nah an dieser mosaischen Tradition. Mit der strengen Verachtung der Sexualität wurde im Christentum dann auch das Triebhafte am Hund kritisiert. Das Kopulieren in der Öffentlichkeit, das Verhalten von paarungsbereiten Männchen waren den Klerikern ständig Symbol der Luxuria und des sündhaften Lebens. Auch hier war wohl die Bibel maßgeblich. Denn im letzten Kapitel der Offenbarung des Johannes kann man davon lesen, dass vor den Toren des himmlischen Jerusalems „die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun“, stehen werden. Hunde wurde nicht selten als Metapher für Schwule interpretiert.

Das Mittelalter aber verhielt sich dem Hund gegenüber wesentlich ambivalenter. Denn in Europa waren, Christentum hin oder, andere Traditionen mindestens so maßgeblich. Im Jahr 1951 wurde bei Worms ein Grab entdeckt, dem man ein Modell entnehmen konnte, das unzweifelhaft einen Hund darstellte. Der Hund ist aus blauem Glas gemacht und besitzt gelbe Streifen. Hinzu kommen Stehohren und einen dem Mops ähnlicher Schwanz. Das Kunstwerk konnte als von den Kelten stammend identifiziert werden und muss nach dem dritten vorchristlichen Jahrhundert entstanden sein: ein deutlich Hinweis darauf, dass auch in dieser Tradition Hunde positiv konnotiert waren.

Der Ausspruch Nietzsches „Dass mir der Hund das liebste sei, sagst du Mensch sei Sünde, der Hund bleibt mir im Sturme treu, du Mensch nicht mal im Winde“ macht dies sehr deutlich, auch wenn er gar nicht aus dem Mittelalter stammt. So steht grade diese Treue des Hundes im Mittelpunkt seiner positiven Bewertung. Als Symbol für Treue im Glauben, für Treue gegenüber dem Gesetz und dem Gatten gegenüber wird der Hund, wenn auch erst im späten Mittelalter, gedeutet und geschätzt.

Die zuvor genannten Eigenschaften der Lasterhaftigkeit und des Bösen konnten in der Gesellschaft des Mittelalters nicht lange als solche bestehen bleiben. Abgesehen von der negativen Symbolik erscheint der Hund in Heiligenviten als zuverlässiger und sogar als maßgeblicher Partner. So ist zum Beispiel in der Legende von St. Patrick grade dessen Umgang mit Hunden in Zeichen seiner Frömmigkeit. Als Sklave wurde zum Schafhirten gemacht und fühlte sich seinem Herren so weit verpflichtet, dass er sogar als ein Engel des Herren ihm befahl zu fliehen, dies nicht ohne weiteres tun wollte und so dem Hund befahl allein auf die Schafe aufzuhalten. Dieser tat es und Patrick konnte so seinen ersten Schritt hin zur Missionierung der Iren machen. Den Weg dorthin jedoch musste er per Schiff antreten. Dieses Schiff war eines, das die oben erwähnten britischen Hunde nach Rom bringen sollte. Obwohl ohne Seeerfahrung durfte er bleiben, weil er auf die großen Wolfshunde, die das Schiff liefern sollte, einen beruhigenden Einfluss hatte. Patricks Reise führte ihn zunächst auf den Kontinent und dann schlussendlich erst nach Irland. Die Missionierung aber zeigte sich schwieriger als gedacht, weil die alten Religionsführer sich natürlich gegen den neuen Einfluss wehrten. Einer der irischen Fürsten wollte sich in Begleitung seines menschenverachtenden Kampfhundes selbst ein Bild machen und gelangte zur Küste, wo Patrick gelandet war. Sofort lief der Hund auf den späteren Heiligen zu, in der Absicht ihn zu verletzten. Patrick jedoch fiel auf die Knie, betete und der Hund beruhigte sich. Das erste Wunder Patricks auf irischem Boden war geschehen.

