Das Schulgebäude in der Matthäusstraße

Das Schulgebäude war 1955 das erste neu errichtet in Wuppertal. Der Bau war zunächst als Volksschule erbaut worden, um den vielen neu zugezogenen Menschen in Wichlinghausen eine Schule zu bieten. Bedingt dadurch, dass Wichlinghausen anders als die Talsohle von größeren Treffern relativ verschont geblieben war, sowie den Zuzug der Vertriebenen, kam es in Wichlinghausen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer sehr starken Bevölkerungsentwicklung. So stiegen etwa die Zahlen der lutherischen Kirchengemeinde Wichlinghausen von den 1930er Jahren bis 1945 um 7000 Menschen an. Auch ganz persönlich war die Schule mit der Gemeinde verbunden, denn die Schülerlisten zeigen, dass die Kinder der Pfarrer hier zur Schule gingen, aber auch meine Mutter und mein Onkel. Auch in der Nachkriegszeit kamen zahlreiche Menschen hinzu. So manche bauliche Veränderung bis in die 1970er Jahre hinein ist diesem Zuzug geschuldet. 

Von den vielen ästhetischen Verbrechen, die dem Bild des Stadtteils nicht gut getan haben, hebt sich die Hauptschule Wichlinghausen angenehm ab. Sie ist ein klassischer Bau der 1950er Jahre, einer Epoche, die vom Denkmalschutz seit einigen Jahren neu entdeckt wird. 

Das Treppenhaus des Gebäudes ist ein typisches Merkmal dieser Zeit. Die 50er Jahre waren in der Architektur geprägt durch eine Auseinandersetzung mit alten Formen und dem Entwickeln neuer Strukturen. Aus dieser Auseinandersetzung entstanden architektonische Synthesen, die sich in der Hauptschule Wichlinghausen zeigen. Das Gebäude ist eben kein typischer Zweckbau, sondern als Ensemble künstlerisch aufgearbeitet worden. Namhafte Künstler wurden für die Innenausstattung und die Gestaltung des Schulhofes gewonnen. So stammt etwa die Figur Igel mit Schlange, die im Laufe der Zeit durch Metalldiebe entwendet wurde, von dem 1954 mit dem Eduard von der Heydt-Preis ausgezeichneten Künstler Fritz Bernuth. Sie befand sich auf einem roten Sockel aus Sandstein. Dieser ist noch immer vorhanden. Zu seinen Füßen befindet sich eine Mulde mit einem Mosaik mit Fischmotiven, das von dem Wuppertaler Gartenarchitekten Helmut Pfeil geschaffen wurde. Das Motiv des Wassers zeigt sich zudem durch das Gebäude der Schule. Zwei Brunnen zeugen davon. So befinden sich im Haupthaus des Gebäudes zwei von dem Künstlerehepaar Ingeborg und Bruno Asshoff geschaffene Keramikbrunnen. Ein etwa 1 Meter hoher Standbrunnen ziert die rechte Seite des Eingangsbereichs. Auf der ersten Etage hängt eine kleiner Wandbrunnen an der rechten Wand. Die Brunnen wurden 1968 trocken gelegt, da sich zeigte, dass die Kinder sie missbrauchen konnten. Dennoch sind sie ein architektonisches Symbol für eine Zuversicht, die sich in den 1950ern Bahn brach. Auch die Wandmalereien mit Tiermotiven im Erdgeschoss und der ersten Etagen. 

Auch außerhalb des Gebäudes schmückt ein Zodiak mit seinen Tierkreiszeichen die Wand des Gebäudes. Es handelt sich um eine ehemalige Sonnenuhr, deren Zeiger allerdings fehlt. In all dem Beschrieben zeigt sich die Verspieltheit und Zukunftshoffnung, die mit den 50er Jahren einherging. 

Das Gebäude steht (noch nicht) unter Denkmalschutz, ist aber in meinen Augen absolut erhaltenswürdig. Ein Abriss würde den Stadtteil um eines der wenigen schönen Gebäude aus den 1950er Jahren berauben, von denen Wichlinghausen recht wenig besitzt. Daher ist der Erhalt und eine dringende Sanierung des Gebäudes dringend geboten. Wer in diesem Jahr Landtag und Bundestag in diesem Gebäude wählen geht, sollte die Gelegenheit nutzen und einen genauen Blick auf diese öffentliche Kunst im Schulgebäude werfen. Wie lange sie noch zu sehen ist, steht in den Sternen. 

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