Deutscher Färberwaid, kolonialer Indigohandel und die Gründung moderner Chemieindustrie: Oberbarmen

Pflanzen zum Färben gibt es auf der ganzen Welt. Für blaue Farbe waren es in Europa Färberwaid, in den Tropen die Indigo-Pflanze, auch Anil genannt. Im Mittelalter waren besonders die Region um Toulouse und Thüringen durch Färberwaid zu Geld gekommen. Über Antwerpen und Brügge kann man eine Verbindung zwischen Toulouse und dem Bergischen herstellen. Aber auch im Rheinland, Herzogtum Jülich, gab es Anbaugebiete des Waid, was anfänglich wohl blaue Farbe ins Tal brachte.

Indigo wird durch die europäische Expansion in Europa en gros verbreitet. Da das Material ertragreicher ist als der Färberwaid, setzte sich das Material immer mehr durch – sehr zum Ärger der Waidhändler, die politisch gegen den Import des Materials interagierten und es schafften, bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Einfuhrstop zu generieren, der aber zum einen nicht durchgesetzt werden konnte, zum anderen mehr und mehr abgeschwächt wurde, eben weil das Material zu ergiebig war.

Am Anfang der Nutzung des Indigo in Europa stand Material aus Indien und Indonesien. Der Import wurde durch die VOC und die EIC dominiert. Zu beiden Organisationen bestanden im 17. und frühen 18. Jahrhundert Beziehungen von Wuppertaler Kaufleuten. VOC und EIC handelten dabei mit dem indischen Mogulreich, in dem Indigo zum wichtigstem Ausfuhrprodukt entwickelt hatte. Mit dem Ende dieses Reiches und der Zersplitterung Indiens übernahmen die Europäer selbst den Handel. Allerdings hatte sich in Amerika zu diesem Zeitpunkt bereits eine auf Plantagenwirtschaft beruhende Produktion von Indigo entwickelt, die sich zunächst auf die spanischen Kolonien in Mittelamerika konzentrierte, aber mit dem Abstieg Spaniens als Weltmacht auf die französischen Antillen, vor allem Haiti, und die britischen Kolonien, Charlston, richtete. Vor allem zu den beiden letzten Orten hatte der Wuppertaler Textilfabrikant Abraham Frowein Kontakte geknüpft.

Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts galt Indigo als mineralisches Färbemittel, weil er in Bruchstücken nach Europa geliefert wurde. Erst im Laufe der Zeit, vor allem weil das Wissen um den auf Gärung basierten Herstellungsprozess bekannt wurde, stellt sich heraus, dass es sich um ein pflanzliches Produkt handelte.

Zur Zeiten von Napoleons Kontinentalsperre um das Jahr 1800 herum wurde die Einfuhr des Indigos nach Europa erschwert, sodass der Waid, der fast nur noch als Gehrungshilfe für die Indigogewinnung genutzt wurde, wieder als Produkt zu Farbgewinnung genutzt wurde. Verbesserte chemische Formen ermöglichten es, die Farbqualität zu intensivieren. Dennoch kam man nicht an die Intensität von Indigo heran.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in der späteren Von-Eynern-Straße das Wohn- und Geschäftshaus von Johann Friedrich von Eynern errichtet. Er und sein Bruder Johann Wilhelm hatten von ihrem Vater Johann Peter eine Band- und Litzenfabrik übernommen. Dieser Johann Peter stammte war auf dem Hof Einern an der Grenze zu Sprockhövel geboren. Als siebter Sohn war es für ihn unmöglich den Hof zu übernehmen und so ließ er sich nach Gründung des Gemeinde Wupperfeld dort nieder und bekleidete das Amt eines Kirchmeisters, was auf eine hohe soziale Stellung hinweist. Er bewohnte ein recht kleines Haus in der Bredde 51, das heute nicht mehr existiert. Der Stadtplan von 1911 zeigt auf, dass in dem schmalen Stück Straße zwischen Tellweg und Färberstraße ganze fünf Häuser gestanden haben – eine Zahl die seit dem Bestehen Wupperfelds existiert hat und erst durch die Bombenangriffe 1943 verändert wurde.

Nach der Hochzeit lebte Johann Friedrich ab 1804 mit seiner Frau Karolina geb. Beckmann in einem weiteren Haus an der Bredde/Ecke Wikingerstraße (Wikingerstraße 5).Karolina stammte aus einer Familie, die seit Jahrhunderten an diesem Ort Land besaß. Ein weiterer Beleg für die hohe Stellung, die Johann Peter innehatte.

1805 wurde Friedrich von Eynern hier geboren, Nach dem Tode Johann Peters zogen Johann Friedrich und Karolina mit dem jungen Friedrich in das Haus des Großvaters, wo Friedrich von Eynern aufwuchs, bis er mit 12 Jahren nach Rüggeberg (Ennepetal) zur Schule ging. Bei seiner Rückkehr 1820 hatte sein Vater das kleine Haus an der Bredde aufgegeben und ein größeres errichtet, das hier an dieser Stelle stand. Die Band- und Litzenfabrikation lief für ihn und seinen Bruder gut, denn auch dieser hatte sich ein größeres Haus an der Berliner Straße erbaut (etwa auf der Höhe von Weicken&Schmidt). Johann Friedrichs Haus war jedoch, anders als das des Bruders, der ein Fachwerk errichtet hatte, aus massivem Stein errichtet worden. Das Innere bestand aus Holz aus der Umgebung, genauer vom Stennert. Die Steine ließ er in seiner eigenen Ziegelei erstellen – ein Hinweis auf die Diversität seines Produkangebots.

Friedrich von Eynern entschloss sich mit 16 Jahren nicht Fabrikant, sondern Kaufmann zu werden und machte eine dreijährige Ausbildung in Gent, wohin der Vater Beziehungen hatte. Als 19jähriger wird Friedrich Angestellter seines Vaters und bereist Westeuropa. Fünf Jahre später wird er zusammen mit seinem Vettern Wilhelm Teilhabe in der Firma seines Vaters Johann Friedrich. Eine der ersten Amtshandlungen der beiden war die Erweiterung der Produktion um den Handel, u.a beteiligten sie sich dazu an dem Farbwarengeschäft Karl Abels. „Aus diesem letzteren Verhältnis ging sodann ein Großhandel in Indigo hervor, eines Artikels, dessen Bezugsquellen der Londoner und holländische Warenmärkte späterhin in direkten Bezügen Kalkutta und Madras, Guatemala und Java waren“, wie Ernst von Eynern schreibt.

Ab 1845 war einzig der Indigohandel und der Handel mit anderen Farbwaren Grundlage des Geschäfts. Textilproduktion und -handel wurden eingestellt. Noch 1835 gab es nur einen einzigen Indigohändler im Wuppertal, obwohl das Färben mit diesem Material die wichtigste Farbe nach Türkischrot darstellte. „Der zweite pflanzliche Farbstoff von überragender Bedeutung für die Wuppertaler Industrie war der Indigo. Als natürlicher, lichtechter blauer Farbstoff wurde er in Wuppertal seit dem Ende des 18 Jahrhunderts benutzt, während der vorher gebrauchte Waid fast nur noch als Gärungsbeistand diente. Indigo führte man aus Indien, Indonesien (Java) und Haiti ein. Auch dieser natürliche Farbstoff wurde gegen Ende des Jahrhunderts durch einen entsprechenden synthetischen vom Markt verdrängt.“

Dazu passt auch, dass Friedrich von Eynern als Direktor der in Liquidation befindlichen Rheinisch-Westindischen Kompagnie fungierte und in dieser Funktion Kontakte in die Karibik pflegte.

Der 1838 geborene Sohn Friederichs, Ernst, übernahm die Indigo-Handlung des Vaters, stellte den Geschäftsbetrieb allerdings 1897 ein, weil er wohl aufgrund seiner geschäftlichen Verbindungen darauf gefasst war, dass es bald zu einem Boom der künstlichen Färbemittel kommen würde. Er blieb durch einen Posten im Aufsichtsrat bei Bayer & Co. ab 1903 aber im Färbergeschäft und war maßgeblich an der Gründung einer Vororganisation der IG Farben beteiligt. 1906 starb er in Barmen, obwohl er nach dem Ende seiner Geschäftstätigkeit eigentlich in Berlin bzw. in Königswinter wohnte.

Eine der Fabriken, die sich der modernen Form der Färberei widmeten, war die Firma Dungs & Com., die sich zunächst direkt an der Wupper, an der Rosenau 13a befand. Sie wurde 1903 gegründet und zeichnete sich durch moderne Technik aus. Am 1. Mai 1903 hatte Richard Dungs diese Färberei gegründet. Es wurden vorwiegend Baumwollgarne und Kunstseide gefärbt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Räumlichkeiten zu klein und Dungs entschloss sich zu einem größeren Neubau, der 1923/24 nebenan, mit der Adresse Stennert 6-10, entstand. Nach Eintritt eines stillen Gesellschafters erhielt der Name Richard Dungs den Zusatz „& Com“.