Neben der Legende von Patrick existieren zudem die Legende der Magret von Cortona und die des heiligen Rochus, die sich mit Hunden auseinandersetzen mussten. Diese zum Großteil auch mündlich überlieferten Geschichten über Heiligen zeigen eine breite Akzeptanz des Hundes in der Gesellschaft des Mittelalters. Diese Akzeptanz geht sogar so weit, dass Hunde zu Heiligen von der Bevölkerung gemacht wurden. So berichtet der Kleriker Étienne de Bourbon, Mitte des 13. Jahrhunderts, in seinem Traktat Die sieben Gaben des Heiligen Geistes davon, dass in der Region um Lyon ein Windhund mit Namen Guinefort als Heiliger verehrt wurde. Diesem Hund war nämlich folgendes zugestoßen: Das Kind des lokalen Fürsten war einige Zeit ohne menschliche Aufsicht gewesen, nur der geliebte Windhund hielt Wache. Eine Schlange näherte sich plötzlich der Krippe des Kindes. Der Hund verteidigte die Krippe, kämpfte mit der Schlange, so dass die Krippe umfiel und tötete schließlich die Schlange. Vom Blut befleckt legte er sich nieder. Als die Amme zurückkam, sah sie das Durcheinander und den blutbefleckten Hund und zog den Schluss, der Hund hätte das Kind des Fürsten getötet. Auch der Schlossherr und seine Frau glaubten dies und so wurde der Hund vom Herrn mit dem Schwert getötet. Erst danach fand man das lebende Kind und die getötete Schlange und sah dann seinen Fehler ein. Zur Erinnerung wurden Bäume um den Brunnen gepflanzt, in dem der Hund beerdigt worden war. Das Schloss wurde dann irgendwann zerstört, die Menschen in der Umgebung aber begannen den Hund, der für eine edle Tat getötet worden war zu verehren und besuchten sein Grab, was sie auch noch im 13. Jahrhundert taten. Das Beten zu diesem Hund sollte nach Volksglauben dazu führen, dass kranke und schwache Kinder wieder gesundeten. Zum Verhältnis zwischen Hund und Mensch lässt sich aus dieser Szene vor allem eines zeigen. Den Menschen ging das tragische Schicksal des Hundes so nahe, dass sie ihn begannen zu verehren. Sie setzten sich über die kirchlichen Lehren hinweg, indem sie diese Tat des Hundes und sein daraus resultierendes Schicksal apotheisierten. Das natürliche Verhalten des Hundes wurde vermenschlicht, sein in diesem Sinne gedeutetes Martyrium machte ihn heilig.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist dabei die Tatsache, dass im mittelalterlichen Wales des frühen 13. Jahrhunderts eine ähnliche Geschichte erzählt wurde. Dort war es der walisische Fürst Llywelyn, der seinem Hund Cylart dasselbe antat. Zudem scheint es einige schon früher geschriebene Werke aus dem Orient zugeben, in denen diese Geschichte öfter vorkommt. Wie Jean-Claude Schmitt nachweißt, sind zumindest die orientalischen Geschichten und die Geschichte der Bauern aus der Region um Lyon aber nicht miteinander in Kontakt getreten. Auch eine Verbindung zwischen der walisischen Königsgeschichte und den Lyoner Bauern scheint mir eher abwegig, so dass wohl gesagt werden kann, dass eine Geschichte dieser Art die Vermenschlichung des Hundes in verschiedenen Kulturen zeigt.

Von diesen Legenden will ich nun weiterleiten zu der Literatur des Mittelalters. Auch in ihr sind zahlreiche Hunde belegt. Die zwei bekanntesten Hunde sind, wenn man der Forschungsliteratur Glauben schenkt, wohl die beiden Hunde in Gottfried von Straßburgs Tristan (XXV). Auf der einen Seite finden sich dort das Schoßhündchen Isoldes, Petitcrü, das ihr von Tristan geschenkt wurde. Dieses Hündchen ist so bezaubernd, kommt es doch von der Insel Avalon, dass man nicht anders kann, als mit ihm zu spielen und es streicheln zu wollen. Zudem trägt es ein Glöckchen um den Hals, das in hellem Ton erklingt. Tristan obsiegt gegen einen Riesen und verliert im Kampf mit ihm ein Pferd, um an dieses Hündchen zu kommen, dass er dann Isolde schenken will.

Isolde, als sie Petitcrü in Händen hält, ist so entzückt von dem Hündchen, dass sie es pflegt und mit kostbaren Edelsteinen und Stoffen beschenkt. Seinen Dienst aber kann das Hündchen nicht wirklich erfüllen. Die Trauer Isoldes darüber, dass Tristan aber nicht bei ihr ist, kann nicht vollständig durch das Hündchen weggewischt werden, was auch das Zauberglöckchen nicht vermark, das von Isolde dann auch zerstört wird. Das Hündchen aber bleibt an Isoldes Seite. Allerdings nicht bis zum Ende der Geschichte.

Als beide schließlich in die Verbannung gehen, so nehmen sie nur das Nötigste mit. Peticriu gehört nicht dazu. Der kleine Hund, der in der zivilisierten Welt des Hofes sein Platz als quell der Freude hat, ist bei dem bevorstehenden Abenteuer nicht nötig und dafür auch nicht gemacht. Gottfried erzählt unsvon Tristan „daz armbrust er selbe nam//das horn unde den hunt alsam, //Hiudanen, niht Peticreiu“ (V. 16653 – 16659). Der Grund ist einfach Hiudane, sowird uns ein wenig weiter oben erzählt, ist eine Jagdhündin, eine Bracke, mit der sich gut jagen läßt, was Tristan im Kapitel zur Minnegrotte dann auch unter Beweis stellt.

