Ich bin verheiratet. Meine Frau ist kongolesische Staatsbürgerin, ich bin deutscher Staatsbürger. Ich wohne in Wuppertal, meine Frau in Kinshasa. Obwohl wir verheiratet sind, darf meine Frau (noch) nicht bei mir in Deutschland sein. Der Grund ist das deutsche Aufenthaltsgesetz, genauer § 28. Darin wird der Nachzug von ausländischen Ehegatten zu Deutschen geregelt. Ursprünglich stand da wohl einmal drin, was jeder erwartet, nämlich, dass meine Frau bei mir sein darf, nachdem die Hochzeit anerkannt wurde. Allein die Anerkennung kann bei kongolesischen Akten schon mal ein paar Monate dauern, was zu einer Verzögerung führt, aber irgendwann wurde das Gesetz geändert, vielleicht, weil es genug deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund gab, die Ehepartner aus den Ländern hatten, aus denen sie oder ihre Eltern einmal kamen, was sich zum Nachteil für die Ehepartner, deren Integration oder wen auch immer auswirkte. (Das Innenministerium erzählte irgendetwas von nationaler Sicherheit, als ich da nachfragte)
„Gedanken zum Familiennachzug laut AufentG §§ 28 und 30“ weiterlesenSchnickmanns Blick aufs Wupperthal vor Wuppertal
Heute in der Westdeutschen Zeitung Wuppertal vom 5. Juli 2019
Wuppertal hat gerade seinen 90. Geburtstag gefeiert. Doch was war eigentlich vor jener Stadtgründung 1929, der jetzt gedacht wurde? Historiker Heiko Schnickmann hat sich in diversen Essays mit der Vorgeschichte unserer Stadt befasst. Gesammelt sind sie jetzt unter dem Titel „Im Wupperthal vor Wuppertal“ in der Edition Köndgen veröffentlicht worden. Im Kontor 91 stellte der Autor jetzt sein Werk vor…
https://www.wz.de/nrw/wuppertal/schnickmanns-blick-aufs-wupperthal-vor-wuppertal_aid-40040373
Zwischen Rheinland und Westfalen
Wuppertal, so soll es in einem Bonmot Johannes Raus lauten, sei der Bindestrich zwischen Rheinland und Westfalen. Mag er das auf die eigene Mentalität seiner Heimatstadt bezogen haben, so lag er auch grenzpolitisch richtig. Denn Wuppertal ist und war Grenzgebiet – umstrittenes Grenzgebiet sogar.
„Zwischen Rheinland und Westfalen“ weiterlesenDer Adoptianismus des 8. Jahrhunderts – Muslimische Wurzel einer christlichen Glaubensbewegung?
In diesem Essay werde ich insgesamt drei Themen behandeln. Zum einen werde ich Ihnen einen kurzen Einblick geben in die Synode in Frankfurt von 794, die im Grunde zwei Streitpunkte besaß, von denen der erste und am schnellsten abgehandelte der nach dem Adoptianismus war. Was mich in einem zweiten Schritt dazu führen wird, Ihnen eben diesen weiter vorzustellen. In einem letzten Schritt werde ich probieren, Ihnen darzulegen, dass sich diese Art des christlichen Glaubens nur im Spanien des 8. Jahrhunderts entwickeln konnte, weil, wie ich glaube, islamische Spuren hier zu finden sind, etwas das bisher nicht beachtet wurde.
„Der Adoptianismus des 8. Jahrhunderts – Muslimische Wurzel einer christlichen Glaubensbewegung?“ weiterlesenApologie des Positivismus
Spätestens mit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Frage nach der Theoriebedürftigkeit der Geschichte gestellt1. Golo Mann trat entschieden gegen dieses Bedürfnis ein und fasste seine Überzeugung in dem Satz zusammen, dass „die Historie eine Kunst sei, die auf Kenntnissen“ beruhe2. Natürlich darf man sich die Frage stellen, von welchen Kenntnissen Mann sprach, woher diese kommen und schließlich, was mit ihnen erreicht werden soll.
„Apologie des Positivismus“ weiterlesenZwei Gelehrte des Mittelalters
Isidors von Sevilla Etymologiae – Die Wikipedia des Mittelalters
Wer heute etwas nachschauen will, der sucht in der Wikipedia und wird dort in den meisten Fällen fündig. Wer im Mittelalter etwas nachschlagen wollte, musste sich durch die Etymologiae, ein Werk des frühmittelalterlichen Bischofs Isidor von Sevilla arbeiten, der sich in der Zeit der Völkerwanderung daran gemacht hatte, das antike Wissen vor dem Vergessen zu retten.
„Zwei Gelehrte des Mittelalters“ weiterlesenSchule im Mittelalter
„Non scholae sed vitae discimus“
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lerne man, wussten die alten Römer. Diese Erkenntnis blieb auch im Mittelalter erhalten – auch wenn sich das Schulwesen innerhalb seiner 1000 Jahre oftmals veränderte. Eines aber ist klar: Die mittelalterliche Schule war kein Ort ausschließlich für Adel, Männer oder zukünftige Kleriker.
„Schule im Mittelalter“ weiterlesenÜber das Anthropozän
Der Gegensatz zwischen Kultur und Natur ist von der Idee durchdrungen, dass einer dieser Begriffe gegenüber dem anderen überlegen sei. Dabei werden dem Begriff der Kultur Partner wie Zivilisation oder Vernunft an die Seite gestellt. Der Begriff der Natur hingegen erhält andere Mitspieler. Dazu zählen Wildheit oder Tier. Im Kontext dieser Begriffe wird vor allem von europäischer Seite aus die Kultur der Natur vorgezogen.
„Über das Anthropozän“ weiterlesenVon Rittershausen nach Oberbarmen, oder: Wie Namen sich wandeln
Wie beginnt man einen solchen Essay? Der klassisch-konventionelle Einstieg wäre es, mit einem Zitat zu beginnen. Dafür muss man aber wissen, was man eigentlich genau sagen will, um dann mit einem treffenden Zitat einen guten und eloquenten Einstieg zu finden. Die Tatsache, dass ich aber eben nicht mit einem solchen Zitat beginne, sondern mit Ihnen zusammen danach frage, wie man einen solchen Vortrag anfängt, um die Frage dann damit zu kontern, man müsse wissen, was man sagt, weißt schon daraufhin, dass hier ein Einstieg gewählt wurde, der irgendwie anders ist, als Sie es eventuell gewohnt sind. Wissen, was man sagt, ist dabei das entscheidende.
„Von Rittershausen nach Oberbarmen, oder: Wie Namen sich wandeln“ weiterlesenVon kämpfenden Reitern zu edlen Rossen – Das Pferd als Symbol des Krieges
Beginnen wir mit dem Ende. Die berühmten Comicalben um den Revolverhelden Lucky Luke schließen immer gleich. Der Held reitet auf seinem getreuem Hengst Jolly Jumper, dem schnellsten Pferd des Wilden Westens, in den Sonnenuntergang. In matten Rottönen verschmelzen Mann und Pferd mit der Umgebung des unbezwungenen Westens. In keinem anderen Bild symbolisiert sich die Freiheit des Westens so sehr wie in diesem Comic des belgischen Zeichners Morris. Das Pferd dient hier als Zeichen der Unabhängigkeit des Einzelnen.
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