Nur wer in einer liberalen Blase der Ostküste und der europäischen Metropolen wohnt, war über die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten verwundert. Spätestens in dem Moment, in dem Hillary Clinton am 4. Juli 2016 in Washington bei Hitze zusammenbrach und auf ihre Mitarbeiter gestützt abgeholt wurde, war mir klar, dass sie als Kandidatin durch war. Sie hatte in den Augen vieler nicht nur das Manko eine Frau zu sein, sie war auch noch alt und ab diesem Zeitpunkt auch noch schwach. Als Oberbefehlshaber keine guten Aussichten. Dass sie zudem die schlechteste Wahl der demokratischen Partei darstellte, weil Hillary sich als First Lady schon unbeliebt gemacht hatte, als sie von ihrem Mann eine Gesundheitsreform durchsetzen sollte, hatten viele Amerikaner, die davon ausgehen, dass eine mit dieser Reform einhergehende Gesundheitsversicherung Sozialismus gleicht, nicht vergessen.
Auf der anderen Seite gilt sie außenpolitisch als Falke. Sie war sowohl für den Irakkrieg, der mittlerweile als absolutes Desaster gilt, was Donald Trump in seinem Wahlkampf immer wieder herausgestellt hatte, und als Außenminister nicht nur für das verantwortlich, was in Bengasi passiert war, sondern für die derzeitige Situation in Libyen allgemein. Dass sie zudem die Nominierung gekauft hat, während Trump klar als Sieger aus den republikanischen Vorwahlen hervor ging, zeigte, dass sie nicht davon ausging, in der eigenen Partei genug Stimmen auf sich vereinigen zu können. Durch den Rückzug von Bernie Sanders wechselten zudem viele seiner Anhänger zu Trump, den für diese war wichtig, dass eben kein etabliertes „Weiter so!“ in das Weiße Haus einzog, sondern etwas komplett Neues.
Trump war auf der anderen Seite unglaublich bekannt und vor allem seit 30 Jahren politisch auf der selben Linie. Immer wieder hatte er gesagt, dass die USA von anderen Ländern ausgenutzt würden, dass diese für ihren Schutz bezahlen sollten. Hinzu kam, dass er zwar wie ein vierjähriger sprach, wie eine Linguistin ausgewertet hatte, aber das für ihn gar kein Problem darstellte, denn für den Wahlkampf war eine einfache Sprache entscheidend. Inhaltlich war es popolistisch, was bei den Leuten außerhalb der Ost- und Westküste ankam. Durch seine Erfahrung im Unterhaltungsfernsehen, vor allem im Reality-TV war er für den Wahlkampf in Amerika bestens gerüstet. Die Wahlsendungen erinnerten von ihrer Aufmachung und dem Prozedere vielmehr an Big Borther oder den australischen Dschungel als an seriöse Politiknachrichten. Trump war in seinem Element, und unterhielt sein Publikum von Anfang an. Die Attacken auf die anderen republikansichen Kandidaten, die endgültige Zerlegung von Jepp Bush, war ein Fest der Fernsehunterhaltung in einem Land, in dem Zuschauer Dutzende von Sendung über vermeintlich echte Hausfrauen aus allen Orten des Landes ansehen, in denen sich vor allem herrlich gestritten wird. Die Tatsache, dass Trump als Milliardär versprach für die kleinen Leute einzutreten, mag in Zeiten, in denen Comic-Verfilmung zu Blockbustern werden, gar nicht so ungewöhnlich erscheinen.Trump als Präsidenten-Held, wie Tony Stark oder Bruce Wayne als Ironman und Batman? Warum nicht?
Vor allem aber waren es die Medien, die aufgrund ihrer narrativen Struktur es nicht lassen konnten, über Trump zu berichten. Er sagte dies, twitterte das, etc. Es war ein Fest für jeden PR-Stratgen. Der Name blieb haften und dann kam Hillary mit dem Slogan „Love Trumps Hate“ und sorgte dafür, dass der Name ihres Gegners nun auch von ihren Anhängern im Mund geführt wurde. Die letzten Wahlkampfspots im Fernsehen sind bezeichnent. Trump blieb dabei äußerst konventionell und sprach über das, was er machen wollte, Hillary aber zeigte einzig und alleine Trump, ließ ihn sprechen und kommentierte das alles nicht. Beide Spots waren daher Werbung für Trump.
Trump selber hatte von seinem Amtsvrogänger Obama übrigens gelernt, wie wichtig das Internet für einen Wahlerfolg sein konnte. Daher setzte er die gleichen Mittel ein, personalisierte die Wahlwerbung und nutze die Sozialen Netzwerke. Die Wahl war entschieden, Trump wurde der älteste Präsident, der jemals das Weiße Haus bewohnte, auch wenn er sich selber im Herzen wie ein 35jähriger fühlt.
Und nun ist wieder Wahlkampf. Dazu vielleicht ein paar Überlegungen aus der Vergangenheit. Seit dem zweiten Weltkrieg hatten die USA zwölf Präsidenten vor Trump. Truman regiert acht Jahre, Eisenhower regierte acht Jahre, Kennedy waren aus bekannten Gründen nur zwei Jahre im Weißen Haus vergönnt, aber sein Nachfolge Johnson machte die acht Jahre voll, Nixon blieb nur fünf Jahre im Amt, hatte aber dennoch zwei Wahlen gewonnen. Nixons Nachfolger Ford vervollständigte die acht Jahre. Ronald Reagan, Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama schafften alle vier Jahre. Nur zwei Präsidenten schafften dies nicht: Jimmy Carter und George Bush sen. Als amtierender Präsident wird man daher eher wieder- als abgewählt.
Davon abgesehen hat Trump erneut einen Bonus: Die Medien machen wieder den selben Fehler wie 2016. Sie berichten über alles, was er tut. Da twittert er, dass vier Abgeordnete nach Hause gehen sollten und alle schreien Rassismus. Wer den Tweet ließt sieht aber, dass er weiter geht: … sie sollen dort lernen und dann zurückkommen! Wer Trump unterstützt, sieht das und wird in seiner Meinung, die Medien verbreiten Halbwahrheiten, unterstützt. Die Wirtschaft brummt, Trumps Werte sind in Ordnung und Wahlkampf hat sich in den letzten vier Jahren in Amerika nicht groß verändert. Seit der Kandidatur von Sarah Palin weiß man, dass zahlreiche Amerikaner etwas gegen Intellektuelle habe, sonst wäre diese Frau nicht so weit gekommen. Diesen Bonus wird Trump spielen. Er spricht nicht wie die anderen, ist ein Kompliment, das man ihm 2016 machte. Daran wird er nichts ändern. Das Draufhauen auf seine Wähler und Anhänger wird dafür sorgen, dass diese noch mehr zusammenrücken.
Sollten die Demokraten sich daher nicht für Elisabeth Warren oder Bernie Sanders entscheiden, die beide übrigens nicht wesentlich jünger als Trump sind, bleibt The Donald im Weißen Haus. Keep America great!