Auch in anderer Literatur des Hochmittelalters kommen Hunde vor. In der mittelniederländischen Erzählung von Karel ende Elegast etwa findet sich ein Kraut, das Menschen die Fähigkeit verleiht zu verstehen, „wat hanen craeyen ende honden bilen“ (V. 768). Das Motiv das sich Hunde mit Menschen unterhalten findet sich zudem in dem Märchen Die drei Sprachen, das von den Brüdern Grimm aufgeschrieben wurde. Darin lernt ein junger Mann die Sprache der Hunde, die ihm später hilft ein Dorf von plünderten Hunden zu vertreiben.

Hier unterstellt man, und das ist einer der wichtigsten Gesichtspunkte, den Tieren eine Sprache, die allerdings nicht von den Menschen verstanden werden kann, es sei denn er hat Zaubermittel oder, wie der heilige Franz von Assisi, den nötigen Gottesglauben, um mit den Tieren zu reden. Dieses Verständnis der Tierwelt scheint ein besonderes Licht auf die das Mensch-Tier-Verhalten zu werfen, das auch von Hildegard von Bingen erkannt wird:

„Der Hund ist sehr warm und hat in seiner Natur und seinen Gewohnheiten etwas vom Menschen. Deshalb fühlt kennt er den Menschen, liebt ihn hält sich gern bei ihm auf und ist ihm treu. Der Teufel hasst den Hund wegen seiner Treue zum Menschen und schreckt vor ihm zurück. Der Hund erkennt Hass, Zorn und Unredlichkeit am Menschen und knurrt oft darüber. Und wenn er weiß, dass in einem Hause Hass oder Zorn herrscht, knirscht er mit den Zähnen und murrt. Auch wenn ein Mensch einen Verrat plant, knurrt er ihn an, ebenso einen Dieb und jeden, der einen Diebstahl plant. Auch Freude und Trauer des Menschen fühlt er vorher. Wenn Freudiges bevorsteht, bewegt er froh den Schwanz, wenn Trauriges bevorsteht, heult er traurig. Die Wärme seiner Zunge bringt Wunden und Geschwüren Heilung, wenn er sie mit seiner warmen Zunge beleckt. Schuhe aus seinem Fell schwächen wegen dessen Unreinheit, denn er ist oft durch den unreinen Schweiß des Fleisches getränkt. Sein Fleisch ist für den Menschen nicht zu gebrauchen. Seine Leber und seine Eingeweide sind giftig. Etwas, von dem der Hund gegessen hat, soll ein Mensch nicht mehr genießen, weil er sonst von dem Gift des Hundes mit aufnähme, dass der Hund in die Überreste speit.“

In der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Erzählung Des Hundes Nôt tritt ein Hund als Protagonist in Erscheinung. Der Hund ist alt und hungrig und mit Hilfe einer Lerche verschafft er sich zunächst etwas zu essen und schließlich ein wenig Vergnügen, das darin besteht, dass er dabei zusieht, wie die Lerche sich auf den Kopf eines von zwei Dreschern setzt, woraufhin der andere probiert die Lerche zu fangen und dem ersten auf den Kopf schlägt.

Dieser verlangt eine Entschuldigung, bekommt sie und schlägt dann nach dem zweiten, weil sich auf dessen Kopf die Lerche setzt. Es folgt eine Prügelei, die der Hund so zum Lachen findet, dass er aus seinem Versteck fällt und von den beiden Dreschern verhauen wird. Diese Geschichte, nur falls sie jemanden aus Kindertagen in Erinnerung kommen sollte, wurde von Ludwig Bechstein in sein Märchenbuch aufgenommen. An dieser Geschichte zeigt sich, was mit alten, zur Arbeit unfähigen Hunden passiert. Sie werden ausgesetzt und sich selbst überlassen. Der Hund in Des Hundes Nôt scheint kein zu Hause mehr zu haben. So scheint wohl auch ein Teil der Bevölkerung mit alternden Hunden umgegangen zu sein.

