Heiko Schnickmann

Heiko Schnickmann (geb. 1983 in Wuppertal) ist ein deutscher Historiker, Publizist, Sprachlehrer und Stadthistoriker. Bekannt wurde er durch seine Arbeiten zur Geschichte Wuppertals, seine engagierte Bildungsarbeit im Bereich Migration und Integration sowie durch seine Fähigkeit, aus scheinbar beiläufigen Orten wie Pissoirs historische Denkmäler zu machen.

Heiko Schnickmann als Dr. Samuel Collenbusch bei einer Führung durch Wichlinghausen

Leben

Heiko Schnickmann wurde 1983 in Wuppertal geboren. Er hat eine jüngere Schwester und stammt aus einer Familie, die von gelebtem Alltag und leiser Stärke geprägt ist: Seine Mutter Dorothee war Buchhalterin, sein Vater Wolfgang wuchs als Heimkind auf, war Analphabet und arbeitete als Müllmann. Schnickmann selbst bezeichnet diese Herkunft gerne als Schule fürs Leben – und als Grund dafür, warum er manche Dinge doppelt genau nimmt – und andere für großen Quatsch.

Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften an der Universität Wuppertal (1. Staatsexamen 2010, Note 1,9) und einem Fernstudium in Umweltwissenschaften an der FernUniversität Hagen arbeitete Schnickmann freiberuflich in verschiedenen Bildungs- und Kulturkontexten. Seit 2012 ist er Öffentlichkeitsreferent der Kirchengemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck, seit 2016 auch für deren Erwachsenenbildung verantwortlich.

Er ist verheiratet mit einer Frau aus Kinshasa, Demokratische Republik Kongo, und Vater eines Sohnes (Heinrich, geb. 2021), mit dem er bevorzugt LEGO-Monster baut und die Welt neu erfindet.

Wirken

Schnickmann ist Mitglied des Vorstands im Bergischen Geschichtsverein, Abt. Wuppertal, unterrichtet seit vielen Jahren an der VHS Wuppertal Geschichte, Politik und Umwelt und ist Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache. Er gilt als wandelndes Stadtarchiv für die Bezirke rund um Oberbarmen und hat mit Artikeln über Mietfabriken, Kolonialverflechtungen oder Harmonien und Pissoirs regelmäßig für Aufmerksamkeit in den Bergischen Blättern, wunderbarmen oder dem Nordparkecho gesorgt.

Seine Vorträge und Artikel sind wissenschaftlich fundiert, unterhaltsam und gelegentlich mit einem Augenzwinkern versehen – ebenso wie seine Haltung zu bürokratischen Großprojekten wie der E-Bilanz, der Steuererklärung oder dem Deutschen Rentensystem.

Engagement

In Integrations- und Berufssprachkursen setzt sich Schnickmann nicht nur für Sprachvermittlung, sondern auch für faire Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte ein. Er verbindet politische Klarheit mit pädagogischem Humor und spricht regelmäßig über soziale Gerechtigkeit, das deutsche Rentensystem und die Absurditäten steuerlicher Formulare – letzteres vorzugsweise mit offenem Fenster und Dr. Pepper oder Mountain Dew.

Kontroverse um E-Scooter in Wuppertal

Im Frühjahr 2025 geriet Schnickmann in eine öffentliche Debatte über die Nutzung von E-Scootern in Wuppertal. In einem Leserbrief in der Wuppertaler Rundschau äußerte er sich kritisch gegenüber der Erwartungshaltung an die Stadtverwaltung und plädierte für mehr Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger beim Umgang mit falsch abgestellten Scootern. Er schrieb: „Steht ein Roller im Weg? Schieb ihn beiseite. Liegt ein Roller auf der Straße? Heb ihn auf und geh weiter. Wer Zeit hat, ein Foto zu machen und sich in einem Leserbrief zu empören oder eine Petition gegen Roller zu starten, schafft das auch. Oder halt nicht. Und dann lebt man damit.“

Diese Aussagen stießen auf Kritik. In einem weiteren Leserbrief wurde seine Haltung als „wirklichkeitsfremd und nicht akzeptabel“ bezeichnet, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen, denen sich mobilitätseingeschränkte Personen gegenübersehen.