Mit seinen Putz- und Backsteinfassaden, Pfeilern, Segmentbögen und den aufgesetzten gläsernen Dachelementen („Englische Laterne“) über der Halle gibt das Gebäude der Färberei ein historisches Zeugnis von den Arbeits- und Produktionsstätten im Barmen der 20er Jahre. Es hatte eine neu-klassizistische Form. Über einem verputzten Sockel gliedern einfache Lisenen den Baukörper in vier und fünf Fensterachsen, zwischen denen quadratische Fenster den strengen Eindruck der Architektur unterstreichen. Ein umlaufender Architrav mit Attika bildet den deutlich hervorgehobenen oberen Abschluss der Fassade unter dem Mansarddach.

Im Keller befanden sich Farblager und Brunnen. Im Parterre waren Verwaltung und Labor untergebracht. Das Privatbüro von Richard Dungs war mit Seidentapete und feinen Umrahmungsleisten aus Eichenholz ausgestattet. In der 1. Etage wurden die Garne getrocknet (Trockenzeit zunächst 12 Stunden, nach Einbau von Trockenmaschinen ab 1935 nur noch 1 Stunde). Die 2. Etage war Kühlraum, in dem die gefärbten Garne abgekühlt und die Farben da-mit „fixiert“ wurden. Die 3. Etage enthielt den Wassertank.

In der hellen und gut durchlüfteten Färbehalle stehen große, mit Kupfer ausgeschlagene „Barken“ für das Färben. In zwei Nebengebäuden zur Berliner Straße (Nr. 6 + 8) befan-den sich Dampfmaschine und Kesselanlagen, Chemikalienlager, Garagen und Sozialräume für die Belegschaft. Es wurden nun reine Seide, Kunstseide, Wolle und Baumwolle von 15 – 20 Färbern und 3 Färbermeistern gefärbt, 48 Stunden an fünf Tage in der Woche bei einer 1/2 stündigen Mittagspause. Wichtige Kunden von „Dungs & Com“ waren RIRI (Reißverschlüsse) und Vorwerk & Co (Teppiche).

Für die Garntransporte stand ein Citrone-Lieferwagen zur Verfügung. Für Geschäftsreisen nimmt Richard Dungs lieber die Kutsche, deren Pferde silberbeschlagenes Geschirr trugen.

Dort begann Otto Schmitz 1914 seine kaufmännische Lehre. Er erhielt 1928 zum 25jährigen Geschäftsjubiläum die Prokura. Nach dem plötzlichen Tod Dungs 1931 ging die Firma in Konkurs. Otto Schmitz übernahm für 1400 RM Belegschaft, Kunden und Inventar und ließ den Betrieb unter seinem Namen in das Handelsregister eintragen. Es wird investiert, 1935/36 wird eine Entnebelungsanlage installiert, die die gesundheitsgefährdenden Dunstschwaden in der Färbehalle mindert, eine leistungsstärkere Färbemaschine angeschafft, 1938 wurden die Gebäude gekauft. „O. Schmitz, Barmen-Rittershausen, Färberei für Seide, Kunstseide und Baumwolle“, wie es heute noch an der Südfassade als Inschrift in Stuckbuchstaben zu lesen ist.

Die Färberei übersteht relativ ohne größere Gebäudeschäden den Bombenkrieg. 1944 war Alma Offermann Teilhaberin geworden. Auch sie war als 1927 als kaufmännische Angestellte in die Firma eingetreten, hatte in Abendkursen die Textil-Ingenieurschule besucht und 1942 Prokura erhalten.

Nach 1948 war für die Textilbranche Hochkonjunktur, es musste alles auf neue moderne Maschinen und Apparate umgestellt werden. Es wird gut verdient. Doch schon bald kam der Abstieg. Das Aus für die Färberei kam 1962, weil die Stadt Wuppertal das Grundstück Stennert 6-10 zum Ausbau der Berliner Straße (B 7) brauchte. Ein Weiterbetrieb war danach kaum mehr möglich. Es sollte ein neuer Betrieb in Langerfeld aufgebaut werden, was jedoch nicht zustande kam

Otto Schmitz und Alma Offermann vereinbarten schließlich einen Leibrentenvertrag mit der Stadt. Die Färberei wurde stillgelegt, das Inventar u.a. an Vorwerk & Co verkauft. Am 1.3.1979 ist Otto Schmitz gestorben.

Das Gebäude ist in städtischem Besitz und wurde im Januar 1987 in die Liste der Baudenkmäler eingetragen. Im November fasste der Rat der Stadt den Grundsatzbeschluss für die Nutzung des Fabrikgebäudes als Kommunikationszentrum für behinderte und nichtbehinderte Menschen unter der Trägerschaft des Vereins „Kommunikationszentrum für behinderte und nichtbehinderte Menschen e.V.“ Von September 1992 bis August 1994 wurde das alte Produktionsgebäude unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und der Bedürfnisse behinderter Menschen umgebaut.