Und damit ist nun die Brücke geschlagen, um sich den Hund in der Lebenswelt des Mittelalters einmal näher anzusehen. Wie bereits in den vorangestellten Worten erwähnt wurde, scheint es auch im Mittelalter und in der Zeit vorher nicht nur die eine Hunderasse gegeben zu haben, auch wenn die Molosser weit verbreitet waren. Hunde wurden demnach nach ihrer Funktion und ihrem dafür beschaffenen Aussehen bestimmt. Ein Rassebegriff, wie er heute üblich ist, existierte noch nicht. Trotzdem kann zwischen verschieden Hunden unterschieden werden, die auch alle einen eigenen Gruppennamen aufwiesen. Monika Frömmel zeigt in ihrer Diplomarbeit auf, wie etwa die Jagdhunde unterteilt wurden. So gab es für die verschiedenen Jagdstadien auch immer speziell ausgebildete Hunde. So werden diese generell in drei Gruppen unterteil. Zum einen existieren die Hetzhunde, zum anderen Vogelhunde und schließlich die Dachshunde. Letztere beide sind auf besondere Jagdtechniken spezialisiert. Unter die erste Gruppe fallen die bekannten Hunde Windhund, Bracke und Dogge. Die letzten beiden Hunde werden auch unter der Bezeichnung segutius zusammengelegt. Während die Dogge besonders für die Jagd auf Schwarzwild, also Bären und Auerochsen, benutzt wurde, während die Bracke für Rotwild und Hetzjagd besonders geeignet schien. Innerhalb dieser auf die Jagd generell spezialisierten Hunde scheint es noch weitere Abstufung gegeben zu haben. So findet man in den Stammes und Volksgesetzten des Mittelalters, vor allem bei den Bayern, viele Hinweise auf Leithunde und auf an der Leine geführte Spürhunde.

Auch für die letzten beiden Hunde scheint es nur in der Lex Baiuwariorum Hinweise zu geben. Dort erwähnt findet sich für die Vogelhunde der sogenannte Habichtshund, für die auf Kleintiere spezialisierten Dachshunden das Beispiel des Biberhundes. In diese beiden Rassen kann man sich in etwa in Größe und Ausstattung mit Settern und Spaniels für die Vogelhunde, als Terrier und Teckel für die Dachshunde vorstellen, wobei natürlich klar sein muss, dass es diese Rassehunde im Mittelalter nicht gab, sie Züchtungen der Neuzeit sind.

Auch die Hütehunde sind in mittelalterlichen Gesetztestexten erwähnt. Auch sie sind grob in zwei Arten einzuordnen und in zwei Funktionen zu finden. So findet sich zum einen der Wachhund, oft als Kettenhund erwähnt und zum zweiten der canis pastoralis, der neben den Schafen auch für anderes Vieh zuständig sein kann, wie in den Friesengesetzen zu lesen ist.

Wie neben Gottfrieds Tristan auch den Miniaturen der Manessischen Liederhandschrift zu entnehmen ist, waren den Menschen des Mittelalters auch Zwerghunde bekannt. Mit Ausnahme der Friesengesetze, in denen kleine Zwergbracken erwähnt werden, findet sich in den Gesetzten allerdings kein Hinweis auf diese Art von Hunden. Allerdings sind besonders bildliche Quellen hilfreich. So lässt sich im Falle des Maltesers etwa nachweisen, dass dieser bereits im zehnten Jahrhundert in Italien bekannt war.

Auch in Folge von Kulturkontakten scheinen einige Schoßhündchen nach Europa gekommen zu sein, wie es etwa beim Pekinesen, einer sehr alten chinesischen Rasse, der Fall war. Als anderes Beispiel kann der Zwergspaniel gelten, der seit dem 14. Jahrhundert in Flandern nachgewiesen werden kann. Grade mit der aufkommenden Neuzeit scheint in Italien ein regelrechter Import von orientalischen Zwerghunden stattgefunden zu haben.

Auch heute noch scheinen einige im Mittelalter bekannten Hunde zu existieren. Allerdings ist dabei nicht nachzuweisen, ob es sich, wie im Falle des Irischen Wolfshunds nicht um neuzeitliche Nachzüchtungen handelt, oder sich diese Rassen, seit dem Mittelalter nicht verändert haben. Ein Großteil dieser Hunde ist seit dem Hochmittelalter in Europa belegt und ist wohl auf Grund von Kulturkontakt zwischen Orientalen und Europäern entstanden. Was aber als Fakt stehen bleiben kann, ist die Tatsache, dass viele der heutigen Hunderassen ihren Ursprung im ausgehenden Mittelalter hatten bzw. aus Züchtungen der mittelalterlichen Hunde hervorgegangen sind.