Trivia

  • Hat mindestens einmal gesagt: „Das mit der Umsatzsteuer kriege ich jetzt wirklich hin.“
  • Nutzt InDesign so selbstverständlich wie andere Menschen einen Kugelschreiber.
  • Sammelt historische Fundstücke mit dem Eifer eines Archivars und der Neugier eines Kindes.
  • Hält Klemmbausteine für ein pädagogisch unterschätztes Medium.

Literatur (Auswahl)

Monographien

  • Die Theorie der Monogenese bei Pidgin- und Kreolsprachen, München 2007.
  • Der Hund im Hoch- und Spätmittelalter, München 2012.
  • Vom sächsischen Hof zur Textilhochburg. Eine Geschichte Wichlinghausens, Remscheid 2015.
  • Im Wupperthal vor Wuppertal, Wuppertal 2019.
  • Wuppertal. Eine Globalgeschichte, Wuppertal 2023.

Artikel & Essays (Auswahl)

  • „Dogs and the Sea“, in: Cook’s Log 3/33, 2010, S. 3–7.
  • „Bligh’s Mistake (Pigs in Tahiti)“, in: Cook’s Log 4/35, 2012, S. 24–25.
  • „Hunde, Schweine und Pferde – Tiere als Mittel des Interkulturellen im Umfeld der Cook‘schen Reisen“, in: Georg-Forster-Studien XIX, 2014, S. 175–189.
  • „Pferde“, in: Hiery, Hermann (Hg.): Lexikon zur Überseegeschichte, Stuttgart 2015, S. 639–640.
  • „Maultier“, in: Hiery, Hermann (Hg.): Lexikon zur Überseegeschichte, Stuttgart 2015, S. 526–527.
  • „Hafer, Würze und Schweine im Wald“, in: Nordparkecho 4/2015, S. 29–30.
  • „Von Ungeheuern und fremden Wesen – Tierbeschreibungen in den Reiseberichten der Frühen Neuzeit“, in: Georg-Forster-Studien XX, 2015, S. 129–143.
  • „Das Pferd und die amerikanischen Ureinwohner – romantische Ideen und kulturelle Übersetzung“, in: Frank Jacob (Hg.): Pferde in der Geschichte. Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische Inspiration, Darmstadt 2016, S. 140–160.
  • „Waffe, Ungeheuer und Mythos – Die Pferde der Conquistadoren“, in: Frank Jacob (Hg.): Pferde in der Geschichte. Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische Inspiration, Darmstadt 2016, S. 161–181.
  • „Von Köttern, Jägern und Statussymbolen. Zur sozialen Funktion des Hundes im Mittelalter“, in: Nicole Burzan/Ronald Hitzler (Hgg.): Auf den Hund gekommen. Interdisziplinäre Annäherung an ein Verhältnis, Wiesbaden 2017, S. 47–61.
  • „Fließende Grenzen zwischen Rheinland und Westfalen“, in: Westdeutsche Zeitung, General-Anzeiger vom 27. Februar 2017, S. 16.
  • „Vereinsgeschichten“, in: Antonia Dinnebier (Hrsg.): Waldparkanlage Nordpark, Wuppertal 2018, S. 6–25.
  • „Die Kunst besteht darin, daß der Regent […] sein Volk mit […] Regentenkünsten verschone“ – Wirtschaftspolitik und Mentalität im Bergischen Land des späten 18. Jahrhunderts, in: Georg-Forster-Studien XXII, 2019, S. 71–86.
  • „Barmer Straßennamen erzählen Geschichte(n). Von vergangenen Höfen, wilden Tieren und alten Familien“, in: wunderbarmen 1/2020, S. 12–14.
  • „Auf der Suche nach dem Harmoniumsviertel“, in: Nordparkecho 2/2022, S. 26–27.
  • „Aus den Memoiren von Pfarrer Nell“, in: Nächstebreck 2023.
  • „Was verbindet afrikanische Staaten mit Russland?“, in: LoNam 3/18. Jg., S. 20–21.
  • „Mit der Schwebebahn ins Freibad?“, in: wunderbarmen 2/2024, S. 4–8.

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