E-Scooter in Wuppertal: Zwischen Alltagshilfe und Aufreger

Persönlicher Einstieg

Ich hatte ja gehofft, die Diskussion um die E-Scooter hört irgendwann einmal auf. Aber das tut sie nicht. Also mag ich meinen Senf auch dazugeben.

Die aktuelle Diskussion

Man hat den Eindruck, den Wuppertalern reicht’s: Diese nervigen E-Scooter sollen ordentlich abgestellt werden, sonst sollen die Betreiber zahlen. Es gibt doch ein Gesetz! Aber die Stadt Wuppertal setzt es nicht durch – andere Städte schaffen das doch auch! Und Bußgelder für Fahrer gibt’s angeblich auch.
Ich lese das und denke: Was für eine unglaublich deutsche Diskussion! Vater Staat, bitte komm und hilf. Wir können das nicht alleine.
Und wir erwarten das von einer Verwaltung, deren Antwort auf fast jedes Problem lautet: Kein Geld, kein Personal.
Wo bleiben die Pässe für gut integrierte Mitbürger? Kein Personal.
Warum gibt es keine Termine beim Einwohnermeldeamt oder der Kfz-Zulassung? Kein Personal.
Warum werden Brücken und Treppen nicht saniert? Kein Geld.
Warum sind die Straßen so dreckig? Kein Geld, kein Personal.
Warum wartet man beim Finanzamt fünf Monate auf seine Steuernummer? Keine Ahnung.
Aber bei den E-Scootern soll plötzlich alles ganz einfach gehen?

Alltagserfahrung mit E-Scootern

Ich selbst fahre fast täglich E-Scooter: Von der Kita zum Bahnhof, zum Meeting, zum Vortrag. Sechs Minuten Abenteuer und Anspannung, statt zwanzig Minuten Fußmarsch – und ohne mich auf Busse verlassen zu müssen, die morgens wegen der vielen Schulkinder oft verspätet sind. Für mich ist der Roller nicht Luxus, sondern eine echte Lösung im Alltag.

Infrastrukturprobleme

Denn es gibt auch die andere Hälfte der Wuppertaler, die die Roller nutzen.
Ja, manche fahren auf Gehwegen. Aber die Straßen sind für Roller oft eine Zumutung: Asphalt, der sich über die Jahre durch Sonne und Verkehr in Wellen gelegt hat – Spurrillen in den Fahrbahnen, aufgequollene Streifen dazwischen.
Und wenn man absteigt und schiebt, läuft die Zeit trotzdem weiter – denn die Roller werden pro Minute abgerechnet, nicht pro gefahrenem Meter.

Autofahrer überholen oft nicht, obwohl Platz wäre. Blinker werden übersehen.
Und wenn man endlich einen Radweg erreicht, darf man Slalom fahren, weil irgendeine Baufirma ihre Schilder einfach mitten draufgestellt hat.

E-Scooter-Anbieter in Wuppertal

Aktuell gibt es in Wuppertal drei E-Scooter-Anbieter:

  • Lime: Seit Oktober 2023 aktiv. Die Ausleihe kostet 1 € zum Entsperren und 21 Cent pro Minute.
  • Voi: Gestartet im April 2024. Die Preise liegen bei 0,49 € zum Entsperren und 0,21 € pro Minute.
  • Dott: Seit April 2025 verfügbar. Das Unternehmen hat 400 E-Scooter in der Stadt aufgestellt.

Insgesamt sind rund 3.000 Leih-E-Scooter in Wuppertal unterwegs.

Fazit

Ohne eine Armee von Ordnungshütern wird man das nie perfekt regeln können. Und die wäre teurer als alle Bußgelder zusammen.

Es bleiben nur zwei Möglichkeiten:
Alles wieder abschaffen (bitte nicht!)
oder einfach lernen, damit zu leben.
So wie wir auch gelernt haben, dass Autos ständig irgendwo im Weg stehen – und sich trotzdem niemand aufregt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert