Eine saubere Sache – Berliner Platz bekommt neue Toilette

Wer regelmäßig durch Oberbarmen spaziert, kennt die kleine Toilettenanlage auf dem Berliner Platz. Viele Jahre stand sie dort unscheinbar an der Ostseite des Berliner Plazes, immer ein wenig übersehen, aber für manche unverzichtbar. Seit dem Frühjahr ist sie geschlossen – wegen defekter Technik. Ab November nun wird sie umfassend saniert. 125.000 Euro investiert die Stadt in die Modernisierung, und das ist gut so.

Denn wer ehrlich ist, weiß: Öffentliche Toiletten gehören zu den stillen Grundpfeilern einer Stadt. Sie sind selten schön, aber sie machen das Leben leichter – gerade dort, wo Menschen unterwegs sind, sich aufhalten, warten oder einfach nur die Stadt erleben wollen. In Wuppertal gibt es davon nicht viele. Umso bemerkenswerter ist, dass Oberbarmen gleich zwei Standorte hat: am Berliner Platz und am Wichlinghauser Markt. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Ich habe selbst einmal im Vereinsmagazin NordparkEcho über die Geschichte des Wichlinghauser Pissoirs geschrieben. Und je tiefer man in die Archive schaut, desto klarer wird: Diese kleinen Orte erzählen viel über den Wandel einer Stadt. Früher waren sie Symbol moderner Hygiene, später galten sie als Schandfleck. Heute, im Zeitalter der Stadtentwicklung, werden sie wieder als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge entdeckt – als Zeichen einer Stadt, die auch an die ganz einfachen Bedürfnisse ihrer Bürger denkt.

Dass die Anlage auf dem Berliner Platz nun aus Betonfertigteilen neu gebaut und barrierefrei gestaltet wird, ist also mehr als eine technische Notwendigkeit. Es ist ein Stück Stadtkultur. Ein Ort, der benutzt werden darf – und soll. Kein Museum, keine Hochglanzfassade, sondern ein funktionierendes Stück Alltag.

Natürlich kann man fragen, ob so eine Toilette den Platz tatsächlich „aufwertet“. Wer Aufwertung mit schicken Fassaden, Wandmalereien oder Stadtmöblierung verbindet, wird hier vielleicht die Stirn runzeln. Doch Lebensqualität zeigt sich nicht nur in der Ästhetik, sondern in der Nutzbarkeit. Eine saubere Toilette ist, so unspektakulär das klingt, ein Zeichen von Respekt gegenüber den Menschen, die hier wohnen, arbeiten oder warten.

Bleibt das alte Thema: Vandalismus. Jede öffentliche Anlage ist dafür anfällig, auch in Wuppertal. Doch die Erfahrung zeigt: Wenn regelmäßig gereinigt und die Technik gewartet wird, bleiben die Schäden überschaubar. Auf dem Berliner Platz steht schließlich auch ein kleines Spielhaus, das trotz unzähliger Kinderhände weitgehend heil geblieben ist. Und selbst wenn einmal ein Spruch an der Wand steht – wer weiß? Vielleicht steckt dahinter ja ein Stück Toilettenpoesie. Es gibt schließlich Literaturwissenschaftler, die sich genau damit befassen.

So gesehen könnte die neue Anlage am Berliner Platz nicht nur praktisch, sondern auch ein bisschen poetisch werden. Vielleicht mit einem Augenzwinkern, vielleicht mit einem stillen Charme, wie ihn nur Orte haben, die sich selbst nicht wichtig nehmen. Und wenn man von dort aus wieder auf den Bus wartet, die Wupper entlangschaut oder einfach durchatmet, merkt man vielleicht: Manchmal beginnt Lebensqualität genau dort, wo man sie am wenigsten vermutet – bei einer sauberen Toilette mitten in Oberbarmen.

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