In der Färberstraße befanden sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Färbereien, die im Verlagssystem organisiert waren. Dabei handelte es sich um kleinere Betriebe, in denen der Inhaber alleine arbeitete, ggf. mit einem Lehrling oder Arbeiter. Ein Großteil der Färbereien im Wuppertal war für das Türkischrot bekannt, mit dem Textilien produziert wurden, die vom Wuppertal aus bis nach Russland, Amerika, die Levante (Ostküste des Mittelmeers) und Indien verkauft wurden. Daneben gab es Färbereien, die für die heimische Textilbranche färbten. Bei diesen handelte es sich oftmals um die Soloselbständigen, wie sie in der Färberstraße arbeiteten.

Im Zuge der Revolution von 1848 kam es zur Gründung der Färbergesellen-Innung, einer Organisation, die sich für die Rechte der Arbeiter in Färbereien einsetzte. Der Name „Innung“ darf dabei nicht missverstanden werden. Es ging in dieser Organisation vor allem darum mit den Arbeitgebern über bessere Bedingungen in der Arbeitswelt zu verhandeln. In dem Gründungsdokument kann man u.a. lesen, dass die Färbergesellen von ihren Meistern „eine menschliche und anständige Behandlung“ wünschten. Sie wollten „weder mit Flüchen noch mit Schimpfworten angeredet“ werden.

Die Verhandlungen über die Forderungen der Färbergesellen verliefen für diese zunächst gut. Für die Jahre 1848/49 konnten sie einen guten Lohn herausholen. Was sie allerdings nicht im Blick hatten, war die Teuerungsrate der Lebenshaltungskosten, die sich bis 1855 negativ auf die Löhne auswirkte. So kam es 1855 und auch 1857 zu einem der ersten Streiks der deutschen Geschichte. Beide Streiks wurden allerdings durch den Einsatz der Polizeikräfte innerhalb eines Tages beendet und führten nicht zu der erhofften Lohnerhöhung.

In der Innung und an den Streiks waren allerdings vor allem Elberfelder und Unterbarmer Färber beteiligt, da die Oberbarmer Färber als Selbstständige nicht streiken konnten, sondern von ihren Verlegern abhängig waren. Diese zahlten keinen Lohn, sondern kauften den Färbern die Ware ab. Wer also nicht arbeitete, konnte nichts verdienen. Preissteigerungen waren zwar im Einzelnen durch geschickte Verhandlung möglich, aber die Verleger saßen dennoch am längeren Hebel, da sie diejenigen waren, die über Marktpreise Bescheid wussten.

Färbereien gibt es im Wuppertal seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert, an Größe und Bedeutung gewannen sie allerdings erst im Laufe des 18. Jahrhunderts – vor allem durch das Türkischrotfärben. Der Legende nach kam das Wissen darüber 1785 direkt aus der Türkei, in Wahrheit war es aber wohl etwa zur selben Zeit aus Frankreich importiert worden, denn Grundlage für das Färben war der aus Frankreich stammende Krapp, ein Farbholz, ähnlich des Färberwaid. Da das Ölen der Baumwolle nur durch die Verwendung einer Emulsion von Öl und Kuhdung möglich war, verfügte jede Färberei in der Regel auch über einen Kuhstall.

1816 gab es in Barmen 50 Färbereien, in denen 112 Arbeiter angestellt waren, in Elberfeld waren es nur 37 mit aber über 230 Arbeitern. In dieser Diskrepanz zwischen Anzahl und Arbeitern zeigt sich die relativ kleine Betriebsgröße der Barmer Färbereien. 1861 hatte sich die Zahl der in den Färbereien arbeitenden Menschen auf 2100 gesteigert. Doch das Verhältnis blieb etwa gleich: Barmen hatte mehr Färbereien, aber weniger Arbeiter in diesen. Elberfeld hatte weniger Betriebe, aber dafür mehr Beschäftigte. So gab es in Barmen 17 Türkischrotfärbereien, in denen etwa 500 Leute arbeiteten, in Elberfeld nur sieben solcher Betriebe, dafür mit über 600 Angestellten.