Sind im vorrangegangenen Teil bereits die Funktionen der Jagd- und Hütehunden im Zusammenhang mit ihren Namen erläutert worden, so steht die Funktion der Schoßhündchen noch aus. Diese hatten neben der Funktion des Tröstens und Aufheiterns nämlich auch praktische Funktion. So zeigen verschieden Bilder der manessischen Liederhandschrift Frau, Mann und Hündchen, dass wohl tatsächlich als Anstandswauwau gedient hat. Diese Funktion jedoch schien der Ehemann sich an den Hündchen gewünscht zu haben als die Dame des Hauses, so belegen Grabinschriften von Hundegräbern auch das Gegenteil. Hunde verbellten die Diebe, nicht aber die Liebhaber. Neben der sprichwörtlichen Funktion hatten diese Hunde aber auch gesundheitsfördernden und krankheitsmildernden Nutzen. Johannes Cajus, ein britischer Arzt und Gelehrter des 16. Jahrhunderts, verfasste ein Schreiben, in dem er sich mit den Hunden Großbritanniens auseinandersetzte. Darin schrieb er auch, welchen medizinischen Nutzen die Zwerghunde hätten. Wenn diese sich nämlich auf dem Buch eines Kranken befinden, schaffen sie es bei Magenverstimmungen Milderung zu verschaffen und auch die Verdauung anzuregen. Viel wichtiger ist in seiner Schrift aber eine Beschreibung der englischen Hunde von einer nahezu ständischen Dreiteilung innerhalb der Hunde. So stellt er den Jagdhund an das obere Ende der Pyramide, den Hofhund zählt er zur Mittelschicht und den Streuner setzt er auf den dieser tierischen Ständegesellschaft.

Diese letzten hatten es nicht leicht, denn festgehalten werden kann, dass es in den Städten zu Hundeplagen kam, wenn viele herrenlose Hunde unterwegs waren. So ist für das Jahr 1444 in Wien belegt, dass fast 900 Hunde, die in der Stadt freiherumliefen, eingefangen und getötet wurden. Solche Plagen gab es nicht nur in Europa auch im Japan der Shogune sind sie überliefert. Der deutsche Arzt Engelberg Kaempfer berichtet im 17. Jahrhundert davon. Unter dem fünften Shogun Japans, Tokugawa Tsunayoshi (1646 – 1709) kam es zu einer Hundeplage, mit der aber ganz anders umgegangen wurde als in Europa, was den Deutschen etwas verwirrte:

„Hunde findet man bei des jetzigen Kaisers Regierung in diesem Lande mehr als in jedem anderen. Sie liegen, zur großen Verhinderung der Vorbeigehenden, auf den Straßen umher, ohne einen Herren zu haben. Es müssen derselben eine gewisse Anzahl von den Bürgern jeder Gasse unterhalten und gespeistet werden, wenn sie krank sind, in einer auf jeder Gasse errichteten Hütte verpfelget, wenn sie gestorben, auf die Berge getragen, und gleich Menschen beerdigt werden. Sie dürfen bei Lebenstrafe von keinem Menschen mishandelt oder getötet werden, als blos von dem Büttel; wenn sie nemlich selbst etwas verbrochen, und den Tod verdienet haben. Es ist dieses so angeordnet wegen eines Aberglaubens und Befehls des jetzigen Kaisers, welcher wie der römische Kaiser Augustus vor dem Zeichen des Steinboks, vor dem Geschlecht der Hunde eine besondere Hochachtung hat, weil er im Jahr des Hundezeichens geboren worden“.

Diese Beobachtung Kaempfers gehört zu den häufigsten Bemerkungen, die in Bezug auf den damaligen Shogun zitiert werden. Besonders seine Erklärung für dieses Verhalten ist beliebt. Die Bedeutung der chinesischen Astrologie wird dabei jedoch häufig überschätzt, denn das Geburtsjahr des Shogun hatte mit dieser Gesetzgebung nichts zu tun.

Vielmehr handelte es sich um ein Gerücht, das Kaempfer aufschnappte und vermittelte, das aber nicht ganz der Wahrheit entsprach. Das Gerücht, es gäbe eine besondere Herzlichkeit auf Seiten des Shoguns, konnte auf zwei Wegen widerlegt werden. Erstens gibt es keinerlei Beleg dafür, dass der Shogun besonders hundeliebend war. So besaß er keinerlei Haustiere oder Abbildungen von Hunden, einzig Pferden schien er so zugetan, dass er sie selbst zeichnete. Zweitens war die Jagd mit Falken auch im feudalistischen Japan ein den Adeligen besondere Freude bereitendes Freizeitvergnügen. Anders als in Europa jedoch gehörte in Japan das Füttern der Falken mit Hundefleisch zur üblichen Praxis, der auch der Shogun nachging.

Was also trieb den Shogun zu dieser Kampfer verwirrenden Anordnung? Ähnlich dem spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa waren auch in Japan zwei langfristige Probleme mit Hunden zu bemerken. Zunächst war die Zahl der streunenden Hunde in den Städten Japans exorbitant hoch. Das führte immer öfter zu Angriffen hungriger Tiere. Diesem Problem jedoch entledigten sich die Japaner auf pragmatische Weise durch das Töten der Tiere, was zum Problem der Entsorgung der Kadaver führte, die oftmals einfach auf die Straße geworfen wurden. Da eine gängige Art der Tötung jedoch das Ertränken der Tiere war, ließ man die Kadaver zudem einfach im Fluss treiben. In beiden Fällen kam es zu hygienischen Problemen.