In der Kemnastraße in Barmen, heute Langobardenstraße, befand sich die Firma „Karthaus & Otto“, eine Färberei, in der Freidrich Weskott seine Ausbildung machte. Als Johann Friedrich Weskott am 10. Oktober 1821 geboren wurde, war die traditionsreiche Familie nicht nur gewachsen, sondern auch übers Tal verstreut wohnend. Die Suche nach gutem Bleichereigelände spielte dabei eine Rolle, Heckinghausen und die Oehde hießen die Standorte. Friedrich Weskott ging in Langerfeld zur Schule und erlernte nach seiner 1837 erfolgten Konfirmation im Betrieb von Karthaus & Otto in Barmen das Färberhandwerk. Nach dem Abschluß seiner Ausbildung mietete ihm sein Vater ein Wohnhaus mit Fabrikräumen in der Spiekerstraße in Heckinghausen, das er nach seiner Hochzeit mit Jugendfreundin Karoline Lüttringhaus bezog. Als 1849 die bekannten Mai-Unruhen in Elberfeld ausbrachen, zog Friedrich Weskott mit der Barmer Bürgerkompanie aus, die ein Übergreifen der Unruhen nach Barmen verhindern sollte. Später kaufte Weskott in Rittershausen (heute Oberbarmen) das Grundstück Berliner Straße 110 mit einem kleinen bergischen Häuschen und anstoßenden Fabrikräumen. Dieses Gelände lag in unmittelbarer Nähe seines alten Ausbildungsplatzes. Seine Färberei bürgte für Qualität. Deshalb verpflichtete ihn die Wupperfelder Firma Barthels-Feldhoff, ausschließlich für sie zu färben.

In den 1850er Jahren hatte sich eine Freundschaft zwischen Friedrich Weskott und Friedrich Bayer entwickelt, der in Heckinghausen eine Farbenhandlung betrieb. Die beiden trafen sich nach Feierabend in der Gaststätte „Zur Pfalz“ (Pfälzer Steg) und schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Farbenfabrik. Es ging um den Ersatz für Naturfarbstoffe, zum Beispiel durch Teerfarbstoffe. Auf den Kochherden der Familien Bayer und Weskott wurden erste Versuche unternommen, deren Ergebnisse in der Weskott´schen Färberei auf ihre Brauchbarkeit überprüft wurden. 1862 wurde mit der Herstellung der ersten Anilinfarben begonnen. Fabrikationstage fanden einmal wöchentlich abwechselnd in den Küchen beider Familien statt. Dann mußte natürlich die Küche für die Essenherstellung kalt bleiben … Für die Herstellung der Farben wurden große Mengen Eiweiß benötigt. Am 7. August 1863 wurden die Farbenfabriken Friedrich Bayer & Co. im Handelsregister eingetragen. Zunächst blieb die Produktion auf dem Gelände Berliner Straße 110, während Lager und Kontor auf dem Bayer-Grundstück unweit der Alten Heckinghauser Wupperbrücke waren. Die Produktion entwickelte sich so schnell, so daß Ende 1863 bereits 12 Arbeiter tätig waren. 1867 wurden 50 Arbeiter gezählt. Eine Fuchsinfabrik entstand in Heckinghausen. Während Friedrich Bayer den kaufmännischen Teil der Leitung übernommen hatte, lag die technische Führung in der Hand von Friedrich Weskott.

Aufsehen erregte in Heckinghausen das Leckwerden eines Kessels, wodurch giftige Abwässer die Brunnen der Nachbargrundstücke verseuchten. Schadenersatzprozesse kamen auf die Firma zu und Bayer konnte sich nur noch in Begleitung seines Freundes Weskott auf der Straße blicken lassen. Nach verlorenen Prozessen erwarben die Beiden 1866 das erste Gelände an der Vogelsaue in Elberfeld, wohin im Laufe der Jahre der größte Teil des wachsenden Betriebes verlegt wurde. Beide waren Self-made-men, die ohne Studium eine Firma aufbauten. Erst in der zweiten Genereation, etwa mit dem Heckinghauser Carl Duisberg, kam das Studium theoretischer Grundlagen in die Firma.

Während einer Cholera-Epidemie zogt Friedrich Weskott mit seiner Familie in die Villa Foresta. Das Wohnhaus in der Berliner Straße 110 wurde durch einen dreistöckigen Neubau ersetzt. Die Färberei blieb am Ort. Mehrere Jahre war Weskott Direktor des Rittershauser Schießvereins, der sein Domizil an der oberen Werle´straße hatte. Bayer und Weskott waren Mäzene des Dichters Emil Rittershaus. Eine Rezession traf die Firma Bayer in den 1870er Jahren, wie viele andere Unternehmen auch. Friedrich Weskott erlitt ein Lungenleiden, an dem er schließlich am 4. Oktober 1876 starb. Bayer wurde 1881 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ohne Friedrich Weskott ist jede Bayer-Story unvollständig.

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