Tsunayoshi trat dem Problem entgegen, indem er mehrere Gesetze verabschiedete, die zunächst das Töten der Tiere verboten und dafür sorgten, dass Streuner gefüttert wurden. Die Umsetzung dieser Gesetze oblag den Samurai. Diesen jedoch lag das Gemeinwohl keineswegs am Herzen, vielmehr waren Teile der Gesetzgebung, etwa die Registrierung der Hunde, eine Aufgabe, der die Offiziellen als Hundebesitzer gar nicht nachkommen wollten. Die mangelnde Umsetzung der neuen Regelungen verschärfte die Streitigkeiten zwischen Shogun und Adel – und führte zu einer Verschärfung der Gesetze. Die Historikerin Beatrice M. Bodart-Bailey stellt dazu fest, dass „genauso wie heute das öffentliche Verbrennen einer Nationalflagge nicht nur als illegales Feuermachen, sondern auch als politische Subversion gilt, galt dies auch unter dem fünften Shogun als Tötung eines Hundes.“ Dieser Akt des politischen Ungehorsams führte schlussendlich dazu, dass die Tötung eines Hundes mit der Todesstrafe belangt wurde.

Kehren wir aber zurück ins mittelalterliche Europa. Ist die Dreiteilung in Hofhund, Jagdhund und Schoßhund der einzige Nutzen? Und wenn ein Hund nicht in diese Ordnung passt, dann gilt er als Streuner und wird getötet? Nicht ganz. Bei Ausgrabung von Hundeknochen in Schleswig bemerkte der Archäologe Norbert Spahn, dass die Tiere keines natürlichen Todes gestorben, sondern getötet worden waren, was er an vielen kleinen Ritzspuren in den Knochen feststellen konnte. Diese Spuren deuten vor allem daraufhin, dass den Tieren das Fell abgezogen war. Andere Fundstellen ließen sogar darauf schließen, dass der Hund allein als Felllieferant gehalten wurde. Der Hund als Nutzvieh zur Kleidungsherstellung ist eine Funktion, die der britische Arzt Cajus sich wohl nicht so recht hat vorstellen können.

So kann also was die Nutzung der Hunde angeht in zwei unterschiedliche Richtungen gegangen werden. Zum einen gibt es eine hohe Spezialisierung der Hunde für die unterschiedlichen Arten der Jagd und der Bewachung von Hof und Vieh. Dazu auch sein Dasein als reines Luxussymbol. Auf der anderen Seite jedoch scheint es eine gewerbliche Nutzung der Hunde gegeben zu haben, die nach heutiger Gesetzeslage rechtswidrig wäre. Während die erste Form der Haltung heute auf Legitimität stößt und uns die ferne Zeit des Mittelalters nicht allzu fern erscheinen lässt, stößt doch die zweite Nutzung, und vor allem auch die Tötung der unnützlichen Streuner, eher auf Missfallen und Unglauben.

Dass Hunde übrigens in Europa gegessen wurden, ist vor allem in Notlagen nicht ausgeschlossen, hat aber darüber hinaus keine Tradition etablieren können – außer in der Schweiz, wo der Verzehr von Hunde- und Katzenfleisch nicht verboten ist, solange er auf den Privatgebrauch beschränkt bleibt. Das machen sich einige Bergbauern in der Eidgenossenschaft zu nutzen und verzehren das Fleisch der Haustiere, was seit Jahrzehnten regelmäßig zu Medienskandalen führt. Die betroffenen Bauern kontern kühl damit, dass beim Schwein und der Kuh auch keiner etwas sagen würde.

Wie aber sieht es außerhalb Europas mit dem Essen aus? Die Sache ist simpel. Der Hund mag in prähistorischer Zeit als Jagdpartner domestiziert, worden sein, doch damit ist seine Partnerschaft mit dem Menschen älter als die Besiedlung des Planten Erde mit Menschen bin in die weitentferntesten Regionen. Und dort, wo es außer dem Hund keine oder kaum Tiere gab, wurde der Jagdbegleiter zum Nutztier, das bei besonderen Gelegenheiten geschlachtet wurde. Auf Tahiti etwa. Joseph Banks, der Captain James Cook auf seiner ersten Reise in den Pazifik 1768 begleitete, beschriebt in seinem Reisebericht das Folgende:

„Tupia tötete den Hund dadurch, dass er ihm den Atmen anhielt, indem er in mit beiden Händen über Nase und Maul faste, ein Unternehmen, dass eine gute Viertelstunde dauerte. Er fuhr fort, den Hund so herzurechten, wie wir es mit einem Schwein tun würden, senkte ihn über das Feuer, das entfacht worden war, um ihn zu braten und begann damit ihn mit einer Muschel abzuschaben. Danach öffnete er ihn mit demselben Werkzeug und entnahm die Innereien, brachte diese zum Meer, wo sie sauber gewaschen wurden. Dann nahm er sie und packte sie in Kokosnussschalen, mit allem Blut darin, das er noch finden konnte. Die Steine waren nun zu Recht gelegt und der Hund war gut mit Blättern abgedeckt, die auf ihnen lagen. In etwa zwei Stunden war er angerichtet und in einer weiteren Viertelstunde komplett verspeist. Ein großartiges Gericht, das extra unseretwegen angerichtet wurde, da wir gegen kein Essen voreingenommen waren.“

Tahiti ist übrigens keine Ausnahme. Nahezu überall auf der Welt dienten Hunde auch zum Essen. Es ist dabei übrigens eine Mär, dass man in China auf seine Lieblinge besonders aufpassen müsse, weil die Bewohner dort, Hunde essen würden. Der Fakt als solcher stimmt zwar, er ist aber auf bestimmte Rassen beschränkt, etwa den Chow-Chow.

Das Essen von Hunden ist in Reiseberichten der Frühen Neuzeit belegt. Hunde werden in den Amerikas, Afrika und Ozeanien sowie in Asien verspeist. Wichtig ist dabei, dass es auch in diesen Regionen eine Unterscheidung nach Nutzen gibt. Für den Verzehr eignen sich nur bestimmte Züchtungen. Das Essen anderer Hunde war nahezu verpönt, denn diese konnten, wie auch in Europa als Geschenk genutzt werden.

Die Beschenkung von Fürsten in Europa war reglementiert, wenn es um Hunde ging. Welcher geschenkte Hund angenommen wurde, hing auch davon ab wer schenkte. Kleinere Adelige durften daher keine ganz edlen Hunde verschenken. Wenn aber zwei gleichrangige Fürsten schenkten, mussten es schon die edelsten Jagdhunde sein oder eben Hunde mit exotischem Hintergrund.

Wie wichtig Hunde und ihre Haltung den Fürsten waren zeigen auch von mir eingesehen Akten der Fürsten von Kleve-Mark. Dort sind die Posten, die die Hundehaltung kostet, alle einzeln aufgezählt. Ein Beispiel dafür, dass man auch in diesen Akten wohl mit Staus, Geld und Macht anzugeben wusste. Interessant ist dabei übrigens, dass diese wertvollen Tiere in unserer Region offensichtlich zur Wolfsjagd genutzt wurden, wie es in Akten im Landearchiv in Duisburg zu finden ist.

Wenn in zwei unterschiedlichen Kulturen Hunde als Geschenke diplomatisch genutzt werden können, dann versteht es sich, dass die Europäer auch in Übersee auf solche Mittel zurückgriffen. Olfert Dapper belegt dies eindringlich, denn „[d]ie Portugiesen von Lovando Sinte Paulo in Angola, welche in Lovango Kaufhandel zu treiben pflegen, hatten dem König einen sehr kostbaren Hund verehrt, den er seiner Treue wegen sehr lieb hatte“. Allerdings endet die Geschichte für den Hund alles andere als glücklich:

„Dieser Hund, den sein Bewahrer – weil der König Tafel hielt – nicht genug bewahrt hatte, lief schnüffeln und suchte seinen Herren, den er vermißte. Er kam endlich unversehens an die Türe des Tafelsaals, welche er mit der Schnauze öffnete, und sprang nach dem König zu, den er dort essen sah, ihm seine gwöhnliche Freundschaft zu erweisen. Aber der König rief von Stunden an seinen Leuten und befahl, den Hund tot zu schlagen: welches auch stracks geschah…“.

Tafeln war auch in Angola ein öffentlicher Akt, den der Hund störte. Was privat kein Problem darstellte, ist in der Öffentlichkeit oft eines. Der Hund zahlte diese Lektion mit dem Leben, Liebe hin, Liebe her. Ein portugiesischer Hund darf den angolanischen König nicht beim Essen stören. Dennoch: Der Hund hatte als Mittel der Diplomatie Wirkung. Auch in Amerika, wo Hunde sowohl von Seiten der europäischen Siedler an die Indianer als Geschenke abgegeben wurden, wie bei John Smith und dem Abgesandten der Powhontan in Virgina, Vitamatomakkin, als auch von den Indigenen an die europäischen Siedler, wie knapp 250 Jahre später bei Lewis und Clark, die von den Plain-Indianern Hunde angeboten bekamen.

Eine andere Art der Nutzung für Hunde, zumindest kulturell, stellt der Germanist Meinolf Schumacher heraus. In seinem Büchlein Ärzte mit der Zunge zeigt er, dass das Lecken der Hunde auf viele Arten als Heilung gedeutet wurde. Neben der überlieferten medizinischen Wirkung gilt das Lecken auch als Metapher für menschliches Sprechen und wie er am Beispiel der Gesta Romanourm zeigt, auch für die Priester. Die heilende Wirkung einer Predigt wird mit dem heilenden Speichelfluss des Hundes gleichgesetzt. Eine ganz andere

Symbolik hat in diesem Sinne natürlich die Volksetymologie der Hunde des Herren, der domini canis, des Ordens der Dominikaner. Hier werden die als Inquisitoren auftretenden Kleriker als Hetzhunde dargestellt.

Die oben beschriebene Symbolik des Hundes für Adelige aber war ambivalent. So sind zwei für Adelige demütigende Strafen überliefert, in denen es explizit um den Hund geht. Zum einen ist dort die als unehrenhaft angesehene Strafe des Hundetragens, zum anderen die Strafe, das Hinterteil des Hundes zu küssen. Aus dieser Strafe lehnt sich wohl auch das Schimpfwort der „Hundsfott“ ab. Beide Strafen scheinen aus heutiger Sicht nicht weiter Aufsehen erregend, zeigen aber doch, was Menschen des Mittelalters mit solchen Strafen verbanden. Der Hund war trotz aller Symbolik immer noch ein Tier und somit dem Menschen untergeordnet und auch wenn sie oft besser behandelt wurden als die Geringsten der Bevölkerung, so war das Küssen eines Hundsfott oder das Tragen eines Hundes eine erniedrigende Tätigkeit grade für einen Adeligen.

Eine andere Form der Erniedrigung ist das sogenannte Hundehängen. Dabei ging es nicht um die Bestrafung der Hunde sondern um eine Demütigung der bereits zum Tode verurteilten. Grade bei straffällig gewordenen Juden wurde oft Hunde neben den Delinquenten aufgehängt, um diese über den Tod hinaus noch zu verspotten.

Doch auch an Tieren wurden im Mittelalter Strafen verhängt. Denen gingen sogar ordentliche Prozesse vorher. Der Historiker Peter Dinzelbacher hat besonders darauf hingewiesen, dass solche Tierprozesse sowohl vor kirchlichen als auch weltlichen Gerichten stattfanden. So fanden vor allem gegen Schweine, die Kinder an- und auffraßen, Prozesse statt und Bannflüche wurden gegen Schädlinge aller Art angewandt. Der älteste bekannte Fall eines Prozess gegen einen Hund stammt allerding erst aus dem Jahr 1595 aus Leyden, wo der Hund Provetie wegen Mordes am Sohn des Klägers angeklagt und verurteilt wurde.

Die meisten dieser Fälle fanden im französischsprachigen Raum statt. In Deutschland hingegen finden sich darüber kaum Quellen. Das mag auch daran liegen, was im Sachsenspiegel, diesem weit verbreiteten und oft kopierten Gesetzeswerk, ausdrücklich beschrieben steht. Im vierzigsten Kapitel des 2. Buches zum Landrecht steht beschrieben, dass kein Tier vor Gericht geführt werden darf, sondern dass immer nur der Besitzer eines Tieres haften muss. Ist ein Tier ohne Besitzer, kann der Geschädigte das Tier in Besitz nehmen.

Im Mittelalter entwickelte sich auch eine erste Form der Hundesteuer. Die Könige und Fürsten hatten oft sehr viele Hunde, die sie zur Jagd benötigten. Für die Haltung der Tiere außerhalb dieser Zeit waren Adelige zuständig, die sich von dieser Pflicht durch eine finanzielle Abgabe lösen konnten. Wer also keinen Hund hatte, wurde besteuert.

Als sich in der Frühen Neuzeit der Besitz von Hunden als Statussymbol auch bei den Bürgerlichen durchsetze, mussten die Städte eine ähnliche Steuer einführen, um ihre Städte vor zu viel Schmutz zu bewahren. In Elberfeld passierte das bereits 1830. Als Einnahmequelle nütze das nur wenig, es ging – wie heute – um die Sauberkeit in der Stadt.

Der Hund war – ordnungspolitisch – ein Ärgernis, das aber nur entstand, weil er zu einem Begleiter wurde, dem man seit der Antike menschliche Eigenschaften zusprach. So konnte der Hund dann auch zum Vorbild avancieren. Nicht anders lässt sich die Inschrift auf einem viktorianischen Grabstein in Edinburgh deuten:

„Greyfriars Bobby, died 14th January 1872 aged 16 years. May his loyalty and devotion be a lesson to us all.”

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